Winkelbach Klares Ja zur Renaturierung - aber richtig

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Im Winkelbach sollen wieder Fische leben, BA vom 14. Juli

Dem Gewässersystem Winkelbach wurde seit dem Mittelalter durch Maßnahmen der Riedentwässerung sein natürliches Bachbett genommen und ein Kanal von Bensheim bis Gernsheim gegraben. Versuche zur Renaturierung an diesem Kanal, bei dem teilweise das Gewässerniveau höher liegt als das umliegende Gelände, müssen daher immer ein Stückwerk bleiben.

Bei der Renaturierung nördlich der Hartbrücke musste deshalb das Gelände aufgefüllt werden, um ein natürliches Bachbett zu schaffen. Auch Steine und Holz im Kanalbett bringen kaum Fische zurück, sondern erhöhen nur das Überschwemmungsrisiko in diesem schmalen Kanalbett, da sie den Abfluss des Wassers durch Stau und Verwirbelungen behindern. Eine Überflutung der teuren Sportanlagen im Weiherhaus bei Hochwasser, sagt Ulrich Androsch, Geschäftsführer des Gewässerverbands Bergstraße im BA: Das darf doch nicht wahr sein.

Künstlicher Graben

Ein Wort zum alten Bachlauf des Gewässers: Es floss am heutigen Bensheimer Klärwerk vorbei, dann zwischen Schwanheim und Fehlheim durch, an Rodau und der Aspenlache, keltischer Name für See, vorbei bis Langwaden. Dann nach dem Durchstich durch die Dünenkette im Flurstück Winkel - daher sein Name Winkelbach -, ebenfalls als künstlicher Graben bis zur Rheinmündung, der ab Maria Einsiedel mehrmals verlegt wurde.

Dem Bach sein natürliches Bachbett wieder zu geben, ist heute wegen der Siedlungsdichte sowie der durch seine Verlegung gewonnenen Baugebiete und Ackerflächen nicht mehr möglich. Dazu sind die fehlerhaften neuen Bebauungen besonders in Rodau und die bei Starkregen überschwemmten Äcker in dem verlandeten Flussbett besonders hervorzuheben. Dies wird daher ein immer währender Kampf mit dem Wasser bleiben.

Bisher keine Bebauung

Doch es bleibt zum Glück noch ein großes Stück, das sich zu einer professionellen Renaturierung anbietet. Ab der Aspenlache bei Rodau bis Langwaden ist die natürliche Flussaue ohne Bebauung noch vorhanden. Der Damm von 1934 für den hier höher gelegten Winkelbach ist marode geworden und müsste sowieso erneuert werden, was eine Menge Geld kosten wird.

Die tiefliegende Bebauung in Rodau kann weiterhin durch den westlichen Bachdamm geschützt werden, die Entwässerung der umliegenden Gebiete weiterhin durch den Lindenbruch- und Landgraben erfolgen.

Keine Probleme in Langwaden

Problemlos ist Langwaden, da es auf einem hochwasserfreien Gebiet gebaut ist. Bewohner und Landwirte von Langwaden stehen nach meinen Gesprächen einem solchen Projekt nicht negativ gegenüber. Auch würde man der Absenkung des Geländes in der Flussaue entgegenwirken, da durch den Wasserentzug die darunter liegenden Torfschichten austrocknen. Dies wird ebenfalls noch weitergehen.

Der Ankauf der teilweise nassen Wiesen und der wenigen Ackerflächen dürfte für diese professionelle, großflächige Renaturierung die kleinste Hürde sein - entgegen Aussagen von Verantwortlichen des Gewässerverbandes Bergstraße. Hier wäre noch die einmalige Chance gegeben, ein Stück alter Flussaue wieder herzustellen, wie es das Ried früher einst war.

Siegfried Eschborn

Bensheim

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