Frohe Weihnachten?

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© Frauke Riether

Geht es Ihnen derzeit genauso? Was wünscht man den anderen in solch einer Pandemiezeit? Fröhliche Weihnachten? Eine besinnliche Zeit? Schöne Festtage? Ignoriert man die Pandemie bei diesen Glückwünschen oder stellt man einen Bezug zu ihr her?  

Die Erkenntnisse einer pflegenden Angehörigen - Frau G. erläutert ihre Sicht der Dinge

Je länger die Pandemie anhält, desto eher kommt in einem Gespräch zu Tage, dass man jemanden kennt, der an Corona erkrankt ist. Die Krankheit wird immer realer und hält Einzug in unseren Alltag – mehr denn je. Ganz bedrückend finde ich die Berichte über verstorbene Menschen in Alten- und Pflegeheimen. Wie schwer muss es für alle Beteiligten sein, dass ein Mensch an dieser aggressiven Krankheit verstirbt und vielleicht auch noch alleine, d.h. ohne seine Verwandten oder Liebsten? Nicht nur für die zurückgebliebenen Angehörigen ist dies hart, auch an den Pflegekräften und Mitarbeiter*Innen einer Pflegeeinrichtung geht das nicht spurlos vorüber. Gerade dann sollten wir wieder mehr zusammenrücken und gemeinsam versuchen, solche Situation zu verarbeiten. 

Die Adventszeit in ihrem Ursprungsgedanken – back to the roots…

Wir reden ja jedes Jahr von einer besinnlichen Advents- und Weihnachtszeit. Jetzt haben wir sie und meckern trotzdem. Klar, ist das alles nicht so einfach, aber wenn man es mal philosophisch betrachtet, dann könnte diese Zeit als Pause von all dem Überkonsum genommen werden, der in den letzten Jahren immer stärker wird. Aber solch eine Auszeit kann man sich nur selten von der Pflege nehmen – das steht außer Frage. Und dann ist es wirklich nicht einfach diese Ruhepausen sich zu nehmen, wenn man dafür mal früher (nicht in Coronazeiten) auch in ein Konzert gehen konnte und wenigstens für kurze Zeit die Probleme beiseiteschieben konnte. Trotzdem: versuchen Sie wenigstens 1-2 positive Dinge herauszufiltern, dass Ihnen die jetzige Zeit ein wenig leichter fällt.

Der Glaube hilft

Als gläubiger Mensch finde ich, dass ein Glaube helfen kann. In fast jeder Religion gibt es den Ansatz, dass man Prüfungen auferlegt bekommt und diese zu ‚lösen‘ hat. Als ich in Russland lebte gab es immer ein paar weise Sprüche dazu: Dem, der Gott liebt, schickt er Schwierigkeiten. Kann man mögen, muss man aber nicht. Besser finde ich das Sprichwort: Gott wird dir nur so viel im Leben zumuten, wie er davon überzeugt ist, dass Du es bewältigen kannst. Dieses Sprichwort vermittelt zugleich Kraft und Zuversicht. Das bedeutet, dass ich meiner Kräfte sicher sein kann und dass es eine Lösung gibt, egal wie diese aussieht, denn man kann auf himmlischen Beistand hoffen, wenn es um die Lösungsfindung geht.

Aktiv sein und bleiben

Was immer auch passieren mag in diesen Zeiten: Versuchen Sie es anzunehmen. Es hilft nichts, mit dem Schicksal zu hadern oder sich ständig zu fragen, warum es einen selbst trifft und nicht andere oder wenn diese Zeit zu einer der härtesten Prüfungen wird. Auch wenn es sich platt anhört: Nach der Dunkelheit gibt es wieder Licht. Irgendwann wird es wieder besser und heller. Versuchen Sie bei sich selbst zu bleiben, vermeiden Sie allzu viele Vergleiche mit anderen. Aus meiner Erfahrung wird man dadurch nur zunehmend schlecht gelaunt und immer depressiver. Aber wenn Sie es nicht mehr alleine schaffen bemühen Sie sich um Unterstützung und Hilfe. Das ist zwar heute nicht allzu leicht, denn Kapazitäten sind langsam erschöpft und die eigene Energie hat auch seine Grenzen. Also: bemühen Sie sich rechtzeitig, seinen Sie kreativ und lassen Sie sich nach eventuellen Absagen bitte nicht entmutigen.

In diesem Sinne möchte ich Ihnen allen trotz vieler Widrigkeiten und Problemen, die eine Pflege in dieser Zeit mit sich bringt, ein wunderschönes und hoffentlich besinnliches Weihnachtsfest wünschen. Bleiben Sie zuversichtlich und vor allem gesund! Hoffen Sie darauf, dass es besser wird.     

Ihre Waltraud Gehrig

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