Lebenslange Leidenschaft

Besitzertrainer: Horst Rudolph feiert seinen 80. Geburtstag

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Horst Rudolph fördert Talente auf der Rennbahn. © Thomas Henne

80 Jahre und kein bisschen müde. Wo andere Männer in ihrem achten Lebensjahrzehnt eine ruhige Kugel schieben, denkt Horst Rudolph gar nicht daran, an seiner Begeisterung für Pferde und seiner Leidenschaft für den Turf irgendwelche Abstriche zu machen. „Ans Aufhören habe ich noch keinen Gedanken verloren. Ich fühle mich fit, bin gesund und habe Spaß daran, und so lange werde ich meine Leidenschaft auch nicht aufgeben“, sagte er im Juni in einem Interview für den RaceBets-Blog.

Rund 350 Siege – 70 davon als Jockey – gehen in 65 Jahren Galopprennsport und 45 Jahren als Besitzertrainer auf das Konto des Mannheimers, der direkt neben der Seckenheimer Waldrennbahn einen kleinen Stall betreibt und dort von Frau Christa, Sohn Oliver und von einigen ehrenamtlichen Helferinnen unterstützt wird. Die kümmern sich nicht nur um die Pferde, sondern dürfen sie auch im Training reiten. „Junge Frauen eignen sich besser“, weiß Rudolph aus langer Erfahrung.

Profi wollte er nie werden, seine eigenen Pferde oder die seiner Familie lieber nach seinem Willen und Verständnis entwickeln, als auf Wünsche und Druck von anderen Besitzern reagieren zu müssen. Der Erfolg gab ihm Recht. Viermal war er Champion der Besitzertrainer, 2017 gewann er zudem den vom Deutschen Besitzertrainerverband ausgeschriebenen Cup. 2013 holten seine Galopper 20 Siege, 2018 kam er mit 17 ersten Plätzen nah an die Rekordmarke heran. 2019 waren seine Pferde immerhin 22 Mal unter den ersten Drei (6/8/8).

Rennsport bleibt Hobby

Dabei wurde ihm das Pferde-Gen keinesfalls in die Wiege gelegt, er war der einzige in der Familie, der sich für die Vierbeiner interessierte. „Ich begann mit 13 Jahren eine Lehre als Fahrstuhlmechaniker bei Carl Lochbühler“, wurde er dort von einem der Väter der Seckenheimer Waldrennbahn infiziert. „Ich war klein für mein Alter und er fragte mich, ob ich seine Pferde reiten wolle.“ 1957 machte er dann die Lizenz als Amateurreiter, 1976 die als Besitzertrainer. Ein Jahr zuvor hatte er seinen Stall eröffnet. Doch der Rennsport blieb sein gesamtes Berufsleben über ein Hobby. Einen Gewinn mussten und müssen seine Pferde bis heute nicht machen. Ihm reicht es, wenn sie mit den Sieg- oder Platzierungsprämien die Kosten reinholen.

Zu den denkwürdigsten seiner 70 Erfolge im Sattel gehörte 1981 Sieg auf Hondo in Baden-Baden, zu den schönsten als Trainer Platz eins von Lam Shuffle in einem mit 100 000 D-Mark dotierten Listenrennen in Hannover. Mit seinem Riecher und seinem Verständnis für Pferde gelingt es ihm immer wieder, sogar aus Galoppern etwas rauszuholen, bei denen andere Kollegen Ansätze keine sehen. Pissarro, Bill Ferdinand oder auch Southern Comfort waren in den vergangenen Jahren Erfolgsgaranten, Anni Domani, Sarayu oder auch Furous machten 2019 immer wieder von sich reden. „Am wichtigsten ist mir aber, wenn alle Galopper nach einem Renntag wieder gesund im Stall stehen“, sagt Rudolph. Das wird auch der Wunsch für 2020 sein. Denn ans Aufhören denkt der Senior unter den deutschen Besitzertrainern noch nicht. Aber er weiß natürlich um seine Endlichkeit. „Wenn die Zeit kommen wird, wird mein Sohn hoffentlich den Stall weiterführen.“ Sibylle Dornseiff

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