Urlaub von der Pflege in Corona-Zeiten

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Viele reden gerade von Urlaub und besonders viele Menschen beschweren sich, dass es nur wenige Möglichkeiten gibt und man sich ja doch sehr einschränken müsse. Und was tun in dieser Zeit die Menschen, die sich mitunter seit Jahren in ihren Leben gefangen füllen und mit oder in einer Pflegesituation leben? Welche Bedeutung hat für diese Menschen Urlaub? Und wie kann man jetzt in der Pandemiezeit Urlaub organisieren und verbringen?

Die Erkenntnisse einer pflegenden Angehörigen - Frau G. erläutert ihre Sicht der Dinge

Ich muss sagen ich finde die Diskussionen zum Thema Urlaub gerade sehr verstörend. Zudem noch das Thema ‚Urlaub‘ in Verbindung mit anderen Ländern. Wir befinden uns noch immer in einer Ausnahmesituation und wissen nicht wie es weiter geht. Ist es wirklich so schlimm, wenn man mal ein Jahr nicht in Urlaub fährt? Was machen die Menschen, die Verantwortung für einen kranken Mensch übernommen haben? Die können nicht einmal so spontan irgendwohin fahren oder fliegen. Man stelle sich vor, viele hatten teilweise jahrelang keinen Urlaub mehr und sind am Rande ihrer Kräfte. Interessanterweise hört man von diesen Menschen die wenigsten Klagen.

Jeder Mensch verdient Urlaub

Ich kann das alles gut nachvollziehen: Die meisten von uns arbeiten hart – welche Arbeit es auch immer sein mag und sowohl der Körper als auch die Psyche brauchen dringend Erholung. Aber besonders Menschen, die einer Pflegesituation involviert sind, können sich diesen ‚Luxus‘ oft nicht leisten. Sei es aufgrund der finanziellen Situation, sei es Zeitmangel oder die Tatsache, dass sich kein pflegerischer Ersatz findet. Gehen wir mal diese Punkte durch und schauen nach, was man trotz allem tun kann.    

Kein Geld für den Urlaub? Warum in die Ferne schweifen?

Eine Pflegesituation ist nicht nur psychisch und physisch eine Belastung – oftmals auch eine finanzielle. Man muss jeden Cent umdrehen, kann eventuell weniger arbeiten oder es gibt eine Reihe von Problemen. In solch einer Situation Urlaub machen? Ein Unding – oder? Ja, für einen Urlaub braucht man auch Geld, denn man will sich ja auch mal etwas leisten können. Vielleicht geht aber auch ein Kompromiss? Wie wir gerade durch Covid-19 erleben, wird auch Deutschland wieder als Urlaubsland gehandelt. Manchmal sieht man die Schönheiten des eigenen Landes oder Region gar nicht. Nehmen wir mal die Rhein-Neckarregion: Ohne großen Aufwand kann man in den Odenwald oder die Pfalz fahren. Mein Partner und ich lernen gerade die Region Rheinhessen kennen und das immer an einem Tag in der Woche, nämlich den Sonntag. Es gibt wunderschöne Tagestouren und einzig die Anfahrt muss organisiert werden. Heißt im Umkehrschluss: Kostet Geld (sei es für ein Zugticket oder den Sprit). Wir packen uns immer unsere Rucksäcke für’s Picknicken und schon alleine durch eine Tageswanderung sind wir erholt und fühlen uns wieder den Herausforderungen für die nächste Woche gewappnet.

Vorteil: Wenn wirklich mal die ‚Hütte‘ zuhause brennt sind Sie in Windeseile wieder zuhause und müssen nicht erst wieder einen Rückflug oder eine lange Rückfahrt organisieren. Außerdem sind unsere Landschaften ebenfalls traumhaft schön und man kann in der Tat abschalten. Probieren Sie’s einfach mal aus!

