Trinkwasser Sparen scheint heute unmodern zu sein

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"Verbrauch sinkt - Preise steigen", BA vom Mittwoch, 18. Juni

Es scheint ein Phänomen unserer Zeit zu sein, zu glauben, dass auftretende Probleme nur mit dem Einsatz von Geld gelöst werden können. "Verantwortungsträger" nehmen Geld leicht in die Hand, es ist ja in der Masse nicht ihres. Geht das jeweilige Problem auf ihre Fehlleistung zurück, haben sie meistens keine Konsequenzen zu fürchten, siehe Wowereit und Flughafen Berlin: Geld verbrannt!

Die Reihe lässt sich fortsetzen: Als der EU die Fahrradwege zu schmal erschienen, schaffte man sie nach typisch deutschem Gehorsamsmuster in vielen Gemeinden unserer Region faktisch ab, indem man die Fahrradwegschilder beseitigte. Unsere EU-Nachbarn lachen sich kaputt und ignorieren den EU-Erlass.

Also: Besser keine Radwege als schmale? Die verbliebenen roten Fahrstreifen müssen nun auch nicht mehr gewartet werden und gammeln vor sich hin. Dass sie einmal einen Sinn hatten und unser aller Geld gekostet haben, ist ohne Bedeutung: Geld verbrannt!

Immer wieder: Geld verbrannt!

Der Umgehungsstraße von Groß-Rohrheim musste als Geländeausgleich die Straßenverbindung Biblis-Jägersburg, die nicht allzu lange vorher renoviert worden war, geopfert werden. Wäre die Umgehung zeitnah zu ihrer ersten Beantragung 1965 gebaut worden, hätte man die Straße erhalten können. Bei den Umgehungen der B 44 habe ich von Geländeausgleich nichts gehört: Geld verbrannt!

Und jetzt ist das Wasser dran. Ein Professor hält das Wassersparen für falsch, weil die Entwässerungsrohre durch zu geringes Abwasseraufkommen "kaputt gingen". Also müssen sie "regelmäßig aufwendig und teuer gereinigt werden - mit Trinkwasser".

Rohrspülung mit Trinkwasser? Wieso das denn? Wäre Wasser aus Oberflächengewässern nicht qualitativ ausreichend? Man macht sich nicht die Mühe, nach Lösungen zu suchen, die ökonomisch vertretbar sind.

Vor einigen Jahren begannen die Gemeinden, die Abwassergebühren teilweise auf "versiegelte Oberflächen" zu erheben. Das erschien damals möglicherweise sinnvoll, um der Flächenversiegelung entgegenzuwirken. In Anbetracht der jetzt neu zu bewertenden Situation wäre eine Rücknahme dieser Maßnahme dringend angesagt. Oder lieber Geld verbrennen?

Wassersparen ist nach wie vor ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Herr Frede gehört zu der Generation, denen die Schäden der Grundwasserabsenkung im Hessischen Ried bekannt sein müssten - vergessen?

Mir scheint, Sparen ist unmodern, fremdes Geld zu verbrennen modern.

Johann Krauß

Lorsch

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