Wenn Katrin Pribyl manchmal auf der Pressetribüne des Unterhauses in London sitzt und vor historischer Kulisse das Parlamentstheater, das Gestreite und Gezeter, die Abstimmungen und Dramen unter den Abgeordneten verfolgt, kommen immer wieder Gedanken an die Anfänge zurück. Es sind Erinnerungen an jene Zeit, als die britische Politik für Auslandskorrespondenten beinahe langweilig wirkte. Diesen Eindruck jedenfalls gewann Pribyl, als sie Anfang 2014 auf die Insel zog, um für die Leser dieser Zeitung über das Vereinigte Königreich und Irland zu berichten. Seitdem aber ist viel passiert: Europa-Wahlen, ein Referendum in Schottland, Parlamentswahlen, dann das historische EU-Referendum mit dem Ergebnis Brexit, gefolgt von Neuwahlen und anschließenden, endlos scheinenden Verhandlungen um den Austritt des Landes aus der EU – es wird die alles bestimmende Angelegenheit auf viele Jahre bleiben.
Dabei herrscht auf der Insel ohnehin nie Stillstand. Terroranschläge trafen das Land, ein Großbrand im Grenfell Tower wühlte die Nation auf und der Giftgasangriff auf die Skripals beschäftigte die Welt. Derweil sorgt insbesondere das Königshaus für Abwechslung. Zwar darf Pribyl als überzeugte Republikanerin bezeichnet werden. Dennoch fühlt sie sich exzellent von der royalen Familie unterhalten und hat immer wieder das Glück, die Windsors zumindest aus der Ferne zu sehen und zu Presseterminen Eintritt in den Buckingham-Palast gewährt zu bekommen.
Die Bewunderung der Menschen für die pflichtbewusste Königin Elizabeth II. kann sie gut verstehen, die überbordende Euphorie der Deutschen gegenüber der britischen Monarchie bleibt der 36-Jährigen dagegen ein Rätsel – genauso wie übrigens die Besessenheit der Briten für Tee und Porridge.
Bevor Katrin Pribyl nach London wechselte, arbeitete sie als Journalistin in Jerusalem. Sie lernte ihr Handwerk beim „Südkurier“ am Bodensee und war danach als Wirtschafts-, dann als Politikredakteurin tätig. Zuvor verbrachte sie im Anschluss an ihr Studium in Leipzig einige Monate in Damaskus, Syrien.
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