So bewerten Leser die Schwerpunktausgabe zum Fahrrad

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Zur Fahrradausgabe vom 1. April:

Herzlichen Glückwunsch zu Ihren umfangreichen und informativen Berichten zum und über das Fahrrad und das Radfahren. Es ist - endlich - an der Zeit und aus verschiedenen Gründen sehr wichtig, das Thema Radfahren aktiv zu bewerben und mehr Menschen dazu ermutigen, vom Auto umzusteigen. Nicht ganz logisch und nachvollziehbar ist allerdings Ihre zum Teil kritische Haltung zu den Pedelecs, von Ihnen auch "E-Bikes" genannt.

Der zunehmende Anteil an Pedelecnutzern hat verschiedene Gründe, welche Sie in Ihren Artikeln auch nennen. Die mehrfach angestellte Kritik, dass Pedelecs tendenziell gefährlicher sind als normale Räder, ist nicht korrekt. Sicher fahren immer mehr ältere Menschen, denen das Fahrradfahren - gerade bei längeren und bergigen Strecken - zu anstrengend war, inzwischen ein Pedelec. Dabei müssen trotz E-Motor-Unterstützung alle mehr oder weniger kräftig treten, um von der Stelle zu kommen, sonst bewegt sich gar nichts.

Gefährlich - egal ob mit oder ohne Akkuunterstützung - sind besonders auch in Mannheim die Radwege und der Straßenverkehr. Als langjähriger Fahrradpendler darf ich Ihnen versichern, dass der überwiegende Teil der Radwege in Mannheim eine Katastrophe sind! Sie sollten mal die Zubringerradwege aus den Vororten Richtung Innenstand testen. Kein Autofahrer würde sich diese Buckelpisten gefallen lassen.

Mit dem Rennrad schneller

Das sollte sich auch mal Ihre Kollegin Janina Hardung antun. In ihrem Beitrag unter dem Thema "Pro und Contra E-Bike" offenbart sie, dass sie nicht mal die anderen sehr guten Beiträge in der Zeitung zu diesem Thema recherchiert hat. Weder fährt ein Pedelec ohne entsprechendes Mittreten nur einen Meter, noch werden "gefährliche" Geschwindigkeiten bis 40 km/h - ohne Helm - erreicht. Klar, die S-Pedelecs lassen sich bis 45 km/h treten, aber nur mit Versicherungskennzeichen, einschlägigem Führerschein und Helmpflicht. Aber darüber können sportliche Fahrer nur lächeln. Mit Rennrad oder bergab geht es auch mal bis weit über 60 km/h.

Mit großem Interesse habe ich die Pro-Contra Artikel über E-Bikes gelesen. Wie alles im Leben haben die Geräte zwei Seiten. Was allerdings die Kollegin als Kontraargumente geschrieben hat, ist ein mieser, stimmungsmachender Artikel ohne auch nur den Hauch von Sachkenntnis. Munter vermengt die Autorin Einzelaspekte- und das auch noch sachlich falsch. Fangen wir einmal an: Die Autorin beklagt, dass E-Bikes bis zu 40 km/h schnell seien, die Fahrer nicht der Helmpflicht unterliegen und die Geräte versicherungsfrei sein. Richtig ist: Es gibt zwei Klassen an E-Bikes:

a) Pedelecs. Diese Fahrräder sind normale Fahrräder mit einem E-Motor als Unterstützung. Der Motor funktioniert nur, wenn man strampelt. Diese sind auf 25 km/h beschränkt und sind wie normale Fahrräder führerscheinfrei, unterliegen nicht der Versicherungspflicht und auch nicht einer Helmpflicht. Diese Bikes stellen die absolute Mehrheit der E-Bikes. Was die Autorin nicht erwähnt ist, dass die Fahrer von diesen E-Bikes ganz normal über die Haftpflichtversicherung versichert sind.

b) S-Pedelecs. Diese brauchen nicht unbedingt durch Strampeln aktiviert werden. Hier muss man unterscheiden, ob die Höchstgeschwindigkeit bis 20, bis 25 oder bis 45 km/h beträgt. Je nachdem braucht man einen Mofaführerschein oder sogar einen Führerschein der Klasse 4 oder auf Neudeutsch AM. Selbstverständlich unterliegen diese Fahrräder der Versicherungspflicht und der Helmpflicht.