Ruhe, Stille und Einkehr – im Kloster

Eine weitere Möglichkeit für diejenigen, die mal richtig Ruhe und eine Auszeit brauchen: Das Kloster! Es gibt in Deutschland sehr viele Klöster, die auch Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. Diese sind zwar nicht immer sehr luxuriös, aber es kommt darauf an, was Sie gerade brauchen. Eine Klosterauszeit gibt ihnen einfach die Möglichkeit der Hektik und dem Pflegealltag zu entgehen. Auch wenn’s nur mal ein Wochenende ist. Ich kann Ihnen versichern, es lohnt sich allemal. Zudem sind Klöster früher in der Regel an besonderen Plätzen erbaut worden. Man merkt einfach, dass diese Orte schon fast mystisch anmuten. Sie wirken sehr beruhigend auf die Seele und den Körper und gerade das ist es, was pflegende Menschen brauchen.  

Vorteil: Sie brauchen für eine Klosterauszeit nicht religiös oder gläubig zu sein. Einige Klöster bieten auch Wellnessbehandlungen oder Kurse an, wie z.B. Yoga, Tai-Chi oder bieten Wege zur Stressbewältigung. Diese Kurse haben natürlich auch ihren Preis. Es geht aber auch günstiger, und zwar dann, wenn Sie ein Kloster wählen, dass nur Übernachtungsmöglichkeiten bietet und wenn es weit ab vom Schuss ist z.B. im Hunsrück oder in der Eifel.

Ich finde niemanden, der mich ersetzt

Doch was passiert, wenn der Pflegende Mensch denkt er/sie seien unersetzlich? Wenn es heißt: „Niemand kann sich so gut um meinen Mann kümmern, wie ich!“ Doch, es gibt Menschen, die für diese Tätigkeit ausgebildet sind. PflegerInnen, die sich tagtäglich um kranke und pflegebedürftige Menschen kümmern. Der Vorteil ist, dass sie nicht so stark emotional involviert sind, wie der Pflegende. Ein Pflegedienst oder Einrichtungen vor Ort gibt es meistens. Manchmal müssen Sie, zugegebenermaßen, eine Auszeit von langer Hand planen. Gerade wenn man den zu Pflegenden an Feiertagen oder in der Ferienzeit in eine Verhinderungspflege geben will. Dann muss man das schon lange vorher ankündigen. Aber auch das ist eher eine Frage der Organisation und Planung. Oder bitten Sie jemanden aus der Familie oder Freundeskreis – je nach Art der Pflege oder der Tätigkeiten, die erfolgen müssen, kann man das eventuell auch in alternativer Art und Weise organisieren. 

Vorteil: Wenn Sie jemanden anderen bitten, für einen gewissen Zeitraum die Pflege zu übernehmen erkennen Sie vielleicht, dass auch Sie selbst für sich sorgen und pflegen müssen, um wieder gestärkt die Pflege zu übernehmen. Vielleicht bekommen Sie aber auch neue Tipps und Ideen, wie Sie etwas besser oder einfacher machen können. Denn ein Außenstehender sieht vielleicht Dinge wieder anders als Sie.   

Keine Zeit!

Eigentlich der typische ‚Rentnergruß‘. Aber ich höre auch immer mehr von den Menschen, dass sie keine Zeit haben. Ja, ich gebe Ihnen Recht, dass wenn Sie für die eignen Familie da sein müssen, pflegen und noch einer Beschäftigung nachgehen – dann sieht es düster aus. Aber auch dann geht es. Denn immer dran denken: Wenn Sie irgendwann nicht mehr können und selbst zum Krankheitsfall werden dann hat niemand was davon und dann ist es Stress pur. Also, wichtig in solchen Fällen:

1. Prioritäten setzen

2. Delegation einzelner Aufgaben

3. Klar und deutlich Bedürfnisse kommunizieren

Diese drei Punkte gilt es zu berücksichtigen und dann hat man auch das Zeitproblem besser im Griff. Um was es dabei genau geht, lesen Sie in der nächsten Ausgabe des Pflege-Kompasses.  

Ihre Waltraud Gehrig

www.pflegenetzwerke.de

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