Software für Konflikte

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ULLA CRAMER
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Haben Konflikte auf der ganzen Welt im Blick (v.l.): Maximilian Würfel, Dominik Bonsch, Ingo Stegmaier und Geschäftsführer Nicolas Schwank.

© Daniel Lukac

Jeden Tag erreichen uns neue schreckliche Nachrichten. In der ganzen Welt sorgen Gewalt und Terror für ein unsicheres Umfeld: Risiken, die angesichts einer immer engeren Verflechtung wirtschaftlicher Beziehungen zunehmend auch deutsche Institutionen und Unternehmen betreffen. "Die Situation in einem Land tangiert zahlreiche unternehmerische Entscheidungen", sagt Nicolas Schwank, Geschäftsführer der Mannheimer Conias Risk Intelligence GmbH.

Conias

Conias Risk Intelligence wurde im August 2014 gegründet und hat seinen Sitz im Mannheimer Mafinex-Technologiezentrum. Als Investor hält der Beteiligungsfonds Wirtschaftsförderung Mannheim Anteile.

Die Daten von Conias basieren auf der ersten Konfliktdatenbank Kosimo, die in den Jahren 1989 bis 1991 unter der Leitung von Frank R. Pfetsch an der Universität Heidelberg erstellt wurde - ein Projekt, das in die Gründung des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung mündete.

Dies war die Wiege des Start-ups Conias, das nun die Konfliktdatenbank mit einem 13-köpfigen Team ständig ergänzt und verfeinert. uc

"Man denke an die Standortwahl für eine Tochtergesellschaft oder eine Filiale, die Erschließung neuer Absatzmärkte oder andere Investitionsentscheidungen. Auch für die Aufrechterhaltung von Lieferketten und die Einschätzung von Transportwegen ist eine detaillierte Risikobewertung von großer Bedeutung - und natürlich für den Schutz der Mitarbeiter." Selbst die Reputation von Firmen, die in Krisenregionen unterwegs sind, ist möglicherweise in Mitleidenschaft gezogen.

Um Unternehmer bei solchen Entscheidungen zu unterstützen, bietet das Mannheimer Unternehmen - eine Ausgründung der Universität Heidelberg - entsprechende Analysen und Gutachten. "Unsere Software ermöglicht ein umfassendes Risikomanagement, das anhand von Grafiken, Kartenausschnitten, Tabellen und kurzen Texten schnell und übersichtlich über die tatsächliche Situation informiert und diese auch regelmäßig aktualisiert", erklärt Schwank das Geschäftsmodell.

"Dank spezieller Datenauswertungen wie dem Konfliktbewältigungsindex und darauf basierenden eigens entwickelten Algorithmen erhält der Kunde klare und nachvollziehbare Risikoeinschätzungen für die kommenden Monate und Jahre. Damit ist er auf bevorstehende Krisen vorbereitet und reagiert schneller und zielgerichteter als die Konkurrenz." Das sieht auch Kunde SAP so. "Die Dienstleistungen von Conias ermöglichten uns, unsere Standortentscheidungen für Asien und Südamerika entschieden zu beschleunigen", so Peter Rasper, kaufmännischer Leiter des Walldorfer Softwareherstellers.

Alleinstellungsmerkmal von Conias sind nach eigenen Angaben punktgenaue geografische Analysen, die sich nicht nur auf Länder, sondern auch auf Städte und Regionen fokussieren und eine Datenbank, die ihre Wurzeln in der Vorgänger-Konfliktdatenbank Kosimo an der Universität Heidelberg hat und ständig ergänzt wird. Nun befindet sich das Unternehmen in einer verstärkten Akquisitionsphase. Mit esri, einem Hersteller von geografischen Informationssystemen, habe man zudem einen Vertriebspartner gefunden, der hilft, Türen zu potenziellen Kunden zu öffnen.

"Gemeinsam mit der esri-Tochtergesellschaft con terra werden wir ab Frühjahr 2016 weltweit eine Standardsoftware zur Risikoeinschätzung von Lieferanten-Standorten anbieten, die derzeit bereits bei zwei deutschen Großkonzernen sehr erfolgreich getestet wird", sagt Schwank. "Außerdem werden wir in den nächsten Monaten einen Online-Shop auf den Weg bringen, in dem wir Informationen zur Lage in bestimmten Staaten zum Download anbieten." Auch eine Ausweitung der Analysen sei geplant: "Wir möchten zusätzlich Daten darüber sammeln, wie Staaten beispielsweise bei der Einhaltung von Verträgen oder möglichen Enteignungen agieren - für dieses Thema haben beispielsweise Versicherungen schon ein großes Interesse angemeldet."

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