Coronavirus

Mannheimer Fasnacht fällt aus

Von 
Peter W. Ragge
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Für diese Vertreter der Löwenjäger sowie alle anderen Jecken fällt die fünfte Jahresezeit aus. © Troester

Längst hätten die Vereine Orden bestellen, Säle mieten, Musikgruppen verpflichten müssen – denn im Juni ist die Fasnacht normalerweise fertig geplant. Doch sie fällt, erstmals nach dem Golfkrieg 1991, aus. Nach Mitteilung der Karnevalskommission haben die federführenden Vereine beschlossen, „die Saalfasnacht in der Kampagne 2020/21 aufgrund der derzeit gültigen Hygienevorschriften abzusagen“. Es wird auch kein Prinzenpaar inthronisiert.

Damit bleiben Prinz Naro I. und Prinzessin Maren-Michelle I. im Amt. „Aber es hat letztlich keine Bedeutung, weil es ja keine Veranstaltungen gibt“, erklärt Thomas Dörner, der Präsident der Karnevalskommission. Die Entscheidung zur Absage sei einstimmig gefallen, betreffe zunächst aber nur die sieben federführenden Vereine. „Den anderen haben wir empfohlen, so zu verfahren – und die weit überwiegende Zahl der Vereine wird sich daran halten“, so Dörner.

„Wir sind uns unserer Verantwortung für die Gesellschaft bewusst“, betonte Dörner. Zwar sei es nach seinem Empfinden „eigentlich noch zu früh“, so der Präsident: „Keiner kann jetzt schon seriös sagen, was in sechs Monaten ist!“ Aber man habe sich „aus Gründen der Planungssicherheit“ zu der Absage entschlossen. Nach den Hygieneregeln sei es nicht möglich, eine Prunksitzung kostendeckend durchzuführen. „Mit Abstand kommt in einem Saal keine Stimmung auf, das muss man realistisch sehen“, so Dörner. Ob vielleicht Veranstaltungen im Freien – wie Straßenfasnacht und Umzüge – möglich seien, könne man jetzt noch nicht sagen. „Darüber reden wir im Herbst oder zum Jahresende mit der Stadt“, kündigte der Präsident an.

Bürgermeister Michael Grötsch beglückwünschte die Fasnachter zu ihrer „sehr, sehr weisen Entscheidung, die von hohem Verantwortungsbewusstsein zeugt“. Natürlich sei der Ausfall „sehr, sehr schade und total bedauerlich“ für die Aktiven wie das Publikum, und ihm sei klar, „dass das den Vereinen wahnsinnig schwer fällt“. Man müsse aber „der Wahrheit ins Auge sehen“.

„Wir sind schon traurig, aber unter den Umständen macht es keinen Sinn“, so Rolf Braun, der Präsident der Neckarauer „Pilwe“. Sie hätten 2020/21 die Stadtprinzessin gestellt. Ihr Orden ist bereits produziert, denn die Inthronisation hätte im November sein sollen. „Wir haben aber zur Sicherheit die Jahreszahl weggelassen und werden halt alles um ein Jahr verschieben“, kündigt Braun an. Die auserwählte junge Frau sei dazu auch sofort bereit gewesen. Die „Löwenjäger“, die 2021/22 mit der Stadtprinzessin an der Reihe gewesen wären, stellen dann die Regentin 2022/23. Für die Vereine sei der Ausfall der Kampagne auch deshalb besser, weil ihnen Einnahmen durch Sommerfeste fehlten, „bei uns geht da ein fünfstelliger Betrag flöten“, so Braun.

Redaktion Chefreporter

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