Es wird ein richtiges Superwahljahr - oder wie Matthias Jung sagt: „ein Supersuperwahljahr“. Im „MM“-Podcast „Mensch Mannheim“ blickt der Geschäftsführer der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen auf die kommenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz am 14. März und die Bundestagswahl am 26. September. Viel Arbeit für den renommierten Wahlforscher: „Das wird schon eine sehr harte Nummer für uns.“ Die Corona-Pandemie sieht Jung auf jeden Fall als „politischen Faktor“ und zugleich eine größere Zufriedenheit mit der Bundesregierung, die in der Bekämpfung der Pandemie viel mehr Ansehen gewonnen habe - das gilt laut Jung auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es sei völlig unklar, wie sich die Pandemie und die Corona- Bekämpfung politisch im Jahr 2021 auswirke.
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Einerseits gebe es eine größere Polarisierung zwischen der AfD und dem Rest der Republik. Man habe andererseits auch einen im Vergleich zu früheren Jahrzehnten viel größeren Konsens in der Gesellschaft. „Da sind die ideologischen Differenzen viel stärker zurückgegangen, die Polarisierung ist dort niedriger.“ Doch wie wirkt sich diese Stimmung konkret an den Wahlurnen aus?
Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg sieht Jung Amtsinhaber Winfried Kretschmann (Grüne) klar im Vorteil: Er sei hoch angesehen und habe die Rolle des Landesvaters „neu belebt“. Ein Großteil seines Zuspruchs beruhe auf dieser landesväterlichen Rolle. CDU-Spitzenkandidatin und Kultusministerin Susanne Eisenmann werde es schwer haben. „Das fängt schon an mit der Bekanntheit im Land.“
Im Herbst wird es dann spannend auf Bundesebene, die Kanzlerin tritt nicht mehr an. Ein potenzieller Nachfolger könnte laut Jung der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sein. Ob die Grünen selbst bei einem Ergebnis um die 20 Prozent einen glaubwürdigen Anspruch aufs Kanzleramt erheben können, sieht Jung durchaus kritisch. Aber klar ist für ihn: Die Grünen sind der Hauptkonkurrent der Union im Kampf um Stimmen der bürgerlichen Mitte.
Wahlergebnisse vorauszusagen, wird indes von Jahr zu Jahr schwieriger: Der Personenkreis, der erst in der letzten Woche eine Entscheidung treffe, sei heutzutage viel größer als noch vor Jahrzehnten, erklärt der Wahlforscher. „Die Wählkampfe verlagern sich immer mehr an den Wahltag heran“, so Jung.
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