Mit Mystik zum Frieden

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Zum Thema Katholikentag:

"Glücklich ohne Gott". Obwohl tief religiös veranlagt, fühle auch ich mich damit zustimmend angesprochen. Der Mensch ist sehr wohl ein "homo religiosus". Das Göttliche ist sein tiefstes Wesen. Von dort kommt er, und dorthin tendiert er zurück. Ob er darum weiß oder nicht. Es ist doch bemerkenswert, dass die christlichen Kirchen immer leerer werden und die Meditationszentren aus allen Nähten platzen. Die Frage ist: Was verstehe ich unter "Gott"? Nach diversen Umwegen bin ich auf die Mystik gestoßen; sie ist ja der Ursprung aller großen Religionen.

Christ der Zukunft

Der größte deutsche Mystiker, Meister Eckhart, schrieb schon im Mittelalter: "Darum bitte ich Gott, dass er mich Gottes quitt mache... Der Mensch soll sich nicht genügen lassen an einen gedachten Gott; denn wenn der Gedanke vergeht, so vergeht auch Gott." Gott will nicht angebetet und verehrt werden. Gott will gelebt werden. In den mystischen Traditionen - ob christlich, jüdisch, muslimisch oder buddhistisch - sind Gott und Mensch nicht getrennt. Der Kosmos einschließlich des Menschen ist eine Erscheinungsform der Schöpfungskraft oder des Göttlichen, das sich uns im Baum als Baum, im Tier als Tier und im Menschen eben als Menschen offenbart.

Der Theologe Karl Rahner sagte: "Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein, oder er wird nicht mehr sein." Warum? Weil die mystische Tradition zur Einheit führt - und damit zum Frieden in der Welt.