Kindergartengebühren Im Sinne einer familienfreundlichen Politik abstimmen

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Leserforum zu "Eltern sollen höhere Kindergartengebühren zahlen", BA vom 26. November

Die Elternvertreter des Kindergartens Rodau möchten zur Erhöhung der Betreuungsgebühren Folgendes feststellen: Ein Ganztagsplatz in Rodau hat bis Juli 2010 noch 113 Euro gekostet. Jetzt kostet er 195 Euro. Dies entspricht einer Preissteigerung von 72,5 Prozent. Ab 2015 kostet dieser Platz 210 Euro. Das heißt: Wir haben es mit einer 86-prozentigen Preissteigerung im Vergleich zum Juli 2010 zu tun.

Bürgermeister Dr. Habich wies uns als Elternvertreter darauf hin, dass der von uns angeführte Vergleich zu dem "vermeintlich" günstigen Bensheim "hinke". Wir stellen fest: Nach der Rechnung des Bürgermeisters Habich kostet der Ganztagsplatz in Bensheim 175 Euro. Das sind im Vergleich zu der Ganztagsbetreuung in Rodau satte 20 Prozent weniger. Das entspricht 420 Euro Mehrausgaben für einen Rodauer Ganztagsplatz. Unser vom Rathauschef infrage gestelltes Rechenexempel ist also korrekt.

Erhöhung ist unverhältnismäßig

Allgemein halten wir fest, dass angesichts einer prognostizierten durchschnittlichen Gehaltssteigerung in Höhe von drei Prozent für das Jahr 2014 die Erhöhung der Kindergartengebühren unverhältnismäßig ist. Wir empfinden die Gebührenerhöhung der letzten vier Jahre - gemessen an der durchschnittlichen Gehaltsteigerung der Arbeitnehmer - als utopisch. Die nun geplante achtprozentige Erhöhung der Betreuungsgebühren ist unter Berücksichtigung der immensen Preissteigerungen der vergangenen vier Jahre nicht angemessen.

Zudem weisen wir erneut darauf hin, dass das neue Kinderfördergesetz (KiföG) dazu dienen soll, die Balance zwischen Erwerbstätigkeit und Familie zu erleichtern, weil gerade durch den Besuch eines Kindergartens die Teilhabe an frühkindlicher Bildung gefördert und gefordert wird. Dieses hohe Gut muss für alle Familien finanzierbar sein und bleiben. Aber gerade Alleinerziehende oder Familien mit geringem Nettolohn geraten durch die drastische Erhöhung immer weiter unter Druck.

Dient dem Allgemeinwohl

Erziehung von Kindern im Allgemeinen dient - nach unserem Empfinden - dem Allgemeinwohl. Zudem ist Familienfreundlichkeit, wenn wir Deutschland als Wohlfahrtsstaat verstehen, ein zentraler Faktor für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.

Deshalb bitten wir nochmals, von einer weiteren, rein marktwirtschaftlichen Orientierung bei der Gebührenerhöhung abzusehen, und bitten jeden Einzelnen, der darüber abstimmt, dies im Sinne einer familienfreundlichen Politik zu tun.

Stefanie Gellert

Rodau