Mannheim

Mannheim: Flüchtlinge porträtieren die Quadratestadt

Nach mehr als vier Jahren haben die letzten Flüchtlinge die Mannheimer Unterkunft auf dem Spinelli-Gelände verlassen. Auf der Fläche soll 2023 die Bundesgartenschau ausgerichtet werden. Im Frühjahr 2017 hatte diese Zeitung fünf Asylbewerbern aus der Unterkunft Kameras gegeben und sie gebeten, ihre Eindrücke von Mannheim in Bildern festzuhalten. Wir zeigen nochmal die Ergebnisse. 

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Mit Fotoapparat unterwegs in der Stadt (v.l.): Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tchedre, Daniel Jouwe Mazedjou.

© imo

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Leben im „Camp“
„Camp“ nennen die Flüchtlinge ihre Unterkunft in der Spinelli-Kaserne. Die Meinungen über das Leben dort gehen auseinander. „Wie ein Dorf, alle haben die gleichen Probleme, wir sind wie Geschwister“, sagt Rachidatou Tchedre. Mamudou Touray dagegen findet den Alltag anstrengend. „Vier bis sechs Personen in einem Zimmer, alle gehen zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett, man wacht ständig auf.“ Einstimmig ist das Lob für die Ehrenamtlichen. „Die tun viel.“

© Flüchtlingsfotoprojekt: Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tched

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Reise in die 70er
Der Großteil der Gruppe ist zuvor noch nicht im Foyer des Technischen Rathauses im Collini-Center gewesen. Nur Rachidatou Tchedre kennt es – weil man auf diesem Weg von der Stadtbahn-Haltestelle „Gewerkschaftshaus“ schnell zum Collini-Steg kommt, einem ihrer Lieblingsplätze. Das Foyer, das noch merklich den Geist der 70er Jahre versprüht, ist der Gruppe dann doch einen kurzen Fotostopp wert. Im Bild Daniel Jouwe Mazedjou (l.) und Franck Minka.

© Flüchtlingsfotoprojekt: Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tched

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Der Platz neben „dem Schwarzen“
Die Straßenbahn - das Verkehrsmittel in die Stadt. "Wir treffen dort nette und weniger nette Menschen", erzählt Tapha Ceesay. Franck Minka hat schon erlebt, dass die Bahn voll ist, sich aber trotzdem keiner auf den freien Platz neben ihm setzt, "because the black man is sitting here" - weil da der Schwarze sitzt. Aber so seien nicht alle. Mamudou Touray fasziniert die Bahn aus technischer Sicht. "Eine wunderbare Konstruktion, das haben wir in Gambia nicht."

© Flüchtlingsfotoprojekt: Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tched

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Was befindet sich in den Häuschen?
Der Schrebergarten ist eine deutsche Institution. Weltweite Bekanntheit hat er aber offenbar nicht erlangt. "Ich frage mich jedes Mal, was in diesen kleinen Häusern drin ist", erzählt Rachidatou Tchedre. "Übernachtet da jemand?" Auch für die anderen aus der Gruppe sind die Häuschen ein Rätsel. Die Erklärung, dass dort etwa Gartengeräte aufbewahrt werden und Übernachten meist verboten ist, wirkt ernüchternd. Die Idee aber, selbst Gemüse anzubauen, begeistert.

© Flüchtlingsfotoprojekt: Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tched

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Ein Hauch von Afrika
"Wenn ein Afrikaner in eine andere Stadt kommt, dann sucht er als Erstes einen Africa Shop", erklärt die aus Togo stammende Rachidatou Tchedre. Solche Shops fänden sich überall - auch in der Mannheimer Innenstadt. In den Läden gebe es nicht nur traditionelle Kleidung und Lebensmittel, sondern auch "falsche Haare", die man sich an die echten knüpfen könne. Ob ihre langen Haare auch falsch sind? "Klar", sagt Rachidatou Tchedre und grinst dabei.

© Flüchtlingsfotoprojekt: Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tched

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„Modernistische Erscheinung“
Die "modernistische Erscheinung" der drei Hochhäuser und der Brücke - das mag Daniel Jouwe Mazedjou an diesem Bild, das er vom Collini-Steg gemacht hat. Ihm gefällt besonders die Konstruktion der 253 Meter langen Querung, die von den an zwei Pfeilern befestigten Seilen gehalten wird. Rachidatou Tchedre mag die drei symmetrisch angeordneten Hochhäuser am nördlichen Neckarufer - und den Blick auf den Fluss, der sich vom Collini-Steg aus bietet.

© Flüchtlingsfotoprojekt: Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tched

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Nur aus der Ferne: das Neckarufer
Das Neckarufer - in den warmen Monaten ein beliebter Platz vor allem bei jungen Leuten. Auch Tapha Ceesay mag ihn sehr - "ich komme aber nicht oft hierher", schränkt der Gambier ein. "Wegen der Polizeikontrollen." Die Neckarwiese hat sich im vergangenen Sommer zu einem Umschlagplatz für Drogen entwickelt, an dem viele Landsleute von Tapha Ceesay als Dealer unterwegs sind. Er selbst wolle damit nichts zu tun haben, sagt er. Deshalb gehe er gar nicht erst hin.

© Flüchtlingsfotoprojekt: Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tched

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Liebe zu Blumen
Ganz nebenbei auf dem Weg durch die Breite Straße hat Mamudou Touray dieses Foto von Frühlingsgestecken vor einem Laden geschossen. "Ich mag Blumen", sagt er. "Wir haben auch Blumen in Gambia, aber nicht so viele wie in Deutschland." Eine ähnliche Vorliebe wie für die blühenden Pflanzen hat der 23-Jährige - außer für Straßenbahnen - auch für Fahrräder. "Ich liebe Radfahren, weil man dabei fit bleibt. In der Flüchtlingsunterkunft habe ich selbst eins."

© Flüchtlingsfotoprojekt: Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tched

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Entspannen im Grünen
Ein Blick auf die Feudenheimer Au, gegenüber der Flüchtlingsunterkunft. Rachidatou Tchedre liebt diese Grünfläche. Sie denke viel nach, über ihre Situation und darüber, wie es weitergehe. „Hier im Grünen kann ich entspannen.“ Auch wenn sie von der Unterkunft mal genug habe, setze sie sich einfach hier hin. Franck Minka mag die Au ebenfalls, besonders im Sommer. Hier könne man gut entspannen, sagt er, „und dabei einen Saft oder ein Bier trinken“.

© Flüchtlingsfotoprojekt: Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tched

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Von
Timo Schmidhuber
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„Wo die Millionäre sind“
Weine, Nudeln, Gebäck und andere Köstlichkeiten – „that’s where the millionaires are“, hier sind die Millionäre, sagt Franck Minka, als die Gruppe an einem Feinkostladen in der Innenstadt vorbeikommt. Daniel Jouwe Mazedjou hält die Waren gleich in mehreren Bildern fest. Rachidatou Tchedre ist inzwischen schon zum nächsten Geschäft weitergegangen. „Ich mag die Vitrinen mit den Schuhen“, schwärmt die 30-Jährige – und ist fast nicht mehr davon wegzubekommen.

© Flüchtlingsfotoprojekt: Mamudou Touray, Tapha Ceesay, Franck Minka, Rachidatou Tched

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