Wer sich mit Geschäftspartnern in China trifft, muss sich auf eine fremde Welt vorbereiten. Andere Länder, andere Sitten. Hektische Gesten gehen gar nicht - genauso wie Stäbchen, die senkrecht in den Reis gestochen werden.
Begrüßung
Pünktlichkeit zu jedem Termin ist Pflicht. Es ist empfehlenswert, einige Worte wie "Guten Tag", "Danke" oder "Bitte" in der Landessprache zu lernen. In China hat sich mittlerweile der (schwache) Händedruck durchgesetzt - anders als in Japan, wo sich Geschäftspartner bei der Begrüßung verbeugen. Älteren Menschen gebührt besonderer Respekt; Alter geht vor. Jüngere Leute mit niederem Status grüßen ältere mit höherem Status. Allzu nahe kommen sollte man allerdings niemandem, Umarmungen oder Küsse auf die Wange sind tabu. Visitenkarten sollten mit beiden Händen überreicht und empfangen werden. Nicht sofort in die Hosentasche stecken, sondern sie interessiert anschauen. Visitenkarten lassen sich auch auf dem Tisch gemäß der Sitzordnung legen. So werden Verwechslungen vermieden. Dem Gesprächspartner nie für längere Zeit direkt in die Augen schauen, das wird als sehr unangenehm empfunden.
Essen
Chinesen legen großen Wert auf gemeinsames, harmonisches Essen. Meist werden mehrere Gerichte bestellt. Der Gastgeber sieht es gerne, wenn jeder von allem probiert. Wenn es schmeckt, schmatzen und schlürfen die Chinesen. Mit vollem Mund reden oder während (!) dem Essen rauchen, ist kein Problem. Absolut unhöflich ist dagegen das Naseputzen am Tisch. Erst recht, wenn man sich die "Ausbeute" anschaut und das benutzte Taschentuch zurück in die Hosentasche stopft. Dafür unbedingt die Toilette aufsuchen! Peinlich kann es auch für den werden, der die Stäbchen senkrecht in den Reis sticht und stehen lässt. Das ist das Symbol für Tod.
Präsentationen
Wer in China eine Präsentation hält und ins Publikum schaut, sieht Folgendes: Menschen unterhalten sich miteinander, haben das Smartphone am Ohr oder tippen auf dem Tablet. Gut so! Denn das zeigt, dass alle bei der Sache sind. Während Präsentationen ist es nie mucksmäuschenstill so wie in Deutschland. Das würde in China bedeuten: Alle sind eingeschlafen, die Vorstellung ist ein Flop. Anekdoten als Auftakt vor Präsentationen begeistern übrigens niemanden.
Im Gespräch
Kritik direkt aussprechen geht gar nicht. Dann verliert der chinesische Geschäftspartner nämlich sein Gesicht - und es gibt für ihn nichts Schlimmeres. Lautes Reden, wilde Gesten oder gar Wutausbrüche wirken abstoßend. Ruhe, Geduld und eine sanfte Stimme bewahren, lautet das Motto. Zorn oder Ungeduld über langatmige langwierige Besprechungen, die sich (für unser Empfinden) um den heißen Brei herum drehen, stehen für mangelnde Selbstkontrolle. Für Smalltalk gilt: Je allgemeiner und unverfänglicher das Thema, desto besser. Wetter geht immer. Auch persönliche Fragen nach Familienstand, Kindern und Gehalt sind üblich. Keinesfalls sollte über Menschenrechte, Umweltverschmutzung, Tibet oder Markenpiraterie gesprochen werden.
Kleidung
Formale Kleidung, also dunkler Anzug und Krawatte, sind bei Geschäftstreffen Pflicht. Wer Jeans und Krawatte trägt, hat es schwer, bei Treffen und Konferenzen ernst genommen zu werden. Ebenso tabu sind schrille Farben. Für Frauen ist in China der dunkle Hosenanzug Standard.
Geschenke
Geschenke werden in China gerne gesehen. Allerdings gibt es auch hier einige Fettnäpfchen. Am meisten aufpassen bei Farben: Verpackungen in Schwarz und Blau bedeuten Trauer, weiße Schnittblumen schenken sich Menschen in China nur bei Todesfällen. Messer und generell Dinge mit scharfen Klingen symbolisieren Trennung (was bei anstehenden Geschäftsbeziehungen nicht förderlich ist). Geschenke speziell aus Deutschland kommen immer gut an - zum Beispiel Pralinen, Wein, Bier(gläser), Puppen in Trachten. Um zum Thema Farben zurückzukommen: Geschenke und Verpackungen in Rot, Pink und Gelb verbreiten in China Fröhlichkeit. Geschäftspartner aus Deutschland sollten nicht vergessen, zum chinesischen Neujahrsfest eine Karte zu schicken, das festigt den Kontakt und wird als sehr aufmerksam gewertet.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/startseite_artikel,-wirtschaftsmorgen-knigge-fuer-das-reich-der-mitte-_arid,722496.html