Leserbrief - Zu “Ahorn sagt Nein zur Trasse 139” (FN, 16. Mai) Wie viel Energiewende verträgt ein Dorf?

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Ich muss gestehen, die Windräder in der Nähe unseres Dorfes stören mich noch immer. Sie wirken nachts durch Ihre Beleuchtung wie Kamine einer Großindustrieanlage und ich habe das Gefühl, ich befinde mich im Ruhrgebiet und nicht im ländlichen Raum.

Das Brummen der nahen Autobahn verstärkt diesen Effekt …und nun soll auch noch dieses Stromkabel von Südlink kommen . . .

Ich kann natürlich sofort auf die Barrikaden gehen und herausposaunen, dass ich dagegen bin – oder mich einfach mal auf den entsprechenden Veranstaltungen oder im Internet darüber informieren. Und, oh Wunder, ich muss feststellen, wie behutsam die Planer versuchen, jedes Waldstück, jede Hecke und jedes Biotop zu berücksichtigen. Wie sorgfältig auf Ängste und Bedürfnisse jedes Einzelnen eingegangen wird und wie großartig es ist, dass trotz höherer Baukosten die Kabel im Boden verlegt werden und nicht riesige Stahlskelette in den Himmel ragen und dicke Kabel den Horizont verhängen.

Und seien wir doch einmal ehrlich, wir wissen doch, dass wir alles dafür tun müssen, um den Klimawandel (zumindest) zu bremsen. Und wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen, brauchen wir in Baden-Württemberg auch den Strom aus dem Norden.

Und nun sitze ich in der Gemeinderatsitzung und muss mit anhören, wie, ohne die Details der Planung genau anzuschauen, über die notwendige Verschiebung der Korridore diskutiert wird, anstatt zu beschließen, die Planer bei der Detailplanung mit allen Kräften zu unterstützen.

Schüler gehen freitags auf die Straßen, weil sie Angst um Ihre Zukunft haben. Und wir Erwachsenen diskutieren, verzögern die Umsetzung von Maßnahmen und treiben die Kosten in die Höhe.

Liebe Schüler, ich muss mich bei Euch entschuldigen.

Ich habe es nicht geschafft, als Bürger meinen Mund aufzumachen. Deshalb schreibe ich diesen Leserbrief.