"Aller Zeiten" ersetzt den Superlativ

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Zum Artikel "Helden für die Ewigkeit" vom 6. Juni:

"Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt", soll Napoleon auf seiner Flucht aus Russland mehrmals gesagt haben. Nachdem die Mannschaft der Rhein-Neckar Löwen die deutsche Handball-Meisterschaft des Jahres 2016 errungen hatten, wurden die Spieler im "Mannheimer Morgen" als "Helden für die Ewigkeit" bezeichnet. Nach dem Tod des Boxers Muhammad Ali wurde dieser von einer Nachrichtensprecherin im Fernsehen als "größter Sportler aller Zeiten" tituliert. Überhaupt hat dieses "aller Zeiten" in der Werbung und in den Medien inzwischen schon weitgehend den Superlativ ersetzt.

Gedankenlose Phrase

Diese gedankenlose Phrase ist vermutlich eine falsche Übersetzung des amerikanischen Werbespruchs "ever". Aber wenn man einen Filmstar als "the greatest movie star ever" bezeichnet, meint man damit doch wohl, dass es in der Vergangenheit und der Gegenwart noch keinen größeren gegeben hat beziehungsweise gibt. "Aller Zeiten" bedeutet dagegen, dass es auch in der Zukunft nie mehr einen größeren geben wird - jeder Grundschüler weiß schließlich, dass es drei Zeitstufen gibt: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Wollen wir uns so unserer Zukunft berauben? Im Radio nannte eine Sprecherin die Fußball-Europameisterschaft 2016 die "größte Meisterschaft aller Zeiten"- somit haben wir für die Zukunft keine guten Aussichten mehr auf sportliche Großereignisse. Stattdessen können wir nach Bochum fahren, wo mit Starlight Express seit Jahren "das rasanteste Musical des Universums" geboten wird. Schön, denn dann können wir ja immerhin auf einen Theaterbesuch auf dem Mars verzichten!