Serie (Kandidat 5) - Jan-Erik Storck für „Äfach de Beschde“ nominiert / Lehrer punktet mit offenem Ohr und dem Gespür für die Probleme unter Jugendlichen

„Er hört uns zu, er respektiert uns“

Von 
Angela Boll
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Mannheim. Für die zwölfjährige Leyla Cicek gibt es keinen Zweifel: „Er ist halt einfach der beste Lehrer, den man sich vorstellen kann.“ Die Siebtklässlerin der Integrierten Gesamtschule (IGMH) im Herzogenried lässt sich in den Stuhl fallen und verschränkt die Arme: „Isso“, sagt sie – und hat erstmal fertig argumentiert!

Jan-Eric Storck

  • Jan-Eric Storck wurde 1985 in Neustadt/Weinstraße geboren.
  • Er studierte an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern Lehramt und wechselte zum Referendariat nach Baden-Württemberg.
  • 2014 kam er nach Mannheim auf die Integrierte Gesamtschule (IGMH), dort absolvierte er das zweite Staatsexamen und übernahm 2015 seine erste eigene Klasse, die heutige 7c.
  • Jan-Eric Storck lebt in Mannheim, er ist ledig, hat keine eigenen, dafür aber viele Patenkinder. 

Nach und nach fallen ihr allerdings noch viele weitere Gründe ein, warum sie ausgerechnet ihren Klassenlehrer Jan-Eric Storck für die „MM“-Serie „Äfach de Beschde“ vorgeschlagen hat.

Die Abstimmung

Sie wählen den Sieger!

Immer donnerstags haben wir Ihnen einen Kandidaten für "Äfach de Beschde" vorgestellt. Am 23. Dezember begann die die Abstimmung. Jeder konnte im Internet oder per Postkarte seine Stimme abgeben. Bei der Auszählung wird nur eine abgegebene Stimme pro Person berücksichtigt. 

Die Abstimmung ist am 6. Januar 2018 zu Ende gegangen.

 

Der 32-Jährige gehört zu den sieben Kandidaten, die eine redaktionellen Jury aus zahlreichen Zuschriften ausgewählt hat. Am 23. Dezember beginnt die Abstimmung, dann dürfen die Leser entweder übers Internet oder per Postkarte die Stimme für ihren Favoriten abgeben.

Gymnasium gewechselt

„Er hört uns zu“, „er respektiert uns“, „er ist gerecht“ – mit diesen Worten beschrieb Leyla ihren Lehrer in der Bewerbermail an diese Zeitung. Ist das denn nicht normal in deutschen Klassenzimmern? Das wollen wir im Gespräch mit der Schülerin erfahren. „Nein“, antwortet sie entschieden, „ich habe das auch anders erlebt“. Schnell wird klar, dass die Siebtklässlerin die Nominierung nicht aus Jux und Dollerei formuliert hat. Bei einem Lehrer lernen zu dürfen, der sie ernst nimmt, dafür scheint die Zwölfjährige sehr dankbar zu sein.

Seit einem Jahr geht sie auf die IGMH. An dem Gymnasium, das sie vorher besuchte, hätte es überhaupt keinen Spaß gemacht, berichtet Leyla: „Die Lehrer waren immer gelangweilt, sie haben sich nicht für uns interessiert und auf dem Schulhof noch nicht einmal die Kinder gegrüßt.“ Alles hätte die Klasse alleine regeln müssen, erzählt sie. Und was dabei rauskam, klingt irgendwie logisch: „Wenn die Lehrer keinen Bock auf die Schüler haben, haben die auch keinen Bock auf die Lehrer“, sagt Leyla. Sie wechselte die Schule und landete in der 7c auf der IGMH – in Jan-Eric Storcks erster eigenen Klasse. Neue Kameraden, ein anderes Umfeld, ein fremder Stadtteil. „Am Anfang war das hier auch nicht sofort super“, erinnert sich Leyla. „Manche haben mich gemobbt, weil sie mich nicht kannten, aber dann hat sie Herr Storck zur Seite genommen, erst mit ihnen gesprochen und dann in der Klasse darüber geredet.“

Ziemlich schnell habe es dadurch keine Vorbehalte mehr gegeben, sagt Leyla und heute sei sie total froh, in der IGMH angekommen zu sein. Dabei fährt Jan-Eric Storck keinen Kuschelkurs. Darin sind sich Schülerin und Lehrer einig.

Wenn ihm etwas nicht gefällt, ziehe er sofort die Handbremse und hole die Störenfriede aus dem Verkehr, berichtet Leyla: „Er ist streng, aber er bestraft gerecht.“ Welche Prinzipien Storck wichtig sind, erklärt er selbst: „Ich bestehe auf Pünktlichkeit, auf ein sauberes Klassenzimmer und ich erwarte Ehrlichkeit.“ Nicht immer klappt das in der 7c. Und dann lässt sich Lehrer Storck was einfallen. Zähes Abschreiben kommt eher selten vor. „Oft genügt es, wenn ich Quertreiber einmal bei uns auf dem Stockwerk um den Block rennen lasse“, erzählt der Pädagoge. „Und wenn nichts mehr hilft, verwandle ich die Sportstunde in Erdkunde-Unterricht.“ Leyla verdreht die Augen, „das ist echt die Höchststrafe“, findet sie.

Trainer in der Freizeit

Storck kam 2014 nach dem Studium in Kaiserslautern zum Referendariat nach Mannheim. Die IGMH darf sich Eliteschule des Sports nennen, Kinder, die Leistungssport betreiben, erfahren hier eine spezielle Förderung. Und genau diese besondere Kombination passt perfekt zu Storck: „Das macht die Arbeit hier zu meinem Traumjob.“ In seiner Freizeit trainiert 32-Jährige bei der Mannheimer Turn- und Sportgesellschaft 1899 (MTG) den Leichtathletik-Nachwuchs. Leyla gehört auch dort zu seinen Schützlingen, belegte unter seiner Betreuung den zweiten Platz bei den Badischen Meisterschaften.

Natürlich kommt es bei der Sportskanone gut an, dass ihr Lehrer selbst aktiv ist. „Er steht in der Sportstunde nie einfach nur mit der Trillerpfeife am Rand. Er macht immer mit.“ Dabei könnte dem Pädagogen bei den täglichen Herausforderungen im Herzogenried auch mal die Puste ausgehen. „Wir sind wohl das, was man multikulti nennt“, weiß Storck: „Ich würde sagen die IGMH bildet die Gesellschaft ab. Und das passt für mich.“ Dass es auch mal kracht, stört den Mannheimer nicht: „Konflikte gehörten dazu. Daraus lernen die Kinder und übrigens auch die Lehrer.“ Wenn alles glatt laufen würde, wäre es ja langweilig . . . Was allerdings die Nominierung bei „Äfach de Beschde“ angeht, will Leyla für einen reibungslosen Sieg ihres Lehrers sorgen und setzt dabei voll auf die sozialen Netzwerke. „Ich habe schon einen Plan, wie ich auf WhatsApp, Instagram und Snapchat die Leute zum Abstimmen bewege“, lächelt sie überlegen: „Er muss einfach gewinnen!“

Am nächsten Donnerstag stellen wir eine Studentin vor, die in ihrer Freizeit Sterbende begleitet..

Info: Dossier unter morgenweb.de/debeschde

Redaktion Lokalredakteurin, Gerichtsreporterin, Crime-Podcast "Verbrechen im Quadrat"

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