Weiterhin stößt die angedeutete Neiddebatte sauer auf. Bloß weil die Teile mehr als 2000 Euro (was im Übrigen falsch ist) kosten, taugen die nichts? Was soll dieses Nichtargument?

46 Prozent der befragten Mannheimer sind der Meinung, dass es in ihrer Stadt nicht genug Radwege gibt, die 44 Prozent, welche das Angebot gut finden, sind überwiegend bei den Nicht- oder Wenigradlern zu finden. Vielfahrer würden sich gar mit 62 Prozent Anteil mehr Radwege wünschen. So das Ergebnis einer Befragung im März.

Radwege kosten Geld, keine Frage, aber eine Stadt, welche die Erfindung des Fahrrads für sich in Anspruch nimmt, sollte bei Radwegen mehr Flagge zeigen. Im 21-Punkte-Programm für mehr Radverkehr steht zum Beispiel unter Punkt acht: "Bei allen Straßenbaumaßnahmen sind die Belange des Radverkehrs zu beachten". Als jedoch der mittlere Abschnitt der Augusta Anlage aufwendig saniert wurde, haben die Planer die Radfahrer ignoriert. Ein breiter, schöner Fußgängerboulevard mit doppelten Gehwegen und Grün ist entstanden, aber kein Radweg, den man gut hätte integrieren können.

Die Augusta-Anlage hat nämlich beiderseitig entlang der Häuserfront breite Trottoirs, die auch hauptsächlich genutzt werden, der mittige Boulevard ist nahezu ungenutzt. Andererseits, mit dem Rad auf der viel befahrenen Augusta-Anlage unterwegs zu sein, ist viel zu gefährlich und darum nicht zumutbar. In dem zitierten 21-Punkte-Programm ist auch von einem "Runden Tisch Radverkehr" die Rede. Vielleicht können diese Damen und Herren das Thema "Augusta-Anlage" in Bälde auf den runden Tisch bringen.

Eine solch langweilige Zeitungsausgabe habe ich lange nicht gelesen. Karl Drais in Ehren - aber in einer gesamten Ausgabe über Fahrräder, Fahrräder und nochmals Fahrräder zu berichten - das ist völlig übertrieben. Wohlgemerkt: Ich bin seit Jahrzehnten begeisterter Radfahrer. Aber zuviel ist zuviel!

Vielen Dank für die thematische Zeitung vom ersten April! Die Vielzahl der Artikel zeigt die nachhaltige und positive Wirkung einer Fahrrad-Kultur nicht nur für Mannheim auf. Worauf warten wir? Fahrradland Deutschland. Jetzt!

Herr Huhn, Sie haben den falschen Ansatz! Nicht die Fahrräder soll man kennzeichnen, sondern den Fahrer! Radfahrer sind keineswegs jenseits von gut und böse. Sie fahren auf Radwegen gegen die Fahrtrichtung oder verschmähen diesen, als Sportradler sowieso. Sie fahren als Erwachsener auf dem Gehweg, falsch rum durch jede Einbahnstraße, durch den Wald, Friedhof und Stadtpark, bei Nacht mit schwarzen Klamotten ohne Licht (weils schwerer geht) oder gar mit dem Mountainbike und wenn sie einen Fußgänger umfahren, dann suchen sie mit ihren Drahteseln zusammen das Weite.

Ab zehn Jahren muss der Radfahrer auf die Fahrbahn und ab da sollte er auch ein amtliches Kennzeichen für das Fahren auf dem Fahrrad bekommen. Dieses muss er dann - wenn er Rad fährt - zeigen, befestigt am Fahrrad oder an der Mütze, oder auf dem T-Shirt oder sonst wie. Bürokratiemonster? Nein, nur eine weitere EDV-Datei beim Flensburger Amt.