Spaltung der Gesellschaft - Was kann diese überspannte Welt noch heilen? Der tiefe Riss

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Es ist genug: Vielleicht heilt die Zeit deshalb alle Wunden, weil nur sie versteht, wie wichtig die Liebe im Leben ist. Doch in unserer absurd überspannten Welt hat sie es nicht gerade leicht, wenn nur noch nach dem Preis und kaum noch nach dem wirklichen Wert gefragt - ja selbst die "Liebe" als Produkt im großen Stil vermarktet wird.

Wo Verständnis und Mitgefühl unter die Räder kommen und Menschen zu Zeitsklaven und ferngesteuerten Zombies verkommen, die nur noch zu funktionieren haben, und immer mehr Menschen sich sogar noch am Leid und Schmerz anderer ergötzen, da beginnt man zu zweifeln.

Über die Grundfragen des "Seins" zu philosophieren - vielleicht schweigend auf einer Bank nebeneinander sitzend und der Natur lauschend und über Gottes Schöpfung zu staunen - das hat in einer von Action, Dynamik und SmartphoneSucht überfluteten Welt eher etwas exotisches.

"Was wirklich wichtig ist, sieht man nur mit dem Herzen." So lautet die Kurzform der Philosophie aus "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry. Und auch die Gralslegende erzählt im Grunde von der Suche nach dem Edlen - dem Göttlichen - in uns selbst. Von diesen Idealen sind wir in unserer gottlosen Welt weiter entfernt denn je.

Denn wieso werden Menschen, die mit dem Herzen sehen, be-schimpft, attackiert, ja sogar verletzt, weil sie sich beispielsweise um Flüchtlinge kümmern?

Oder warum werden anderseits Menschen, die sich einfach nur sorgen darüber, ob dies alles zu bewältigen und richtig ist, was da gerade abgeht, unweigerlich in die NaziSchublade gesteckt? Dieses Schwarz-Weiß-Denken steht im krassen Widerspruch zur vielgelobten Vielfalt.

Ob USA, Türkei, Europäische Union oder Deutschland - fast überall auf der Welt geht ein tiefer Riss durch die Bevölkerung. So stark, dass sogar Menschen allein deswegen ermordet werden, weil sie für etwas sind, wie die britische Labour-Politikerin Jo Cox, die für einen Verbleib in der EU warb.

Die sogenannte Elite aus Politik und Wirtschaft schafft es nicht nur nicht mehr die Gesellschaft zusammenzuführen, sondern sie treibt deren Spaltung durch ihre Reden und durch ihr Handeln sogar noch voran.

Und bestimmte Konzerne sorgen obendrein dafür, dass die Menschen ihre Zeit immer mehr in virtuellen Welten verbringen und so ihren Smartphones näher sind, als ihren Mitmenschen.

Wann begehrt die Menschheit endlich dagegen auf und schreit laut hinaus: "Es ist genug".

Herbert Semsch, Brühl

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