Die beste Voraussetzung für eine gute Pflege ist eine gute Organisation der Dokumente und relevanten Papiere im eigenen Zuhause. Denn die ist nun mal die halbe Miete. Sie erleichtert dem pflegenden Angehörigen vieles und beschleunigt die Versorgung.

Eine gute Organisation ist die halbe Miete

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Die beste Voraussetzung für eine gute Pflege ist eine gute Organisation der Dokumente und relevanten Papiere im eigenen Zuhause. Denn die ist nun mal die halbe Miete. Sie erleichtert dem pflegenden Angehörigen vieles und beschleunigt die Versorgung. Nicht gerade einfach für Menschen, die ansonsten mit Verwaltung wenig am Hut haben oder schon etwas älter sind und sich nicht so gut mit dem PC oder anderen elektronischen Geräten auskennen. Wie können Sie das am besten angehen? Und was steht dahinter. Im ersten Teil geht es vorwiegend um die technische Ausstattung und das ‚drum herum‘…

Das Büro zuhause

Wie gut sind Sie zu Hause ausgerüstet? Welche ‚Gerätschaften‘ haben Sie? Einige werden sagen: ich kann mit dem Computer und dem Internet nichts anfangen, mir ist das alles zu viel und ich bin zu alt dafür…

Fangen wir daher am Besten ganz simpel mit dem folgenden Satz an: Ich bin nie zu alt, um etwas Neues zu lernen. Denn dies ist schon einmal die Grundvoraussetzung dafür, dass Sie ein kleines Büro zu Hause auch noch im Alter gut einrichten und organisieren können. Ich kenne viele Senior*Innen, die sich erst spät an einen Computer oder ein Tablet gewagt haben. Zuerst oftmals mit einer gewissen Hemmschwelle und dann sind sie immer proaktiver und kreativer geworden. Diese SeniorInnen sind oftmals wissbegierig, positiv eingestellt und scheuen sich nicht, andere um Rat zu fragen und um Unterstützung zu bitten. Jeder von uns hat Wissensdefizite und nur derjenige der nicht fragt, bleibt bekanntermaßen dumm.    

Welche ‚Kommunikationsausrüstung‘ haben Sie?

Im Besten Fall haben Sie bereits einen Computer zuhause. Scheuen Sie sich aber nicht, wenn Sie älter sind, sich mit den neuen Medien auseinanderzusetzen. Es ist lange nicht so kompliziert, wie Sie es sich vielleicht vorstellen. Sie werden sehen, es macht Spaß und Sie werden viele positive Erfolgserlebnisse haben, sollten Sie den Umgang mit einem Computer, Emailprogrammen und verschiedener Software neu erlernen. 

Haben Sie junge Menschen in ihrem Umfeld, bitten Sie diese Ihnen beim Kauf und der Einrichtung elektronischer Geräte und der Programme behilflich zu sein. Auch die Bedienung können Sie mit deren Hilfe erlernen. Ein Kurs in der Abendakademie bzw. Volkshochschule kann auch die nötigen Kenntnisse vermitteln und gibt zudem die Möglichkeit neue Kontakte und Bekanntschaften zu schließen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um den Umgang mit dem PC zu erlernen und das zu einem sehr geringen Preis.

Gute Einstiegshilfe

Einen hervorragenden Einstieg für PC-Muffel bietet eine Publikation des BAGSO (Lobby der Älteren). Diese Bundesarbeitsgemeinschaft für Senioren hat viele Publikationen verfasst, die alle online (!) auf deren Webseite verfügbar sind. Sehr übersichtlich und anschaulich aufbereitet erklärt sie dem Laien die ‚neue Welt‘. Ich muss sagen, es bietet auch der jüngeren Generation einen guten Überblick über die Möglichkeiten und erklärt viele englische Begriffe. Sie werden sehen: rasend schnell werden auch Sie die Bandbreite der Möglichkeiten entdecken und werden nicht mehr davon loskommen.

Doch an dieser Stelle möchte ich in aller Ruhe mal die Geräte auflisten, die ich persönlich für sinnvoll erachte, wenn man sich ein kleines Home-Office einrichten möchte:

Zur Grundausrüstung gehören:

  • Computer (PC oder Laptop)
  • Drucker, Scanner und Kopierer: sind meist als ein Multigerät (3 in 1) verfügbar.
  • Mobiltelefon und Tablets
  • Internetanschluss (am besten W-LAN, daher brauchen Sie einen Rooter)

Denken Sie daran, der Fortschritt steht nicht still. Das Internet bietet Ihnen unbegrenzte Möglichkeiten und besonders, wenn Sie stark ans Haus durch die Pflege gebunden sind wird es Ihnen eine wertvolle Informationsquelle sein und eine wichtige Verbindung zur Außenwelt.

Ich würde generell eher Laptops bevorzugen. Ein Laptop gibt Ihnen die Möglichkeit flexibler und nicht fest an einem Platz im Haus oder in der Wohnung gebunden zu sein. Wenn Sie einen W-LAN Anschluss haben, können auch andere Personen diesen Internetanschluss mit Ihnen gemeinsam nutzen. Das ist besonders dann wichtig, wenn mehrere Personen im Haushalt wohnen. Außerdem nimmt er weniger Platz weg.

