Klasse 5 MM

Ein Anschluss ist immer möglich

Bildungswege: Das Schulsystem in Baden-Württemberg hält jungen Menschen viele Möglichkeiten offen

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Ziel Abitur-Prüfung: Auch wer nicht sofort auf ein Gymnasium wechselt, kann später die Allgemeine Hochschulreife erlangen. © dpa

Auch wenn die Entscheidung über eine weiterführende Schule eine wichtige Weichenstellung ist: Der Bildungsweg des Kindes ist damit keineswegs vorgezeichnet. Das Bildungssystem in Baden-Württemberg mag auf dieser Grafik unübersichtlich aussehen, doch es folgt einem einfachen Prinzip: „In Baden-Württemberg gibt es keinen Abschluss ohne einen Anschluss“, erklärt Frank Schäfer, Direktor im Staatlichen Schulamt Mannheim. Es gebe viele erfolgreiche Biografien, die über die Hauptschule oder die Realschule geführt haben – auch zur Allgemeinen Hochschulreife und zum Studium an einer Universität. „Auch Gemeinschaftsschulen, die Unterricht auf drei den Schularten entsprechenden Niveaustufen für die Kinder anbieten, sind eine Option, die man in Betracht ziehen kann. Keine Schulart ist eine Sackgasse“, betont Schäfer.

Zunächst zur rechten Hälfte der Grafik: In den meisten Fällen entscheiden sich Eltern und Kinder nach der vierten Klasse zwischen Gymnasium, Real- und Werkrealschule (früher: Hauptschule). Hinzu kommt die Gemeinschaftsschule, die sich an alle Kinder wendet – egal, welche Schulform der Grundschullehrer empfiehlt. Die Entscheidung über den Weg, den das Kind in der fünften Klasse einschlägt, ist wie erwähnt noch keine Entscheidung über seinen späteren Schulabschluss. Das ist wichtig, weil es bei Kindern und Jugendlichen in der Pubertät immer noch einen Umschwung geben kann. Bei sehr guten Leistungen kann ein Schüler zum Beispiel von einer Realschule auf ein Gymnasium wechseln – auch wenn das in der Praxis eher selten vorkommt. Was Eltern nicht vergessen sollten: Den mittleren Bildungsabschluss (auch Mittlere Reife genannt) bieten nicht nur die Real-, sondern auch die Werkreal- und die Gemeinschaftsschulen an.

Auch im beruflichen Schulwesen stehen Jugendlichen zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten offen. Zu finden sind sie im mittleren Teil der Grafik. Mit einem Berufsvorbereitungsjahr kann man zum Beispiel den Hauptschulabschluss nachholen, Berufsfachschulen führen zur Mittleren Reife. Danach kann es weitergehen: bis zur Fachhochschulreife oder auch zur Allgemeinen Hochschulreife an einem Beruflichen Gymnasium. Letzteres umfasst in der Regel eine Zeit von drei Jahren – und verlangt von den Lernenden Einsatz und Lernbereitschaft. Das dortige Abitur steht dem Abschluss an einem allgemeinbildenden Gymnasium aber in nichts nach. Noch selten sind die sechsjährigen Beruflichen Gymnasien, die Jugendliche schon ab dem achten Schuljahr besuchen können und die dann nach sechs Jahren ebenfalls mit dem Abitur enden. Im vergangenen Jahr haben in Baden-Württemberg rund 17 300 junge Menschen die Allgemeine Hochschulreife an einer beruflichen Bildungseinrichtung erlangt – das waren immerhin 35 Prozent aller Abiturienten.

Zum Schluss noch zum System der Sonder- und Förderschulen, die sich in der Grafik ganz links finden. Kinder mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf können in Baden-Württemberg spezielle Schulen besuchen. Einrichtungen für Schüler mit einem körperlichen Handicap oder einer Seh- oder Hörbehinderung bieten auch allgemeine Abschlüsse an, meistens den Haupt- oder Werkrealschulabschluss.

An einigen Häusern – zum Beispiel den Schulen für sozial-emotionale Förderung – ist das oberste Ziel die sogenannte Rückschulung: Dort wollen die Lehrkräfte ihre Schützlinge so fördern, dass sie nach einer gewissen Zeit wieder an eine allgemeine Schule wechseln können.

Fabian Busch

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