Zwischen Nerd und Normalo

Von 
Julian Eistetter
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Niklas Korz ist ein Ausnahmetalent: Bereits mit 13 fing er mit dem Programmieren an und war später maßgeblich an der Entwicklung eines alugha-Players beteiligt. Auf ein Informatikstudium will der Abiturient trotzdem nicht verzichten.

© Arthur Rewak

Nein, an einen Nerd denkt man im ersten Moment wirklich nicht, wenn man Niklas Korz gegenüber sitzt. Keine Brille mit dicken Gläsern, keine Kleider, die schon out waren, bevor sie überhaupt auf den Markt kamen und auch sonst macht der 19-Jährige eigentlich einen ganz "normalen" Eindruck: moderne Kurzhaarfrisur, schickes Hemd, sympathisch, offen.

Niklas Korz

Niklas Korz wurde am 27. September 1996 im niedersächsischen Stade geboren.

Derzeit macht der 19-Jährige sein Abitur am Leininger-Gymnasium in Grünstadt, wo er auch wohnt.

Nebenbei arbeitet er als Programmierer beim in Mannheim ansässigen Unternehmen alugha, das vor knapp zwei Jahren von seinem Vater Bernd Korz mitgegründet wurde.

Alugha hat einen Player entwickelt, der es ermöglicht, Videos, die üblicherweise separat in unterschiedlichen Sprachen hochgeladen werden, auf nur ein Video zu reduzieren. Je nach Browsersprache der Nutzer werden die Videos dort automatisch in der richtigen Sprache abgespielt.

Niklas Korz, der im Alter von 13 Jahren mit dem Programmieren anfing, und der auch schon eine App für Apple entwickelt hat, war am Entstehungsprozess des Players maßgeblich beteiligt. jei

"Ich versuche so gut es geht, die Klischees nicht zu bedienen", sagt Korz schmunzelnd. "Aber so ganz und gar ist das schwierig." Niklas Korz ist Programmierer. Dort wo andere nur noch dicke Fragezeichen vor den Augen sehen, fühlt er sich wohl. Programme schreiben, Systeme ausprobieren, Apps entwickeln - das ist seine Welt.

Schon früh war diese Leidenschaft geweckt. "Mein Vater hat sich für Videotutorials und Blogs, die er im Internet geführt hat, mal ein paar Programmierbücher geholt", erzählt Korz. "Eins davon habe ich mir dann mal geschnappt - da muss ich 13 Jahre alt gewesen sein", erinnert er sich. Immer wieder habe er andere Sachen ausprobiert, sich mit neuen Themen auseinandergesetzt. "Natürlich war das anfänglich schwer", sagt Korz. Doch gerade im ersten Jahr habe er durch das viele Herumexperimentieren am meisten gelernt.

Erstmals Geld verdiente der 19-Jährige mit dem Programmieren im Jahr 2011. "Damals habe ich ein Programm geschrieben, das Datenbänke auf doppelte Einträge überprüft", erzählt er. Später entwickelte er sogar eine App, die im Mac Store verkauft wird. "Wirklich etwas verdient habe ich damit allerdings nicht, dafür sind die Kosten für den Entwickler-Account bei Apple zu hoch", sagt Korz.

Derzeit arbeitet der junge Computerspezi noch mit dem Mac Betriebssystem, tendiert künftig aber eher zu Linux. "Ich habe immer häufiger Probleme mit Mac, das System lässt einfach nach", ist Korz mit dem Apple-Produkt nicht mehr hundertprozentig glücklich.

Zufrieden ist er hingegen mit der aktuellen Situation der Firma alugha, die sein Vater vor knapp zwei Jahren mit dem Unternehmer Gregor Greinert gründete und an deren erfolgreicher Videoplattform Niklas Korz maßgeblich an der Entwicklung beteiligt war. "Wir wachsen konstant", sagt er. "Und bald steht wieder ein großes Update an, über das ich allerdings noch nichts sagen darf", blickt der Schüler voraus.

Korz besucht das Leininger-Gymnasium in seinem pfälzischen Heimatort Grünstadt und steckt gerade mitten in der Abiturphase. "Am 14. März sind die letzten Prüfungen", sagt er. "Mein Zeugnis wird aber wohl eher durchschnittlich." Nicht alle Fächer lägen ihm so wie Informatik oder Sprachen. Ethik oder Erdkunde zögen den Schnitt deutlich nach unten.

Nach der Schule möchte der talentierte Programmierer ein duales Studium an der DHBW in Mannheim beginnen: Informatik. Das Unternehmen alugha hat er bereits als Ausbildungsbetrieb angeworben - und bewilligt bekommen. Sorgen, dass er dafür überqualifiziert sein könnte, macht er sich nicht. "Zwar habe ich den Studenten, die hier bei uns im Unternehmen arbeiten, praktisch ein wenig voraus. Beim theoretischen Wissen habe ich aber noch viel Nachholbedarf", räumt er ein. Er ist gespannt und neugierig auf den neuen Lebensabschnitt.

Das Klischee, dass Informatiker in großer Mehrzahl männlichen Geschlechts sind, bestätigt Korz übrigens mit leichtem Bedauern: "Ich würde gerne etwas anderes sagen, aber so ist es", sagt er und grinst. Auf der Suche nach einer Frau ist der Grünstadter momentan ohnehin nicht. Er hat eine Freundin, die so gar nichts mit Programmieren am Hut hat. "Sie interessiert sich sehr für Kunst, malt und zeichnet gerne", erzählt Korz. Bewusst hätte er diesen Gegenpol nicht gewählt: "Meine Freundin darf sich gerne für Informatik begeistern, aber ich finde es gut, dass wir unterschiedliche Interessen haben, ich kann viel von ihr lernen."

Privat interessiert sich Niklas Korz auch für Serien - wie andere Jugendliche in seinem Alter eben auch. "Ich mag Game of Thrones, Hannibal und Vikings - irgendwie sehr blutrünstig alles", bemerkt er und lacht. "Darauf kommt es mir allerdings nicht an", meint er. "Ich finde eine gute und lange Story wichtig."

Wieder zurück beim Thema Nerd oder Nicht-Nerd muss der 19-Jährige kurz überlegen. "Wahrscheinlich würde ich mich in der Mitte einordnen", sagt er schließlich. Irgendwo zwischen Nerd und Normalo.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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