Verärgerung über Anspruchshaltung

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Zum Artikel „Protokolle des Notstands“ vom 21. Dezember:

Ich bin Krankenschwester, mit Interesse habe ich Ihre Erfahrungsberichte zum Pflegenotstand gelesen. Obwohl ich mir sicher auch andere Bedingungen wünsche: Für unsere hohen Beiträge bekommen wir – im Vergleich zu anderen Ländern – eine medizinische Versorgung auf immer höherem Niveau. Die damit einhergehende Technisierung sowie die stärker auch von Patienten geforderte Dokumentation müssen auch die Pflegekräfte mittragen. Auch dadurch bleibt weniger Zeit für die „eigentliche“, traditionelle Pflege.

Mit Offenheit schnell vorbei

In anderen Ländern ist es normal, dass nicht nur bei Kindern, sondern auch bei erwachsenen Patienten Angehörige pflegerische Aufgaben übernehmen. Wenn gesunde, kräftige Angehörige bei mir ein frisches Bett „bestellen“, nachdem wir gerade über den hohen Arbeitsanfall auf der Station gesprochen haben und dann am Tablet Filme schauen, statt mit anzupacken, ärgere ich mich schon über diese Anspruchshaltung.

Wir alle genießen die Vorteile der Globalisierung – Reisen in die Welt, lassen unsere Nordseekrabben in Marokko pulen, weil es billiger ist. Schade, dass es mit dieser „Offenheit“ schnell vorbei ist, wenn es darum geht, andere etwas an unserem Wohlstand teilhaben zu lassen. Wie dankbar sind unsere geflüchteten Patienten, dass sie überhaupt Zugang zu einem Krankenhaus haben.

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/2EUVKyX

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