Trumps Lautsprecher heißt Twitter

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Zum Artikel "Trumps riskantes Spiel mit China" vom 13. Dezember:

Die ganze Welt rätselt darüber, was Trump als Präsident wohl tun wird. Dabei hat er doch bereits überall seine Visitenkarten abgegeben. Ein Milliardär, der plötzlich seine soziale Ader entdeckt und den Arbeitslosen in den USA wieder Arbeit geben will.

Trump, 70 Jahre alt, mit der Macht des Geldes ausgestattet, ein Nur-Kaufmann, stereotype Auftritte, gleicher Anzug, gleiche Gestik, gleiche Mimik und immer die gleiche Haarlack gesteifte Frisur. Die Reklame "His Masters Voice" (Die Stimme seines Herren), bei der ein Hund andächtig in den Schalltrichter eines Grammophons horcht, ist wiederauferstanden. Nun darf das gemeine Volk der Stimme seines neuen Herrn lauschen.

Trump verkündet seine "Politik" aus dem Lautsprecher "Twitter". Seine Äußerungen sind knapp, bruchstückhaft, so dass für Mutmaßungen reichlich Raum bleibt. Er hat sich hingegen klar geäußert, was seinen Umgang mit Frauen angeht oder was Muslime, Flüchtlinge oder Mexikaner betrifft. Aus der Sicht von Trump liegen die USA nicht nur wirtschaftlich am Boden, viel schlimmer noch, sie nehmen auch nicht mehr den Rang ein, der ihnen eigentlich gebührt, nämlich die Weltmacht Nr. 1 zu sein. Trumps Ziele sind daher rein nationaler Natur. "Make America great again" (Machen wir Amerika groß) und "America first" (Amerika zuerst). Wenn Trump das ausspricht, klingt das wie eine Drohung.

China als größter Gläubiger

Trumps politische Aufgabe ist es, diese Ziele zu erreichen. Er wird dazu die Mittel einsetzen, die ihm bisher zum Erfolg verholfen haben, Milliardär zu werden. Darüber hinaus hat er noch das größte Waffenarsenal dieser Welt in seinem Rücken. Spätestens seit Wallenstein weiß man, dass das Militär ernährt sein will. Der gigantische Militärapparat der USA verschlingt Unsummen, aber er spült nur wenig zurück in die Staatskasse. Es sei denn, man führt Krieg. China, 1,3 Milliarden Menschen, fast zur größten Wirtschaftsmacht dieser Erde herangewachsen, ist auch der größte Gläubiger der USA mit mehr als einer Billion Dollar in Form von US-Staatsanleihen. Dies muss die nationale Seele des Kaufmannes Trump furchtbar schmerzen. Trump hat auch bei China das Gefühl, dass diese etwas besitzen, was eigentlich den USA zusteht. Er fragt nicht danach, ob der Anspruch der USA gerechtfertigt ist. Allein die Tatsache, dass die USA die Weltmacht Nr. 1 sein wollen, genügt. Die Chinesen haben sich zu unterwerfen und einen Obolus an die USA zu entrichten. So spielt er die Karte: teile und herrsche!

Trump möchte National-China (Taiwan) gegen Rot-China (Peking) aufbringen. Trump rührt damit leichtfertig an den Grundfesten des Weltfriedens. Wie sagte Schiller so trefflich: "Gefährlich ist's, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn, jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn. Weh denen, die dem Ewigblinden des Lichtes Himmelsfackel leih'n! Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden und äschert Städte und Länder ein."