Schwierige Akustik

Lesedauer

Zur Berichterstattung über den Schriesheimer Zehntkeller

Haben wir nun einen "neuen" Zehntkeller oder einen "historischen"? Wenn ich auf die Beleuchtung und den durchaus gelungenen Tresen schaue, dann einen "neuen". Wenn ich an die Decke schaue - oh Graus: Grauer Sichtbeton! Ist das historisch? Auf jeden Fall ist das Geschmackssache - aber nicht mein Ding! Doch über Geschmack lässt sich trefflich streiten, also Schwamm drüber.

Wenn nun aber der neue, historische Zehntkeller sich als Veranstaltungsraum bewähren soll, muss dringend die Akustik nachgebessert werden. Den schwierigen Bedingungen fielen am Aschermittwoch einige der Wortakrobatiken des Philipp Scharri zum Opfer. Die reflektierende Betondecke, wie der geflieste Boden und die fehlende dämpfende Garderobe an den Längsseiten lassen den Schall zu viele ungebremste Kreuz-und-Querwege nehmen, womit das Ohr an die Grenzen seiner Aufnahmefähigkeit gerät. Selbst das Gespräch in der Sechser-Runde wird in dieser akustischen Brandung zur Anstrengung.

Was ist also zu tun? Aus meiner Sicht könnten z. B. von einem Akustik-Spezialisten gestaltete Holz- oder Gipsverkleidungen an der Decke installiert werden, die den Schall genügend brechen statt ihn ungehindert in den Raum zurückzuwerfen. Ich will hier beileibe keine zweite Elbphilharmonie für Schriesheim, aber es wäre doch schön, in Zukunft mehr als nur geschätzte 60 bis 70 Prozent der genialen Wortspiele eines Philipp Scharri zu verstehen - rein akustisch, meine ich. Damit die Besucher des Zehntkellers - vor allem die auswärtigen - ihm nicht über kurz oder lang den Rücken kehren. Winfried Plesch, Schriesheim