Handy, Laptop, Tablet & ein gutes NETZ - unersetzlich für Pflegende

Gerade in dieser Epidemie-Zeit ist es sehr schwierig, einen nahestehenden Menschen im Pflegeheim zu wissen. Erst jetzt wurden tragische Realitäten bekannt, als kranke alte Menschen am Corona-Virus im Pflegeheim verstarben. Aber auch in einer nicht so krisenhaften Zeit, ist es manchmal schwierig, mit den Verwandten im Alters- oder Pflegeheim Kontakt zu halten, besonders dann, wenn sie nicht selbständig ein Telefon nutzen können.

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Die Erkenntnisse einer pflegenden Angehörigen - Frau G. erläutert ihre Sicht der Dinge

Als meine Mutter, schon im Endstadium der Demenz im Pflegeheim war, habe ich sie jeden Tag besucht, manchmal sogar zweimal am Tag. Sie konnte nicht mehr sprechen und hat nur noch wenig zu sich genommen. Die PflegerInnen hatten natürlich wenig Zeit, um sich um sie so zu kümmern, wie es notwendig gewesen wäre. Natürlich habe ich auch mehr von der Betreuung übernommen, aber ich bin selbständig und musste arbeiten. Aber ich hätte auch an ihrem Bett oder wo auch immer sitzen können und wenigstens Kleinarbeit machen können, hätte ich eine ausreichende Netzabdeckung gehabt und ich rede nicht von einem W-LAN Anschluss. Das Heim befand sich übrigens im Zentrum Mannheims und nicht irgendwo in der Eifel oder im Hunsrück.

Gut funktionierendes W-LAN und Netzabdeckung im Heim wäre von Vorteil

Wir sind in einer global vernetzten Welt. Deutschland ist eines der weltweit führenden Exportländer. Ich bin Teil einer Generation, die schon viel mehr reiste und international tätig war als meine Eltern, die zur Kriegs- und Nachkriegsgeneration gehörten. Bei uns war ein Interrailticket aber auch noch was Spannendes und Außergewöhnliches. Heute sind junge Menschen schon viel früher unterwegs und viele Studiengänge sind international ausgerichtet, so dass ein Praktikum im Ausland ein ‚Muss‘ ist. Dementsprechend sind wir alle mehr unterwegs. Wir sind die Generation, die sich um die Eltern kümmern, die aber auch mehr dienstlich im Ausland unterwegs sind. Das heißt aber auch, dass man mal vor dem Flug oder von unterwegs ein paar Minuten Zeit hat, in denen man sich mit Verwandten im Pflegeheim auch per Skype kurzschließen könnten und einfach mal ‚hallo‘ sagen könnte.      

Über W-LAN mit den Liebsten in Verbindung bleiben

Dafür muss es aber auch eine dementsprechende Infrastruktur im Pflege- oder Altersheim geben, denn ohne ein gutes W-Lan oder wenigstens eine ausreichende Netzabdeckung geht mal überhaupt nichts. Wie wichtig das alles wäre zeigt ein Beispiel meiner gehörlosen Freundin, deren demenzkranker Vater in einem Pflegeheim ist, dass sich einige Stunden von ihrem Wohnort befindet. Sie kann ihn also nur selten besuchen. Was sie aber gut kann ist Lippen lesen, aber dafür müsste sie ihn sehen. Telefonieren geht, ist aber nicht ideal. Doch momentan kann sie ihn selbst per Telefon kaum erreichen. Ein regelmäßiges Skype-Telefonat würde da Welten ausmachen – für ihn und die sie. Es würde die Kranken und Alten beruhigen, auch wenn man nicht physisch anwesend ist. Ehrlich gesagt: Die Heime sind sauteuer, um es mal ganz lapidar zu sagen. Vieles muss immer noch der Angehörige übernehmen aufgrund der geringen Personaldichte. Warum nicht sich ein wenig mehr der Technik und den Möglichkeiten bedienen, die wir haben? 

Silver-Surfer – begeistert im Netz unterwegs

In Trier gibt es ein Heim, das 2 Zimmer an Studentinnen vermietet hat. Für geringe Mietzahlung verpflichteten sie sich zusätzlich Sozialstunden für die BewohnerInnen abzuleisten. Hoher Beliebtheit erfreuen sich die Computerkurse, die von ihnen organisiert werden. Viele RentnerInnen sind sogenannte ‚Silversurfer‘ und sind gute und vor allem begeisterte NutzerInnen. Es gibt auch viele Online-Spiele und Angebote, die auf Senioren ausgerichtet sind und viel Spaß machen, so auch die Memore-Box.

Memore-Box – auch schon in Pflegeheimen zu finden

Immer mehr Senioren entdecken für sich die Welt des Online-Spielens und hierbei geht es nicht nur ums 'Zocken' oder 'Daddeln': Mit Hilfe von Spielekonsolen wie einst Wii von Nintendo oder aber der Einsatz von Pokémons unterstützen Onlinespiele auch die physische Bewegung für jede Generation. Onlinespiele sind heute ein generationsübergreifendes und verbindendes Element. Das dachte sich auch ein Hamburger Start-Up und entwickelte eine Online-Spielebox für Senioren. Das Konzept kommt hervorragend an und ist schon an ganz vielen Standorten über Deutschland verteilt in den Pflegeheimen zu finden. Unterstützt wird das Produkt und die Initiative von der Barmer KV.

Doch nicht alle wollen den Fortschritt

Ja, natürlich gibt es auch viele ältere (und auch jüngere) Menschen, die mit PCs, Tablets und Smartphones nichts am Hut haben. Es muss sich auch nicht jeder für alles interessieren aber die Welt verändert sich und zwar in rasanter Zeit. Was ich damit sagen will ist: wir sollten endlich umdenken. Die Generation unserer Eltern und Großeltern stirbt so langsam aus und wir rücken nach. Wir, die Generation, die bereits mit dem PC aufgewachsen sind und ohne Handy kaum noch leben können. So sollte man diesen Entwicklungen auch in Pflegeeinrichtungen und Altersheimen so langsam Rechnung tragen. Auch im Sinne der pflegenden Angehörigen.

Bleiben Sie bitte alle gesund! Bis nächste Woche,

Ihre Waltraud Gehrig

 

www.pflegenetzwerke.de

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