Alter ist keine Krankheit: Arbeitswütige Pensionäre

Die Zahl der Senioren im Beruf steigt. Ein hohes Alter heißt noch lange nicht, dass man auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr mithalten kann. Wir stellen einige arbeitswütige Pensionäre vor.

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Wann ist der Mensch zu alt oder zu krank zum Arbeiten? Diese Frage beschäftigt Mediziner wie Soziologen. Fest steht lediglich: Alter an sich ist keine Krankheit – aber eben ein Risikofaktor. Wie lange sollen, müssen, dürfen, können oder wollen Menschen arbeiten? Bei dieser Frage taugt ein willkürlich festgelegtes Rentenalter nicht als Antwort. Wir stellen einige Pensionäre vor, die sich von ihrem Beruf nicht trennen konnten und können.

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Herbert Bodner: Es passiert am 4. August 2014, an einem Montagabend. Wie aus heiterem Himmel tritt der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch als Vorstandschef des Mannheimer Konzerns Bilfinger zurück. Die Geschäfte laufen schlecht. Koch muss innerhalb kürzester Zeit zwei Gewinnwarnungen verkünden. Das macht ihn unhaltbar. Bis ein neuer Vorstandschef gefunden ist, kehrt ein alter Bekannter zurück: Herbert Bodner, langjähriger Konzernlenker von 1999 bis 2011, seinerzeit 66 Jahre alt. Er gilt als Stratege, der Bilfinger erfolgreich vom Bau- zum Servicekonzern umgebaut hat. Den ursprünglichen Plan, Aufsichtsratschef zu werden, gibt er auf. Fast ein Jahr lang versucht Bodner, „das Haus in Ordnung zu bringen“. Baut Personal ab, stößt Spar- und Effizienzprogramme an. Stellt die Weichen für künftige Geschäfte. Beobachter sind sich einig: Kein anderer außer Bodner hätte diesen Job unter diesen Bedingungen besser erledigen können. „Bilfinger beizuspringen ist nicht mein Herzenswunsch gewesen, aber ich mache es mit Herzblut“, sagt der erfahrene Manager im Februar 2015. Ende Mai desselben Jahres verabschiedet sich Bodner wieder bei Bilfinger – und macht Platz für Per Utnegaard auf dem Chefsessel. (jung)

© dpa

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Arnold Petersen: Als er im August 2013 im Alter von 87 Jahren im italienischen Volterra starb, haben Mannheims Theaterfreunde getrauert. Nicht nur offiziell – auch aufrichtig. Schließlich verdankten sie einem der erfahrensten Prinzipale der deutschen Theaterlandschaft die im kollektiven Kulturgedächtnis der Stadt seligste Epoche ihrer Nationaltheater-Geschichte. Von 1975 bis 1992 baute Petersen ein Repertoire auf, an dessen Umfang und Erfolg sich Mannheims Intendanten wahrscheinlich noch die nächsten 100 Jahre messen lassen müssen. Sein Credo „Wir gehen mit Steuergeld um“ machte den eiserner Sparer auch über Mannheim hinaus berühmt. Nach seinem Weggang wurde er als rüstiger Rentner mit 66 Jahren nicht nur Mitglied im Präsidium des deutschen Bühnenvereins, sondern auch unzähliger Intendanten-Findungskommissionen. Zudem zum „Dauer-Interimsintendant“ und gerngesehenen Nothelfer in Rostock, Wiesbaden und Bonn. Die „FAZ“ würdigte ihn einmal so: „Dieser kleine, zähe, listige, mit patriarchalischem Charme und viel praktischer Vernunft begabte Mann hat mehr als ein Theater wenn nicht vor dem Ruin, so doch vorm Abrutschen, vorm Verstummen gerettet.“ Das trifft den Nagel auf den Kopf. (rcl)

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Gerhard Stratthaus: Er galt als einer der renommiertesten Finanzminister der Republik. Dennoch hatte sich der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) im Jahr 2008 dazu entschieden, Gerhard Stratthaus zu ersetzen. Für viele unverständlich. Der CDU-Politiker war damals 66 Jahre – aber noch lange nicht reif für die Rente. Sein Abgeordnetenmandat im Landtag, in den er 1992 zum ersten Mal gewählt wurde, behielt er bis 2016. Unmittelbar nach seiner Zeit als Minister übernahm der studierte Betriebswirt die Leitung der Führungsakademie für den baden-württembergischen Beamtennachwuchs. Und als die Finanzkrise die ganze Welt erschütterte, wurde der Brühler von 2008 bis 2011 als stellvertretender Leiter Mitglied im Leitungsausschuss des Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin. Der Name Gerhard Stratthaus war auch gleich im Gespräch, als Thomas Schäuble seine Funktion als Vorstand der baden-württembergischen Staatsbrauerei Rothaus krankheitsbedingt nicht mehr ausüben konnte – der ehemalige Bürgermeister von Brühl und Oberbürgermeister von Schwetzingen übernahm. Im März wurde Gerhard Stratthaus 75 Jahre alt – die Schaffenskraft des profunden Goethe-Kenners ist ungebremst. (az)

© lenhardt

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Josef Krah: Eigentlich hätte er ja im Mai 2014 offiziell in den Ruhestand gehen sollen – aber eben nicht so richtig: Denn die Stadt wollte auf Josef Krah (links im Bild), ihren langjährigen Leiter des Fachbereichs Baurecht und Umweltschutz, so ganz nicht verzichten. Schon zum Stichtag Anfang Mai war daher klar: Krah, ein ausgewiesener Experte in seinem Metier, sollte mitten im Bauboom auf den Planken und in der Freßgasse weiterhin das tun, was er mit seiner unvergleichlichen Art schon lange so gut konnte: als oberster Baustellenmanager der Stadt zwischen Ämtern, Bauherren, Anliegern oder Händlern vermitteln – und dabei oft retten, was zu retten ist. Seine Zeit als „Teilzeit-Rentner“ endete freilich nur wenige Monate, im August 2014, abrupt. Wegen eines Rechtsstreits um das Ausschreibungsverfahren für seine Nachfolge bat die Stadt den bewährten Verfahrensingenieur um Hilfe – und Krah ließ sich nicht lange bitten: „Ich bin eingesprungen als Bauamtsleiter, man brauchte mich.“ Dass seine Frau, seine Kinder und Enkelkinder doch länger auf ihn verzichten mussten, hat die Familie zähneknirschend akzeptiert. Am 30. Juni 2016 war aber dann endgültig Schluss – Rente mit 67 sozusagen: „Mir geht es sehr gut damit“, sagt Krah. (scho)

© Markus Prosswitz

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