"Etablierte Parteien müssen sich an die eigene Nase fassen", BA-Leserforum vom Samstag, 19. März
Landrat a. D. Wilkes sieht die Ursache für den Wahlerfolg der AfD darin, dass die Parteien dem Volk zu wenig aufs Maul schauen ("sich entfernen von den Bürgern, ihren Sorgen und kritischen Fragen"). Das ist aus mehreren Gründen wohl falsch.
1. Ein Teil der AfD-Wähler sind sehr konservative Menschen: gegen Homo-Ehe, Abschaffung der Wehrpflicht, Mindestlohn, Atomausstieg ... - also gegen die Mehrheitsmeinung von SPD, Grünen und CDU.
Tun, was man für richtig hält
Fazit I: Man muss "dem Volk aufs Maul schauen" - aber man darf dem Volk nicht nach dem Mund reden. Man muss tun, was man für richtig hält - auch wenn Konservative dann die AfD wählen.
Fazit II: Manchmal muss man sich großen Herausforderungen stellen und mit hohem Risiko entscheiden: Atomausstieg, Eurorettung, Flüchtlingskrise ... Wer das anders sieht, der soll auch AfD wählen.
Keine Mehrheit für AfD-Vorschläge
2. Ein Teil der AfD-Wähler glaubt, mehr öffentliches Gehör zu finden. Stimmt. Aber sie werden keine politischen Mehrheiten finden, weil ihre Lösungsvorschläge keine Mehrheit finden. Die Frustbürger werden also nicht weniger.
3.) Ein Teil der AfD-Wähler glaubt, mit der AfD hätten sie Aussicht auf eine bessere Zukunft. Das Gegenteil ist der Fall: a) So gut ging es uns allen noch nie (Rente mit 63, Mindestlohn, Kita-Plätze, Erziehungszeiten, Pflegeversicherung ...). b) Es wird für alle schlechter werden: Mangelndes Wirtschaftswachstum (= geringere Rente, höhere Arbeitslosigkeit), Geldkrise, Ökokatastrophe ...
Ein Teil hört gar nicht zu
4.) Ein Teil der AfD-Wähler hört einem gar nicht zu. Für sie lügen alle, die nicht ihrer Meinung sind.
Der Rat von Landrat a. D. Wilkes, CDU und SPD sollten sich "zunächst mal dringend an die eigene Nase fassen"- wie abstrakt-nichtssagend ist das denn?
Herr Wilkes sollte sagen, welche Lösungen besser sind, damit sich die AfD-Wähler beruhigter fühlen könnten.
Stefan Link
Lorsch
