DDR 2.0 - Gibt es bald nur noch eine verordnete Meinungsfreiheit? Im Schraubstock des Systems . . .

Lesedauer

So lange ich denken kann, kann ich mich an keine Zeit erinnern, in der internationale Krisen in so großer Zahl an so vielen Orten gleichzeitig auf uns eingestürmt wären wie heute. Während also Millionen nicht wissen, wie und ob sie den morgigen Tag überleben, betreibt die Nato zusammen mit Deutschland an der russischen Grenze Kriegsspiele.

Und was machen wir? Wir hetzen uns ab, wollen immer mehr. Durch eine beispiellose Gier, welche die sogenannte "Elite" propagiert, prallen dabei Interessen steinhart aufeinander wie Abrissbirnen.

Beziehungen zerreißen, die Grenzen und Privatsphäre anderer werden mit Füßen getreten, ja wir sind pausenlos mit einer stoischen Freudlosigkeit in Eile, bis die eigene Gesundheit uns irgendwann die Grenzen aufzeigt.

Sind all die Dinge, die wir anstreben, weil sie angeblich gut für uns sein sollen, wirklich gut für uns? Würden wir alle ernsthaft über unser Tun nachdenken und entsprechend konsequent handeln, dann könnte die gesamte Wirtschaft und soziale Ordnung auseinanderfallen. Es wäre, als fände der Esel heraus, dass die Karotte, die er vor der Nase hat und die ihn rennen lassen soll, an seinem eigenen Kopf befestigt ist.

Damit dies nicht passiert, dafür sorgt schon das System nach dem Motto: Solange wir sie unter Druck setzen und die beschäftigt sind, stellen die keine unangenehmen Fragen, bleiben schön angepasst und fleißig. Und doch erkennen immer mehr, dass hier grundsätzlich was falsch läuft, denn was wirklich wichtig im Leben ist, das schreit nicht, drängt sich nicht auf, ist nicht dringend und nicht kurzfristig.

Gedankenaustausch im großen Rahmen erfolgt viel über die sozialen Netzwerke im Internet, wobei hier manchmal der Terminus asozial eher angebracht wäre - nicht nur wegen "Hasspostings", sondern wegen der Verrohung der Sprache allgemein. Genau dies aber nimmt man nun als Vorwand, um hierzulande die Staatszensur wieder einzuführen und so der totalen Kontrolle ein Stück näher zu kommen.

200 Vollzeitkräfte gehen einer Beschäftigung nach, die wir in Deutschland eigentlich nie wieder sehen wollten: Dem Beruf des Zensors.

Und wer genau verfolgt, was da passiert, dem entgeht nicht, dass es auch um was anderes geht. In Kurzform: Führende Politiker dürfen kritische Bürger zwar schon mal als "Pack" bezeichnen, ohne dass dies Konsequenzen hat, aber umgekehrt spüren zu kritische Stimmen aus der Bürgerschaft schon, was die "Zarin aus der Uckermark" und ihr Gefolge als Majestätsbeleidigung auffassen.

70 Jahre sind wir in der BRD ohne Zensur ausgekommen und in Ostdeutschland ist es gerade erst einen Augenblick her. In folgenden angeblich demokratischen Staaten gibt es auch hauptberufliche Internetzensoren: China ,Türkei, Nordkorea, Myanmar, Syrien, Vietnam, Iran, Saudi Arabien, Pakistan, Turkmenistan.

Wir brauchen uns also nicht über die Pressefreiheit oder Zensur in den oben genannten Ländern aufregen, denn wir bewegen uns selbst langsam in Richtung DDR 2.0.

Herbert Semsch, Brühl

Mehr zum Thema

Marleys Welt Huch: Ich bin zwei

Veröffentlicht
Mehr erfahren