Scanner, Kopierer und Drucker sind schon seit langem in einem Gerät verfügbar. Das erleichtert vieles. Je weniger Geräte man hat, desto besser. Denn gerade, wenn Sie in einer kleinen Wohnung sind oder gar in betreutem Wohnen, haben Sie in der Regel sehr wenig Platz und es zählt jeder Zentimeter.

Internet und Telefontarife

Es ist empfehlenswert, sich im Vorfeld über mögliche Kombitarife zu informieren. Sogenannte Flatrates (=man zahlt eine fixe Summe und kann unbegrenzt telefonieren, im Internet surfen etc.) sind heute bei jedem Mobilfunkanbieter buchbar. Wichtig ist aber auch, dass Sie sich im Vorfeld Gedanken über Ihre Bedürfnisse machen. Folgende Fragen sind unter anderem wichtig abzuklären:

  • Leben Sie auf dem Land?
  • Wie ist die Internetanbindung und wie schnell ist sie?
  • Wie ist die Netzabdeckung des Mobilfunkanbieters?
  • Habe ich einen Servicecenter vor Ort oder bin ich immer auf einen Call-center angewiesen, um eventuelle Fragen und Probleme zu klären?
  • Achten Sie auf die Tarife: Nicht immer sind günstige Tarife die besten Optionen.
  • Wenn Sie eine Pflegeperson aus einem anderen Land beschäftigen, die mit Ihnen unter einem Dach wohnt, fragen Sie nach Flatrates, die Telefonate in diese Länder beinhalten (z.B. Polen, Rumänien, Ungarn etc.). Aber besonders in diesen Fällen ist es wichtig, W-LAN im Hause zu haben, denn meistens telefonieren die Pflegekräfte über kostenlose Internet-Telefonie.  

Es gibt unterschiedliche Preisvergleichsportale im Internet. Denken Sie auch hier daran: Wenn Sie etwas (noch) nicht können oder wenn Sie noch kein Internet haben, bitten Sie jemanden aus ihrer Familie oder dem Bekanntenkreis Ihnen bei der Suche behilflich zu sein.

Wichtig ist: Sprechen Sie darüber, wo Sie die größten Engpässe sehen oder gar keine Kenntnisse vorweisen können. Man kann nicht alles wissen. Vermitteln Sie klar und deutlich, was Sie brauchen. Denken Sie daran, dass Menschen gerne helfen. Besonders in ihrem engeren Umfeld sind Bekannte und Freunde in unerwarteten Pflegesituationen zunächst einmal hilflos, da Sie nicht wissen, wie Sie ihre Hilfe anbieten sollen und was genau gebraucht wird. Daher ist liegt es an Ihnen, sich Ihrer Bedürfnisse klar zu werden und Sie eindeutig mitzuteilen.

Beispiel:

„Ich habe keinen Computer zuhause und kein Internet. Ich weiß nicht, ob ich es alleine schaffe, mich damit zu beschäftigen. Ich habe das Gefühl, es wächst mir alles über den Kopf. Ich bin davon überzeugt, dass das Internet sehr wichtig für mich ist und die Benutzung eines Computers könnte mir vieles auf lange Sicht erleichtern. Kennt ihr jemanden, der mich hierbei unterstützen kann und würde? Oder könnt ihr mir vielleicht helfen?“

Denken Sie daran: Man braucht nicht immer Geld, um sich Hilfe zu holen. Früher hat man Dinge getauscht. Vielleicht können Sie etwas besonders gut, was der andere braucht, was Sie auch anbieten können. Denken Sie kreativ und mal über den Tellerrand hinaus. Oftmals helfen Menschen gerne und kostenlos.  

Der Großteil der Menschen braucht das Gefühl, gebraucht zu werden und für jemanden da sein zu dürfen. Denken Sie bitte nicht, dass Sie sich in eine Abhängigkeit begeben - das ist eher hinderlich als förderlich. Bedanken Sie sich für die Hilfe und die Unterstützung in welcher Form auch immer. Oft reicht ein liebes Wort, eine Umarmung, ein Kompliment oder ein schlichtes ‚Danke‘, um dem anderen ein gutes Gefühl zu vermitteln. Dafür sind wir Menschen da und nur mit einem sozialen Miteinander ist das Leben lebenswert.

Aber besonders junge Menschen, die sogenannten ‚digital-natives‘, sind sehr bewandert in diesem Bereich sind in der Regel sehr hilfsbereit. Falls Sie in der Nähe oder der Nachbarschaft ein paar Studierende haben wäre auch ein Tauschgeschäft à la ‚Essen wie bei Oma‘ gegen IT-Betreuung. Es gibt bestimmt einige Studenten, die sich sehr darüber freuen werden, ein paar Mal in der Woche gut bekocht zu werden. In Großstädten, Stadtteilen aber auch in Vereinen oder anderen Treffpunkten gibt es auch häufiger Tauschbörsen.

Nächste Woche gehe ich näher auf die Organisation eins Home-Office (Büro zu Hause) ein und warum eine gute Verwaltung von Papieren und Diagnosen so wichtig für die Pflege ist.

Bis dahin wünsche ich Ihnen eine gute und erholsame Restwoche,

Ihre Waltraud Gehrig

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