Schule - PR-Leiterin Anja Lösch von Weinheimer Beltz Verlag zu Besuch in der vierten Klasse der Pestalozzi-Schule

Kinder – von Büchern begeistert

Von 
Lisa Wazulin
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Wie entsteht ein Buch? Anja Lösch (Mitte) zeigt Viertklässlern der Pestalozzi-Schule mit halbfertigen Büchern und Buchbinden den Weg bis zum fertigen Roman. © Wazulin

Am Anfang einer jeden Geschichte steht – ein Stift. Das finden zumindest die Viertklässler der 4b in der Pestalozzi-Schule. Nach der Logik der Grundschüler ist ja eh schon klar, dass sich der Autor die Geschichte zuerst ausdenken muss. Aber um die Gedanken in ein Buch zu verwandeln, braucht man eben auch Papier und Stift, sind die Zehnjährigen überzeugt.

Medienprojekt „Klasse Kids“ in Grundschulen der Region

  • Das Leseförderprojekt dieser Zeitung richtet sich an Grundschulklassen im Verbreitungsgebiet und hat am 13. März begonnen.
  • Innerhalb von zwei Wochen erhalten rund 3300 Schüler aus 143 Klassen in 51 Schulen aus Mannheim und der Region jeden Tag den „Mannheimer Morgen“ beziehungsweise den „Südhessen Morgen“.
  • Die Zeitungen werden in den Klassen zum Lesen und für Übungen verwendet. Jeder Schüler bekommt ein eigenes Exemplar.
  • In den zwei Wochen besuchen Redakteure dieser Zeitung sowie Vertreter von Sponsoren und Partnern die Klassen.
  • In diesem Jahr unterstützen die Sparkasse Rhein-Neckar-Nord, der Weinheimer Verlag Beltz & Gelberg, die Morgenpost sowie die Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg das Projekt. In Mannheim findet „Klasse Kids“ in Kooperation mit der Stadtbibliothek Mannheim statt.
  • Beim „Klasse Kids“-Gewinnspiel können die Teilnehmer eine Mail mit ihren Kontaktdaten an leserfoerderung@mamo.de schicken und eine Naturshow des Beltz-Verlages im Klassenzimmer gewinnen. 

„Die meisten Autoren schreiben ihre Geschichten heutzutage mit dem Computer. Danach kommt der Verlag ins Spiel“, klärt Anja Lösch behutsam ihre kleinen Zuhörer auf und muss sich dabei kurz ein Schmunzeln verkneifen. Die Antworten der Viertklässler werden die Leiterin für Presse und PR vom Weinheimer Verlag Beltz & Gelberg während ihres Besuchs noch öfter aus dem Takt bringen. Im Rahmen des Leseförderprojekts „Klasse Kids“ dieser Zeitung ist Lösch an diesem Tag mit halbfertigen Büchern, Bindemustern und Korrekturabzügen im Gepäck in die Pestalozzi-Schule gekommen, um zu zeigen, wie ein Buch entsteht – vom ersten geschriebenen Wort bis hin zum fertigen Roman im Bücherregal.

Aber bevor die Buchmacherin über Lektoren, Illustratoren, Drucker oder Buchbinder sprechen kann, wird sie schon vom neunjährigen Jakob in der ersten Reihe unterbrochen: „Ich weiß schon, wie das alles funktioniert, schließlich habe ich selbst ein Buch geschrieben!“, erklärt der Viertklässler selbstbewusst. Er erzählt im gleichen Atemzug, wie sein Freund und Klassenkamerad Andi die Bilder gemalt und er selbst die Geschichte auf dem Computer abgetippt hat. Herausgekommen ist das Buch „Schniddel und Schnaddel und der böse Zauberer Zarkaroff“, das die beiden schon auf dem Stadtteilfest und dem Schulhof verkauft haben.

„Die Bücher waren nach der Pause direkt vergriffen“, erinnert sich Klassenlehrerin Gülcan Yildirim. In ihrer Klasse sitzen neben den zwei echten Büchermachern auch viele Bücherwürmer: Die lesen nicht nur zu Hause etwa dicke Wälzern wie „In 80 Tage um die Welt“ von Jules Verne, sondern auch täglich 15 Minuten in der Schule. Wer am meisten gelesen hat, den kürt Yildirim zum Lesekönig. Das findet auch Lösch spannend und will wissen: Was lesen die Viertklässler am liebsten? Unter den zig Meldungen dauert es ein bisschen, bis jeder zu Wort kommt: Die Harry-Potter-Bände kennt fast die Hälfte der 19 Schüler, genauso wie die Geschichten von Astrid Lindgren oder Cornelia Funke.

Wie aber wird ein Manuskript zum Buch? Mit plakatgroßen Ausdrucken in der Hand, auf denen das Buchcover von Erin Hunter „Warrior Cats“ übergroß in Farbe gedruckt ist, zeigt Lösch , wie der Drucker mithilfe einer Farbleiste überprüft, ob alle Farben richtig gedruckt werden. Nachdem Lektor, Illustrator, Autor und Hersteller das Manuskript fertig gestellt haben, landet es in der Druckerei. Die Kleinen staunen nicht schlecht, als Lösch von riesigen Maschinen und Walzen erzählt, auf denen das Papier wie bei einer überdimensionalen Klopapierrolle aufgerollt wird. Dass immer vier Seiten eines Buches auf einem großen Papierbogen gedruckt werden, glauben die Kinder erst, als Lösch einen halben Papierbogen in die Höhe hält. Zu sogenannten Heften zusammengefaltet, ergeben viele Hefte eng nebeneinander gereiht ein Buch.

„Ich habe mal einen Roman gekauft, der falsche Seitenzahlen hatte“, meldet sich Marvin aus der letzten Reihe zu Wort. Bei diesem Punkt zückt Lösch ein Bindemuster aus ihrer Tasche. „Da hat wohl der Buchbinder die Hefte falsch zusammengenäht“, vermutet Lösch und freut sich über überraschte Gesichter. Ohne Umschlag und nur von feinen Schnüren zusammengehalten, betrachten sie das nackte Buch ungläubig, als Lösch damit durch die Reihen geht.

„Wie viel Kinder lesen und ob sie sich für Bücher interessieren, hängt vom Stadtteil ab“, sagt Lösch, die schon viele Klassen besucht hat. Sie ist nach ihrem Vortrag von den Leseratten beeindruckt. „Es ist toll, dass es Bücher gibt, die Kinder begeistern.“ Wie sehr die fertigen Geschichten tatsächlich faszinieren, zeigt die Wortmeldung der neunjährigen Emma, die am Ende noch etwas loswerden will: „Ich kenne die kleine Meerjungfrau aus Büchern. Aber die echte habe ich erst später gesehen, die gibt’s nämlich wirklich, und zwar in Dänemark!“

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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