Aufs Wort genau

Von 
Christian Schall
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Die Aufträge der Kunden viele namhafte Unternehmen aus der Region und darüber hinaus - laufen in Mannheim ein, dort kümmern sich die Projektmanager darum und fragen die Datenbank ab, wer aus dem Übersetzerpool die Anforderungen erfüllt und den Auftrag bearbeiten kann. Die flexword-Mitarbeiter können auf einen Datensatz aus mehr als 8000 Übersetzern, Lektoren, Sprachdienstleistern oder Grafikern in der ganzen Welt zurückgreifen. Die Übersetzungsdienstleistungen sind nach DIN EN 15038 zertifiziert - nach eigenen Angaben als einer der ersten Übersetzungsanbieter überhaupt. Dafür müssen die Übersetzer bestimmte Anforderungen erfüllen: mindestens eine formale höhere Übersetzungsausbildung (anerkannter Hochschulabschluss), eine vergleichbare Ausbildung in einem anderen Fachbereich mit mindestens zwei Jahren dokumentierter Übersetzungserfahrung oder mindestens fünf Jahre dokumentierte professionelle Übersetzungserfahrung. "Wir müssen uns über Kundenservice, Flexibilität und Qualität durchsetzen", sagt Geschäftsführerin Goranka Mi-?ak, die das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Mann, Werner Arnautovi?, leitet.

Bei den Übersetzern gilt das "Native-Speaker-Prinzip", es wird also nur in die Muttersprache übersetzt. Flexword kann seinen Kunden mehrere Dutzend Sprachen anbieten. Natürlich gehören nicht alle Sprachen dieser Welt zum Standard-Portfolio, zum Beispiel wird es bei afrikanischen Dialekten eng. "Aber alle Weltsprachen, die in der Wirtschaft und der Politik eine Rolle spielen, gehören zu unseren Standardsprachen", so Mi-?ak. Die Übersetzer selbst seien jeweils auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert, beispielsweise Recht, Finanzen oder Naturwissenschaften.

"Wir sind auf Übersetzungen mit sehr engen Lieferfristen und aufwändige Großprojekte spezialisiert", sagt die Geschäftsführerin. Meist laufen die Kundenaufträge in etwa so ab: "Wir haben ein Vertragswerk von etwa 100 Seiten, das wir in drei Tagen benötigen." Hier kommt flexword sein großes globales Netzwerk zugute. Kurzfristige Aufträge lassen sich damit auch zu Tagesrandzeiten oder über Nacht erledigen. Ein Vorteil gegenüber kleinen Betrieben oder Selbstständigen, die diesen Service nicht leisten können. Um die verschiedenen Zeitzonen besser bedienen zu können, existiert bereits ein Büro in London, und im Mai kommt ein weiteres in Florida hinzu.

Leistungen in immer kürzerer Zeit und mit perfektem Ergebnis werden immer häufiger vorausgesetzt: "Unsere Kunden sind außerordentlich anspruchsvoll." Die Anforderungen an flexword seien in den vergangenen Jahren weiter gestiegen. Selten geht es dabei um kurze und einfache Texte. Zum Beispiel sei die Übersetzung von E-Mail-Korrespondenz durch automatisierte Übersetzungen komplett weggebrochen. "Google liefert für die inoffizielle Verwendung teilweise schon brauchbare Ergebnisse", sagt Arnautovi?, wenngleich das Programm zum Teil immer noch kapitale Fehler mache.

Doch für Vertragswerke, Jahresberichte oder Schriften mit juristischem Inhalt, wie sie bei flexword eingereicht werden, reicht Google nicht. "Wenn Anwälte über Wochen an den Texten gefeilt haben, müssen sie in bester Fachsprache übersetzt werden und dürfen danach nicht sinnentstellt sein", sagt Mi-?ak. Als Beispiel nennt Arnautovi? die Dokumentation eines Kunden, der Atomkraftwerke zurückbaut: "Der Inhalt muss auf den Punkt genau stimmen."

Um eine gute Qualität zu erreichen, nutzt der Mannheimer Dienstleister sogenannte "Cat-Tools", computerunterstützte Übersetzungen. Auch die Übersetzer haben Zugriff auf die Softwarelizenzen, um nicht selbst die hohen Investitionen tätigen zu müssen.

Längst unterhalten viele Unternehmen eigene Dolmetscher-Abteilungen. Doch besonders in Hoch-Zeiten, wenn sie viele Übersetzungen in kurzer Zeit benötigen und diese selbst nicht mehr leisten können, greifen sie auf die Dienstleistungen von flexword zurück.

Für einen Übersetzungs-Dienstleister hat das Unternehmen eine beträchtliche Größe. Denn auf dem Markt sind überwiegend Einzelübersetzer oder Agenturen mit bis zu drei Angestellten tätig. "In unserer Größenordnung und mit unseren Qualitätsstandards gibt es wenig Wettbewerber", so Mi-?ak. Allerdings sind die internen, 33 fest angestellten, Mitarbeiter weniger mit Übersetzungen als mit der Organisation und der Projektkonzeption tätig. Der Personalbestand soll weiter wachsen, ebenso wie das Unternehmen. 62 Prozent betrug das Umsatzplus im vergangenen Jahr, und zweistellig soll es auch in diesem Jahr sein.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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