Serie (Kandidat 3) - Pepe Arancio für "Äfach de Beschde" nominiert / Kunde schlägt außergewöhnlich geduldigen Verkäufer vor

Garant für gute Laune beim Einkauf

Von 
Angela Boll
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15 Leute in der Schlange, der Backautomat funktioniert nicht, und bei der Pfandflaschenabgabe klemmt's - Donnerstagnachmittag, 15.30 Uhr, im Norma-Supermarkt im Quadrat H 5. Der normale Wahnsinn. Drei kleine Mädchen, die Süßigkeiten gekauft haben, blockieren die Kasse. Sie haben nicht genug Geld dabei, um die Süßigkeiten zu bezahlen. Ein Mann von hinten fordert genervt einen weiteren Verkäufer. "Den brauchen wir nicht, Sie sind doch gleich dran", antwortet der Kassierer gelassen und erklärt den Mädchen, dass sie eine Tüte Gummibärchen leider wieder zurückgeben müssen. Es ist offensichtlich: Pepe Arancio kann nichts aus der Ruhe bringen.

Die Abstimmung

Sie wählen den Sieger!

Immer donnerstags haben wir Ihnen einen Kandidaten für "Äfach de Beschde" vorgestellt. Am 23. Dezember begann die die Abstimmung. Jeder konnte im Internet oder per Postkarte seine Stimme abgeben. Bei der Auszählung wird nur eine abgegebene Stimme pro Person berücksichtigt. 

Die Abstimmung ist am 6. Januar 2018 zu Ende gegangen.

 

Und genau das ist auch der Grund, weshalb Jochen Winter den Supermarkt-Verkäufer für die Serie "Äfach de Beschde" nominiert hat. Winter und Arancio kannten sich bisher nicht, obwohl sie sich regelmäßig sehen. Nämlich immer dann, wenn Jochen Winter, der in I 7 wohnt, seinen Einkauf erledigt. "Ich wusste noch nicht mal, wie er heißt", erklärt der Norma-Stammkunde mit Blick auf den Nominierten, "aber als ich den Aufruf für ,Äfach de Beschde' im ,Mannheimer Morgen' gelesen habe, dachte ich sofort: Der Norma-Mann ist genau der Richtige."

Pepe Arancio

  • Pepe Arancio wurde am 27. November 1987 in Sizilien geboren.
  • Er hat vier Geschwister.
  • 1992 kam er mit seiner Mutter und den Geschwistern nach Deutschland.
  • Der 29-Jährige wohnt in der Neckarstadt-West.
  • Pepe Arancio präsentiert sich, seine Frisuren und seine Ausgehoutfits gerne auf Instagram, einem kostenlosen Internet-Dienst zum Teilen von Fotos und Videos.
  • Auf Instagram folgen ihm 1255 Leute, darunter - so sagt er - auch Norma-Stammkunden. abo

"Er überrascht mich jeden Tag"

Winter hat diese "Donnerstagnachmittag-Szenen" im H 5-Supermarkt schon öfter erlebt - noch schlimmer gehe es freitagsabends zu. Dann nämlich, wenn alle schnell ins Wochenende wollen, manche Lebensmittel bereits ausverkauft sind und der eine oder andere Kunde alkoholisiert vor den Regalen herumnörgelt. "Aber dieser Mann", sagt Jochen Winter über den Nominierten, "behält einfach immer seine gute Laune, egal, was um ihn herum passiert." Regelmäßig beobachte er das und immer wieder staune er über so viel Gelassenheit. Pepe Arancio lacht. Er wirkt irritiert, will immer noch nicht recht glauben, dass ein "Fremder" ihn für eine Serie vorschlägt. Aber: "Es stimmt schon", sagt er. "Ich bin immer gut drauf, und wenn das nicht klappt, bleib' ich gleich im Bett. Dann läuft eh nichts."

Arancio wird nächste Woche 30 Jahre alt, seit gut eineinhalb Jahren arbeitet er bei Norma in H 5. Geboren wurde er in Sizilien, mit fünf Jahren kam er nach Mannheim, besuchte die Maria-Montessori-Schule. Eine Ausbildung hat er nicht absolviert. Bevor er bei Norma anfing, war er Aushilfe beim Friseur, Altenpfleger, Verkäufer im Modeladen, und beim Bäcker stand er auch schon hinter der Theke. In H 5 an der Kasse ist er für seine Verhältnisse sesshaft geworden. "Hier würde ich gern bleiben", sagt er. Seine Chefin Ilana Holler freut's, denn auch sie möchte ihren Pepe nicht mehr hergeben: "Er überrascht mich jeden Tag, baut mich auf und sorgt immer für beste Stimmung." Und gutes Klima können die Kollegen in H 5 offenbar gebrauchen. "Wir haben uns, und das ist super so", findet Ilana Holler, "denn wir erleben hier sehr viel."

Rolle in Fernsehserie

Diebstahl steht in H 5 auf der Tagesordnung, auch Kundschaft unter Drogeneinfluss, manchmal auch Verwirrte, die aus dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit im Nachbarquadrat kommen und mit dem Supermarktbesuch überfordert sind. "Ich habe schon Leute im Flügel-Hemdchen bedient und wurde schon mit einer Spritze bedroht", erzählt Arancio erst auf hartnäckiges Nachfragen. "Ja, ich werde oft beschimpft, auch unter der Gürtellinie. Klar." Der 29-Jährige winkt ab, so als wäre es nicht erwähnenswert: "Ich vergesse sowas schnell wieder, wenn es geht, und freue mich lieber über die freundliche Kundschaft. Die Kinder zum Beispiel." Unter ihnen hat Pepe Arancio sogar echte Fans. Weil er von 2010 bis 2011 in der RTL2-Serie "Köln 50667" mitspielte, erkennen ihn viele und "sie finden es cool, mich hier an der Kasse zu treffen", erzählt Arancio. "Natürlich verstehe ich nicht immer alle, weil ja viele hier kein Deutsch sprechen, aber irgendwie klappt es trotzdem, dass wir zusammen lachen."

Mannheim, Neckarstadt-West, die Innenstadt - "das ist mein Kiez", verrät Arancio, "ich liebe es, so wie es ist. Ich bin hier gern unterwegs". Oft werde mit er mit "Hey, bist du nicht der Norma-Typ" angesprochen, das falle ihm gerade erst "so beim Erzählen" auf, bemerkt er. "Wissen Sie, Mannheim und ich, das gehört einfach zusammen." Norma-Stammkunde Jochen Winter strahlt. Seinen Kassierer hat er nun ein bisschen besser kennengelernt, ihm interessiert zugehört. Er nickt kurz, schaut sein Gegenüber überzeugt an und fasst zusammen: "Äfach de Beschde."

Am nächsten Donnerstag stellen wir einen Kandidaten vor, der sofort handelt, statt lange zu diskutieren.

Redaktion Lokalredakteurin, Gerichtsreporterin, Crime-Podcast "Verbrechen im Quadrat"

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