Zuhause Pflegen – Vorteile und Nachteile

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Nicht wenige Menschen entscheiden sich dafür, ihre Liebsten zu Hause zu pflegen. Doch was bedeutet das für alle Beteiligten? Wie kann man das bewerkstelligen? Was braucht es für eine gute Pflege zuhause und wo bekommt man dafür welche Unterstützung? Die nächsten zwei Ausgaben des Pflege-Dossiers beschäftigen sich mit diesen Fragen. Ich hoffe damit, verschiedene Blickwinkel einfangen zu können.

Die Erkenntnisse einer pflegenden Angehörigen - Frau G. erläutert ihre Sicht der Dinge

Für mich war es zunächst klar, dass meine Mutter in die eigenen vier Wände gehört. Für meinen Bruder war es klar, dass sie in ein Altersheim kommen sollte, nachdem unser Vater verstorben war. Am liebsten in seiner Nähe mit der Intention, sie somit regelmäßig besuchen zu können. Letzteres war in guter Absicht seinerseits. Bis heute lebt er jedoch im Odenwald auf dem Land. Etwas, wo meine Mutter nie hinwollte. Doch der ‚praktische Nutzen‘ überwiegte in der Vorstellung meines Bruders. Und das führt natürlich zur Frage: Wieviel soll der praktische Ansatz berücksichtigt werden und wieviel soll der persönliche Wunsch des Einzelnen den Ausschlag geben, ob man sich für die häusliche oder stationäre Pflege entscheidet?

Sich in den anderen hineinversetzen

Es ist zunächst einmal hilfreich, sich in den anderen Menschen hineinzuversetzen, was aber alles andere als einfach ist. Würde ich wollen, dass man über meinen Kopf hinweg entscheidet, was gut für mich ist? Und vor allem, wie ginge es mir, wenn meine Kinder mich zu etwas bringen wollen das ‚praktisch‘ ist? Unsere Eltern/Großeltern haben in der Regel sehr viel in ihrem Leben bereits geleistet und freuen sich auf einen geruhsamen Lebensabend. Eine Zeit, in der sie machen können, was sie selbst wollen und ihr leben so leben, wie sie es sich vorgestellt haben. Meistens haben sie ihre eigenen Bedürfnisse hintenangestellt und nur für die Familie gelebt. Im Gegenzug sollten wir auch unsere Bedürfnisse ein wenig hintenanstellen und Kompromisse suchen. Ich kenne recht viele Familien, die sich darüber sehr viele Gedanken machen. Also, wenn sich alle Beteiligten auf eine häusliche Pflege geeinigt haben sollte man hier schon ein wenig praktische Überlegungen miteinfließen lassen.

Kleine Checkliste für die Pflege daheim

Es gilt erst mal zu analysieren, wie gut man die häusliche Pflege in der Wohnsituation bewältigen kann. Man sollte erst mal folgende Fragen für sich beantworten:

  • Lebt derjenige in einer Miet- oder Eigentumswohnung oder gar in einem Haus?
  • Müssen und können Umbaumaßnahmen vorgenommen werden, um die Pflege zu erleichtern?
  • Wie steht es um die Barrierefreiheit um und in der häuslichen Umgebung?
  • Gibt es einen Aufzug oder die Möglichkeit, einen Treppenlift nachträglich einzubauen?
  • Sind die Pflegenden und die zu Pflegenden in einem Haushalt oder in einem Haus oder muss ein Anfahrtsweg bewerkstelligt werden?
  • Kann ein Pflegedienst zur Grundversorgung, Medikamentenverabreichung, Intimpflege etc. hinzugezogen werden?
  • Welcher Pflegegrad hat der Kranke?
  • Wie geht es finanziell aus? Kann eine häusliche Pflege finanziert werden?
  • Wie steht es um die Verhinderungspflege? Könnte auch mal ein Nachbar/in oder Freunde einspringen?

Verlängerung der Akuthilfen der häuslichen Pflege bis Ende 2020

Da fast drei Viertel aller Deutschen ihre Verwandten zu Hause pflegen, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) eine Verlängerungen der Akuthilfe für pflegende Angehörige beschlossen. Es lohnt sich besonders für pflegende Arbeitnehmer, die geplanten Gesetzesänderungen näher zu betrachten und durchzulesen. Es ist zwar noch nicht durch, aber ich hoffe sehr, dass es nur eine Formsache ist. Auf dem angegebenen Link finden Sie zudem sehr interessante Informationen zur Pflege.

Nächste Woche gibt es noch mehr zum Thema häusliche Pflege. Bis dahin alles Gute und bleiben Sie gesund!

Ihre Waltraud Gehrig

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