Lesermeinung Überzogene Maßnahme im Dossenwald

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Zum Leserfoto von Birgit Haaf vom 14. März:

Auch wir als Familie genießen seit Jahrzehnten den wunderbaren Dossenwald. Ich selbst beobachte als Dipl.-Ing. Landespflege interessiert die Entwicklung insbesondere des südlichen Teils (Natur- und Landschaftsschutzgebiet) des Dossenwaldes, auch deshalb, weil mir das Gebiet bereits seit 1974 sehr vertraut ist, als ich die Integrierung der Neubaustrecke Mannheim-Stuttgart in die Landschaft von Mannheim bis Kraichtal planen und bis zur Ausführung begleiten konnte.

Schon damals ist mir die einzigartige Qualität hinsichtlich Ökologie und Landschaftsbild „ins Auge gesprungen“. Was die Panzer und Fahrzeuge nach dem Weltkrieg hier als Übungsgelände von Bewuchs freihielten, entwickelte sich zu einem Landschaftspark mit freien Sandflächen und einzelnen frei stehenden Bäumen. Leider verwischte sich dieses Bild nach Abzug der Truppen durch wohlgemeinte Aufforstung, und deshalb war ich froh, dass in den letzten Jahren ein Teil dieser Flächen wieder gerodet wurde unter Erhalt der veritablen Einzelbäume und einiger Kieferninseln.

So entstand mittlerweile ein wunderbarer Naturraum, der dem englischen Landschaftspark sehr nahe kommt und sowohl dem Erholungssuchenden als auch der auf diese Strukturen angewiesenen Tier- und Pflanzenwelt Lebensraum gibt.

Regelrecht erschüttert waren wir jedoch bei den letzten Spaziergängen über die Verschandelung der Landschaft mit der sogenannten neuen Besucher-Leiteinrichtung. Sicher haben sich hier engagierte Menschen Gedanken gemacht, wie sie basierend auf der 1993 erlassenen Verordnung des Regierungspräsidiums Flora und Fauna schützen können, sind aber unseres Erachtens über das Ziel hinausgeschossen, da sie Landschaftsbild und den Aspekt der Erholung außer Acht gelassen haben.

Wir halten die Maßnahme – mal ganz abgesehen von den entstandenen Kosten – auch deshalb für überzogen, weil wir auf unseren häufigen Spaziergängen (wir benutzen selbstverständlich die Wege) beobachten, dass sich der Besucherandrang in diesem Teil stark in Grenzen hält, und wir nur äußerst selten Menschen beobachten, die „querfeld-ein“ gehen. Wir glauben, dass unsere Mitbürger sich eher durch Informationstafeln zu einem dem Gebiet angemessenen Verhalten bewegen lassen, als durch solch massiven Absperrmaßnahmen, die nur ärgerlich machen und den Erholungsgenuss mindern. Informationstafeln an wenigen Stellen der Zugangswege gibt es aber im Gebiet nicht, mit Ausnahme eines kleinen Schildes am Zaun, das aber nur die Begründung für die vorgenommenen Absperrmaßnahmen liefern soll.

Wir hoffen, dass das Regierungspräsidium beziehungsweise die zuständigen Stellen den Plan in dieser Hinsicht noch einmal bedenken und weitere „Besucher-Leiteinrichtungen“ in Form von Zäunen stoppen. Wünschenswert wäre es, wenn die vorhandenen Zäune zeitnah wieder abgebaut würden.

Von Werner und Monika Peuker, Edingen-Neckarhausen