Leserbrief "Nicht alle über einen Kamm scheren", BA vom 26. November
Von 70 Zeilen meines Leserbriefes befassten sich 57 oder 81 Prozent mit Unzulänglichkeiten des Gesamtstraßenverkehrssystems. In 13 Zeilen oder 19 Prozent wurde beklagt, dass die meisten Motorradfahrer auf den Zufahrtswegen nach Lindenfels die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht einhalten, also zu schnell und zu laut fahren. Diese Kritik ist berechtigt, weil immer noch zu viele Motorradfahrer durch selbst verschuldete Unfälle sterben - wie ein Toter auf der B 47 bei Lindenfels. Deshalb ist die Unfallprävention zu verstärken.
Was wurde mit dieser Forderung über einen Kamm geschoren? Außerdem ist es erlaubt, Entwicklungen von 1950 bis 2014 nebeneinander zu stellen. Wer will schon seinen Urlaub an immer lauter werdenden Durchgangsstraßen verbringen?
Dem Kritiker ist der Inhalt des Forschungsergebnisses der Universität Gießen unbekannt. Trotzdem belegt er es mit seiner eigenen Kritik und führt weiter aus: Ich hätte "vergessen zu erwähnen, dass Motorradfahrer nur im wärmeren Halbjahr und dann vorwiegend an Wochenenden zu diesem Lärm beitragen."
Der Kritiker kennt bei den Fahrzeugemissionen anscheinend nur den Lärm. Tatsache ist, dass 70 Prozent der Anlieger an Durchgangsstraßen früher sterben: an Immissionen des Lärms, des Straßen- und des Reifenabriebs, des Schwermetallabriebs der Bremsanlagen, des Katalysatorabriebs der Auspuffanlagen und den Nanopartikeln des Treibstoffverbrennungsprozesses mit Hunderten von unsichtbaren schädlichen chemischen Stoffen.
Die Nano-Teilchen, deren Anzahl sich in der Straßenluft um Zehnerpotenzen erhöht haben, durchdringen die Lungenbläschen und gelangen in die Blutbahn; darunter sind auch Dioxine, die hin und wieder die Grenzwerte in Muttermilch übersteigen. Nicht von ungefähr ist im Weißbuch der EU-Kommission festgehalten, dass bis 2050 die konventionellen Fahrzeuge mit normalen Verbrennungsmotoren aus den Städten verbannt werden.
Hermann Erb
Lindenfels