Freundlich-leise nach außen
In der Führungsetage des Markenhochhauses auf dem Wolfsburger Werksgelände kam der Österreicher im Sommer 2015 an. Kurz darauf kam Ex-Porsche-Chef Müller ans Ruder, dem Diess nun nachfolgen dürfte – nach nur knapp drei Jahren im Konzern. Er war schon früh als Kronprinz Müllers im Gespräch. Während der bisherige Konzernlenker aber gern auch mal gegen die Medien polterte oder in Gehalts- und Regulierungsfragen mit DDR-Vergleichen für Unmut sorgte, pflegt der promovierte Maschinenbau-Ingenieur und Vater dreier Kinder zumindest nach außen hin den freundlich-leisen Auftritt.
Diess lässt sich im Rampenlicht nicht aus der Ruhe bringen. Intern kann das im Ringen um Sachfragen bisweilen anders aussehen. So geriet er bei der Planung und Umsetzung des Sparprogramms „Zukunftspakt“ zunächst heftig mit Betriebsratschef Bernd Osterloh aneinander.
Manager mit Bodenhaftung
Diess war vor allem angetreten, um die renditeschwache Pkw-Kernmarke auf Vordermann zu bringen. Nun könnte, so eine mögliche Lesart, die Berufung von Osterlohs Intimus Gunnar Kilian zum Personalvorstand des Konzerns auch ein Zugeständnis für Diess’ weitere Beförderung sein.
Klar ist: Der Manager polarisiert. Die einen beschreiben ihn als „sehr charmant“ und angenehm im Umgang, die anderen als „harten Knochen“. Er setze Mitarbeitern ehrgeizige Ziele, verlange viel und könne ungemütlich werden, wenn einer nicht liefert. Hervorgehoben wird aber auch seine Bodenhaftung. Bereits bei BMW war Diess als Effizienzexperte angesehen. Dort verantwortete er zwischen 2007 und 2012 Einkauf und Zuliefernetz, zuletzt die Entwicklung. dpa
© Mannheimer Morgen, Freitag, 13.04.2018