Umfassende Beratung steht an erster Stelle

Wir sprachen mit Dr. Martin Koschnick, leitender Arzt in der Klinik für Ästhetisch Plastische Chirurgie Rhein-Neckar in Ludwigshafen, über sein Spezialgebiet und neue Tendenzen.

#2022 Plastischer Chirurg, ästhetischer Chirurg, Schönheitschirurg - Begriffe, die häufig nicht klar getrennt werden. Wo liegt der Unterschied?

Dr. Martin Koschnick: Die Begriffe "ästhetischer Chirurg" und "Schönheitschirurg" sind keine geschützten Titel. Sie können deshalb auch von Ärzten geführt werden, die nur chirurgische "Minimal-Kenntnisse" haben. Einzig die Bezeichnung "Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie" ist geschützt. Ein solcher Facharzt verfügt meist über eine sehr breite Ausbildung in vier Aufgabenfeldern: Handchirurgie, rekonstruktive Chirurgie, Verbrennungschirurgie und ästhetische Chirurgie.

#2022 Wo liegt Ihr Schwerpunkt?

Koschnick: Die meisten Plastischen Chirurgen konzentrieren sich vor allem auf die rekonstruktive Chirurgie, z.B. die Wiederherstellung einer weiblichen Brust nach einer Krebserkrankung. Einige Fachärzte spezialisieren sich weiter. In unserer Klinik liegt ein großer Schwerpunkt auf Eingriffen ästhetischer Art, die etwa zwei Drittel der Operationen ausmachen und für die sich immer mehr Patienten entscheiden.

#2022 Hängt diese Enwicklung mit dem Trend zum optimierten Körper zusammen? Und ist dies ein neues Phänomen?

Koschnick: Früher waren ästhetische Korrekturen vor allem bei Menschen im fortgeschrittenen Alter gefragt und wurden meist im "Verborgenen" durchgeführt. Das änderte sich in den 1990ern. Durch das Facelift einer früheren Tagesschau-Sprecherin wurde auch eine breitere Öffentlichkeit stärker auf dieses Thema aufmerksam. Durch die nachfolgende Diskussion stiegen das Interesse und damit auch die Nachfrage nach Schönheitsoperationen, nicht zuletzt weil diese immer günstiger und sicherer werden. Mittlerweile lassen nicht nur Prominente ästhetische Eingriffe vornehmen, sondern Menschen aus allen Bevölkerungsschichten.

#2022 Schönheitsoperationen werden immer häufiger bei jungen Erwachsenen durchgeführt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Koschnick: Junge Menschen stehen heutzutage unter einem enormen Druck. Auf Plattformen wie Instagram werden Idealbilder gezeigt, die durch Make-up und Bildbearbeitungs-Techniken erzeugt werden. Um diesem Ideal möglichst nahe zu kommen, denken viele junge Menschen über Schönheitseingriffe nach. Sehr beliebt sind Lippenkorrekturen. Immer wieder kommt es sogar vor, dass auch Minderjährige einen operativen Eingriff wünschen. Doch bei Jugendlichen sollten auf keinen Fall solche Operationen durchgeführt werden.

#2022 Wie läuft die Beratung im Vorfeld eines ästhetischen Eingriffs bei Ihnen ab?

Koschnick: Unser Ziel ist es, den Patienten alle Informationen an die Hand zu geben, um sich für einen Eingriff zu entscheiden. Basis hierfür ist ein ausführliches Gespräch, indem wir die in Frage kommenden Methoden erläutern. Bei einem weiteren Gespräch weisen wir genau auf die Risiken eines Eingriffs hin. So stellen wir sicher, dass der Patient die richtige Entscheidung treffen kann. Denn gründliche Beratung ist das A und O unserer Arbeit - und die Grundlage für zufriedene Patienten.