Statistiken - Manipulierte Daten führen Menschen hinters Licht Wahrheit bleibt verborgen

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Wer manipuliert denn da die Statistik?

Vor einiger Zeit war mal ein Artikel mit der Überschrift "Mafiöse Strukturen nehmen zu" in der Zeitung. Dies wurde in dem Artikel darauf zurückgeführt, dass 2012 60 Verfahrenskomplexe und 2011 "nur" 56 Verfahrenskomplexe zur organisierten Kriminalität in Baden-Württemberg gezählt wurden. Klingt doch plausibel, oder?

Aber die mathematische Statistik sagt da was ganz anderes! Bei 56 beziehungsweise 60 Fällen im Jahr liegt der "statistische Fehler" bei circa 7,6 Fällen (Quadratwurzel aus 56 beziehungsweise 60). Das heißt, eine jeweilige Abweichung bis zirka plus/minus 7,6 von den Werten 56 beziehungsweise 60 sind ganz normal und man kann keineswegs von Zu- oder Abnahme sprechen. Dies ist erst möglich, wenn mehrere Jahre betrachtet werden und dann eine Tendenz ersichtlich wird. Hier kann man aber nur sagen, dass die Fälle zwischen 2011 und 2012 "im Großen und Ganzen" gleichgeblieben sind oder: "sich nicht wesentlich (signifikant) verändert haben".

Ganz richtig wurde in besagtem Artikel weiter unten Justizminister Rainer Stickelberger zitiert: "Diese Schwankungen haben erfahrungsgemäß mit einzelnen Verfahren und Ermittlungskomplexen zu tun".

Um es noch deutlicher zu machen: Bei den 56 Verfahren 2011 gab es 382 Hauptbeschuldigte, ein Jahr später, 2012, bei 60 Verfahren aber nur 340 Hauptbeschuldigte. Da liegen die statistischen Daten viel deutlicher auseinander! Warum hat der Artikelschreiber also nicht aus den Anzahlen der Beschuldigten geschlossen, dass die mafiösen Strukturen abgenommen hätten? Mit diesen Beispielen steht wohl auch für den Laien erkennbar fest, dass aus mehreren statistisch erstellten Zahlen zwei so herausgegriffen wurden, dass der Artikelschreiber ein vielleicht ihm angenehmes Bild in der Überschrift gezeichnet hat, das aber nicht den sachlichen, statistischen Tatsachen entspricht.

Leider werden durch solche manipulierenden Interpretationen statistischer Daten die Menschen oft hinters Licht geführt, besonders wenn ideologische oder wirtschaftliche Interessen dahinter stehen, wie in der Politik oder zum Beispiel bei Behandlungsmethoden in der Medizin oder bei der Pharmaindustrie, wenn es um die Wirksamkeit von Medikamenten geht.

Hans Odoj,

Schwetzingen