Jazz im Quadrat - Jim Kahr lockt zum Auftakt der Konzertreihe rund 1000 Besucher an / Auftritt mit der Band "French Connection"

Legendärer Bluesgitarrist

Von 
Markus Mertens
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Bluesgitarrist Jim Kahr (l.) sorgte mit seiner Band "French Connection" für einen perfekten Auftakt der Konzertreihe "Jazz im Quadrat".

© Prosswitz

Mannheim. Ein herrlicher Samstag in der Quadratestadt. Die Sonne spendet angenehme 24 Grad - ein Wetter, wie es für Ausflüge und einen unbeschwerten Bummel durch die Innenstadt geradezu geschaffen ist. Und doch werden sich an diesem frühlingshaften Mittag so manche Pläne ändern, Einkaufstüten, Telefonate oder die nächste WhatsApp-Nachricht - all das ist für viele Passanten plötzlich nahezu unwichtig, als sie die Kapuzinerplanken entlanglaufen, diese Stimme hören und aufschauen: zu Jim Kahr.

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Mannheim: Jazz im Quadrat

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Keine Frage, die Begeisterung der gut 1000 Gäste hat ihre Gründe. Denn wenn der 64-jährige aus Illinois zu seiner Gibson greift, hören verzückte Ohren nicht einfach nur den Blues eines Heimgekommenen, der in den späten 70er und frühen 80er-Jahren die Mannheimer Clubs unsicher machte wie kaum ein Zweiter - sie werden Zeuge eines Meisters seines Genres.

Die musikalische Melange des Jim Kahr zeigt sich dabei zwischen fulminanten Slides und melancholischer Lebenslyrik keineswegs gefangen: Die Spuren gemeinsamer Zeiten mit Muddy Waters und J.J. Cale im Blut, umarmen seine Akkorde kraftvollen Soul nicht weniger als ausgewaschenem Funk, die bei Kahr niemals nur Kompromiss sind.

Längst hat dieser fließende, tief inspirierte Sound eine riesige Anzahl an Fans gefunden: Es ist der optimale Start für Jazz im Quadrat, wie auch Wolfgang Thiele befindet. Den "Mannheimer Morgen" und seine Events verfolgte der Mannheimer schon zu Zeiten, als die Zeitung noch am Marktplatz saß - und auch diesen Samstag hatte sich der Blues- und Dixieland-Fan wieder rot im Kalender angestrichen: "Mit den modernen Strömungen kann ich ja nicht so viel anfangen, aber wenn der Groove so fühlbar ist und der Rhythmus Dich so fesselt, ist das einfach wunderbar!"

Fritz Konrad empfindet das ganz genauso. Als sich vor der Bühne - einem Festival gleich - eine große Menschentraube bildet, die so nah wie möglich am Geschehen stehen möchte, tanzt er einfach los. Mit Sonnenbrille, guter Laune und jeder Menge Energie an Bord ist der Mannheimer an diesem Tag auf die Kapuzinerplanken geradelt, adelt die Jazz-Events des "MM" als "einfach geil" und weiß: "Wenn ich Musik wie seine höre, lädt mich das richtiggehend auf."

Zu solch großen Worten gibt Jim Kahr auch allen Anlass. Denn wie ein guter Liebhaber bietet er zuweilen ganz intime, fast fragile Momente zärtlicher Saitenschwüre, nur um Minuten später wieder packend dynamischen Chicago-Sound aufleben zu lassen. Den "berühmten Highway" ("Route 66") widmet Kahr augenzwinkernd zur bissig-agilen A 67 zwischen Mannheim und Darmstadt um, und selbst ein scheinbar auserzählter Klassiker wie "Ain't No Sunshine" wird in den Händen dieses Meisters noch zur reizvollen, unbestechlichen Blues-Schwärmerei.

Das liegt nicht zuletzt auch an seiner "French Connection", die sich zwischen Weißweinschorle und der frischen Brise ganz vortrefflich zum Finale des französischen Marktes gesellt: Alex Logel unterlegt die Songs an seiner antiken Hammond wie selbstverständlich mit entsprechender Leichtigkeit, Apollo sorgt am Bass für den erdigen Groove, und Mike Germer wird an den Trommeln zu einer Art Takt- und Impulsgeber: Er ruft dem großen Mimen dann und wann ein Stichwort zu, und der veredelt diese Vorlagen sogleich mit seiner rauen, niemals harten Stimme stilvoll.

Selbst 80-Jährige swingen mit

Dass Jim Kahr in seiner Karriere oft erstaunte Blicke erntete, weil er sich gerade als Weißer so vortrefflich wie unbeschränkt auf das Feeling des Blues verstand, ist längst kein Geheimnis mehr. Dass er seine Nummern jedoch so traumwandlerisch leicht in Richtung Perfektion improvisiert, hat man selbst bei Kahr selten erlebt.

Sogar die 80-jährige Ingrid Zemmrich, die für Jim Kahr extra aus Hemsbach auf die Kapuzinerplanken kam, hält da nicht an sich und lässt vor der Bühne tüchtig die Hüften kreisen. Das beweist zum Finale, was Wolfgang Thiele schon anfangs wusste: "Diese Musik hat einfach Schmackes!"

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