Kleine Kreuzfahrt auf dem Neckar

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Gemächlich fährt das Schiff den Neckar hinunter, zwischen den Pfeilern der Alten Heidelberger Brücke hindurch, vorbei an der Schlossruine, die über der Altstadt thront. In den grün bewaldeten Hügeln rauscht der Wind. Eine Kulisse wie gemacht für eine Schifffahrt. Das dachte sich auch Karl Hofstätter, als er 2009 in das Geschäft mit der Fahrgastschifffahrt in Heidelberg eingestiegen ist. "Wir haben hier so eine schöne Umgebung", schwärmt der 57-jährige geschäftsführende Gesellschafter der Weisse Flotte Heidelberg auf Deck der "Europa" - dem derzeit größten Schiff der Flotte, zu der im Moment sechs Schiffe gehören.

Die "Europa" weckt nostalgische Gefühle. Ein Ausflugsschiff wie man sich ein solches vorstellt: unten ein großer geschlossener Raum mit Tischen und Stühlen vor den Fenstern, die knapp über der Wasserkante liegen. Oben, im Aufbau, eine Kaffeebar, davor und dahinter Decks, auf denen man sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen kann.

Seit 1969 fährt die "Europa" Einheimische und Touristen über den Neckar. Vor fünf Jahren wurde sie grundlegend saniert. Als er eingestiegen sei, sei die Flotte nicht im besten Zustand gewesen, erzählt Hofstätter, der ein paar Semester BWL studiert und eine Ausbildung in der Binnenschifffahrt gemacht hat. Über die Jahre sei nicht viel investiert worden. Auch sei 40 Jahre lang kein neues Schiff gebaut worden. Doch das ändert sich nun.

Für rund 3,5 Millionen Euro wird gerade ein neues Schiff für die Weisse Flotte gebaut - größer, schöner und moderner als die bisherigen, wie Hofstätter verspricht. Während es auf der "Europa" mit 300 Leuten schon eng werde, soll das neue Schiff Platz für 600 Passagiere bieten. Geplant sind eine Bühne, eine Panorama-Lounge und ein großes Sonnendeck. "Wir wollen das Gefühl einer kleinen Kreuzfahrt vermitteln", erklärt Hofstätter.

Für ein Unternehmen, das zuletzt einen Umsatz von rund drei Millionen Euro gemacht hat, eine beachtliche Investition. Doch Hofstätter ist sich sicher, dass sie sich auszahlen wird. "Das Geschäft floriert", erklärt er. In den sechs Jahren, die er nun bei der Weissen Flotte ist, habe sich der Umsatz verdoppelt. Er spricht von guten Gewinnen und einer Umsatzrendite von 15 bis 16 Prozent.

Und das Unternehmen soll weiter wachsen. Dafür aber brauche es neue Ideen, erklärt Hofstätter. Zwar sind die Ausflugsfahrten nach wie vor das "Brot- und Butter-Geschäft", wie Hofstätter sagt: Rund 60 Prozent des Umsatzes machen sie aus. Doch ist dieses Geschäft saisonal begrenzt. 60 Prozent des Umsatzes macht die Weisse Flotte von Juni bis September. Und auch in dieser Zeit hängt das Geschäft stark vom Wetter ab. Bei Regen mache niemand eine Schifffahrt, sagt Hofstätter. "Wenn der August verregnet ist, fehlt plötzlich ein Drittel des Umsatzes."

Gegensteuern will die Weisse Flotte mit neuen Angeboten wie Candle-Light-Dinnern an Bord, After-Work- und Schlager-Partys, mit Konzerten oder Kabarett auf dem Schiff. "Wir wollen Kultur und Unterhaltung aufs Wasser bringen", so fasst es Hofstätter zusammen. "Und das wird sehr gut angenommen." Und auch hier soll das neue Schiff mit seiner großen Bühne einen Beitrag leisten. (kla)

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