Alter Bahnhof Neulußheim SZ war die Initiatorin des Treffens

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Neben den großen Themenfeldern der Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur, gibt es in der Schwetzinger Zeitung auch die kleine Rubrik mit Informationen zu aktuellen Veranstaltungen.

Eine solche Information zu einer Kunstausstellung im "Alten Bahnhof Neulußheim" führte bei mir zu einer Reminiszenz an längst vergangene Zeiten sowie zu ein paar spektakulären aktuellen Ereignissen. Dort war eine Vernissage mit den Namen einer Malerin und eines Bildhauers Peter Lubasch angekündigt, darüber hinaus eine musikalische Umrahmung mit einer Musikerin und ihrer Querflöte und dem Musiker K. Steidel mit seinem Vibraphon.

Die beiden Aussteller waren mir nicht bekannt. Die Dame mit der Querflöte auch nicht. Der Name des Musikers machte mich aber hellhörig, beflügelte die Imagination und führte vor meinem geistigen Auge zu Bildern und Erlebnissen aus unserer Studienzeit vor 50 Jahren. Mein Votum für den Besuch dieser Ausstellung war schnell gefällt. Ich fieberte sogar dem Eröffnungstermin entgegen. Schon beim Einparken vor dem alten Bahnhof wuchs die Spannung, als ich die Frau und meinen ehemaligen Kommilitonen vor dem Eingang stehen sah. Er noch gut erkennbar mit demselben vollen Haarwuchs wie früher, nur total grau.

Ich nahm zunächst, um mich zurückzuhalten, lieber den Nebeneingang. Nach der Musik, der Eröffnungsrede, der Kunstbetrachtung und dem beginnenden Smalltalk zwischen den Besuchern, wagte ich die Konfrontation. Zunächst mit einem positiven Feedback, besonders zum zweiten rhythmisch toll präsentierten Musikstück.

Ich habe dann eine Einladung offeriert, auch einmal in meiner Galerie zu spielen, da schon öfters Musiker bei mir in Erscheinung getreten sind. Nach dem Überreichen der Visitenkarte fiel der Groschen. Die Reaktion meines ehemaligen Kommilitonen könnte man als positiven Schock bezeichnen.

Einige Tage nach dem Kunstevent im Alten Bahnhof, trafen wir uns bei mir in der Galerie zu einem extensiven retrospektiven Abend, zwar ohne Musik aber mit viel Nostalgie. Bei unserem zweiten Treffen machten wir Musik. K. Steidel kannte ich während unseres Studiums nur als Pianisten. Er wurde aber irgendwann neben dem Vibraphon auch ein brillianter Bassspieler. Das konnte ich an diesem zweiten Abend wahrnehmen und durch unser Zusammenspiel genießen. Allerdings war mit dem Vergnügen auch ein bisschen Kritik verbunden. Während ich in der Regel an meinem Flügel alleine spiele und das Sentiment den korrekten Takt dominieren darf, muss in der Musikgruppe korrekt gezählt werden. Das hat dann gegen Ende auch ganz gut geklappt. Unser Duo Bass und Piano scheint eine Etappe zu sein, der noch andere interessante folgen dürften. K. Steidel spielt nämlich auch E-Bass in einer Combo, zu der auch eine Sängerin gehört. Bereits Ende April ist in meiner Galerie ein Konzert-Event mit dieser Combo geplant.

Mein Besuch im Neulußheimer Bahnhof führte zu merkwürdigen Koinzidenzen: Ich wollte schon immer diese Institution kennenlernen. Ich ging nicht wegen der Kunst hin, sondern wegen der Nostalgie einer Wiederbegegnung. Die Arbeiten des Bildhauers Lubasch haben mir recht gut gefallen. Der künstlerische Aspekt kam dergestalt zum Tragen, dass ich eine kleine Holzskulptur gekauft habe. Als mir der Künstler später die Skulptur nach Hause gebracht hat, war er von meiner Sammlung und von der Mosaik-Fassade des Hauses so angetan, dass er mich zum Sommerfest in seinem Garten eingeladen hat. Als bester Platz für die 80 Zentimeter hohe Holzfigur hat sich mein Flügel erwiesen. Diese lokale Verortung dürfte eine gute nachbarliche Beziehung von zwei Disziplinen favorisieren.

Anton Strobel, Brühl

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