Zu viele Fremdwörter im AfD-Text

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Zum Artikel "Die AfD und ihre Sprache" vom 1. Februar:

Sehr geehrte Frau Kämper, ich habe mir erlaubt, in Ihrem Artikel einige Begriffe zu kennzeichnen. Für wen schreiben Sie eigentlich? Ihr Text ist gespickt mit Fremdwörtern, von denen ich nur die unverständlichsten angestrichen habe. Natürlich schreiben Sie für Leser, die des Schreibens mächtig sind. Ich halte mich nicht für ungebildet. Aber dieser Artikel ist nur für Menschen, die sich gern mit "gehobener Sprache" dekorieren. Von den zur Zeit hochaktuellen Bemühungen um "einfache Sprache" und "barrierefreier Kommunikation" haben Sie wohl noch nie gehört!

Ein interessanter, aufklärender Beitrag mit, für meine Begriffe, leider zu vielen unerklärten Fremdwörtern. Das heißt, um alles zu verstehen, müsste man ein Fremdwörterlexikon zur Hilfe nehmen, was aber bestimmt nicht im Sinn der Leser ist.

Die Frau Professorin versucht fast narzisstisch beziehungsweise selbstherrlich, die Leser und explizit die Wählerschaft der AfD zu verunglimpfen, indem sie den gesamten Fundus an Fremdwörtern in den Ring wirft. Sie wendet die sprachliche Camouflage-Strategie an, die sie der AfD vorwirft, indem sie selbst dieses Sprachschema bis zum Exzess ausschlachtet.

Petry spricht verständlich

Schön und markant zugleich zeigt sie auf, dass die Vorsitzende der AfD, Frauke Petry, neben ihren naturwissenschaftlichen Kenntnissen auch noch eine präzise und rhetorische Sprache spricht, die anders als ihre eigene beim Volk ankommt. Gott sei Dank gibt es diese Frau! Frau Kämper wäre gut beraten, sich einer Sprache zu bedienen, die die Menschen verstehen und nicht so ideologisch und schwulstig daherkommt.

Auch ich halte die AfD für eine rechtspopulistische Partei, die recht zweifelhafte Grundsätze vertritt und deren Demokratieverständnis zumindest fragwürdig ist. Aber wenn Sie schon die Sprache der AfD aufs Korn nehmen, dann bitte ich Sie, mal Ihre eigenen Formulierungen einer kritischen Prüfung zu unterziehen, zumal Sie mit Ihrem Artikel ja alle Bürger ansprechen wollen.

"Kontaminiert", "indiziert", "konnotiert", "denunziatorischer Diktion", "apodiktisch", "Aufräumer-Attitüde", "temporal-repetitiver Lesart", "restituierenden Bedeutung", "strategisch suggestiv" und "Gesellschaft der Vertikalität idealisiert" - Glauben Sie wirklich, dass Sie die Sprache der Menschen in diesem Lande sprechen? Gehen Sie tatsächlich davon aus, dass Ihre Wähler Sie verstehen? Oder, dass Wähler anderer Parteien Sie wählen, weil Ihre Aussagen verständlicher und nachvollziehbarer sind?

Aus meiner bildungspolitisch eher einfachen (nichtakademischen) Sichtweise kann ich die Politikverdrossenheit vieler Menschen nur allzu gut verstehen, denn mit derartigen, umfangreichen und mit zahlreichen Fremdwörtern versehenen Artikeln will sich meines Erachtens der Großteil der Menschen in diesem Land nicht beschäftigen.

Nach meiner Auffassung können die etablierten Parteien die nach rechts abtreibenden Bürger/Wähler nur dann wieder zurückholen beziehungsweise gewinnen, wenn sie ihnen in klar verständlichen Worten und Sätzen mitteilen, wofür genau sie stehen und was sie tun (wollen) und auch tun, was sie sagen!

Dafür drücke ich allen etablierten, demokratischen Parteien ganz fest die Daumen, verbunden mit der Hoffnung, dass Angela Merkel und Martin Schulz einen fairen und verständlichen Wahlkampf führen werden und den Menschen deutlich machen, warum die AfD keine Alternative ist!

Der Artikel über das Parteiprogramm der AfD reiht sich leider nahtlos ein in die einseitigen Kommentierungen durch die Herren Lübke, Serif und andere. Sie haben Ihre Funktion als objektive Berichterstatter leider verloren.

Die Sprachanalyse von Frau Kämper enthüllt die Dürftigkeiten und das Rückwärtsgewandte des AfD-Programms in seiner ganzen Armseligkeit. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass dieser Gastbeitrag in einer einfacheren und verständlicheren Sprache geschrieben worden wäre.

Gerne hätte ich den Artikel von Frau Kämper gelesen. Ich musste kurz vor der Hälfte aufhören, weil ich nicht wirklich viel verstanden habe. Vielleicht bin ich zu blöd. Aber ich weiß, dass ich nicht der Einzige bin, der diesen geschwollenen Artikel nicht versteht. Leute, die sich so ausdrücken, wollen sich von der Allgemeinheit abheben, weil sie meinen, was Besseres zu sein. Es ist wie so häufig: Politiker sprechen eine andere Sprache als das Volk. Vielleicht rekrutiert die AfD so ihre Wähler.

Um den tiefgründigen Inhalt des Artikels zu verstehen, mussten wir uns ziemlich bemühen. Die Sprache der Wissenschaftlerin wirkt zusammen mit der Häufung der Substantive auf den weitgehend "unbeleckten" Leser sperrig. Auch bei konzentriertem Lesen ist der Artikel schwer verständlich und somit risikoreich für das Durchhaltevermögen.

Für das "Wie sage ich es meinem Kind?" gibt es also keine Bestnote. Die bekommt diese Zeitung aber für die Initiative, aufklärend im Wahljahr für die Leser eine Hilfestellung für ihre Entscheidung zu geben. Wünschenswert ist, dass Artikel wie dieser bewirken könnten, den Zulauf zur AfD zu bremsen.

Respekt vor dem Fremden

Mit der Kritik am Sprachstil der AfD ist wohl jeder einverstanden. Aber zwischen Eigenem und Fremden sehe ich keinen konstruierten, sondern einen natürlichen Gegensatz. Es gilt, dem Fremden mit Respekt zu begegnen. Das ist für mich Toleranz. Aber immer im Rahmen des demokratischen Staates mit seinen Grundrechten. Mehr Bewusstsein für unsere Kultur und die freiheitliche Staatsform würde weniger anfällig für Argumente der AfD machen.