Ehegattensplitting - Immer mehr Unverheiratete und Single-Eltern Regelung überarbeiten

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Ich habe persönlich nichts dagegen, wenn für eingetragene Lebensgemeinschaften steuerlich die gleichen Regeln gelten sollen wie für Ehen. Was mich allerdings stört, ist, dass diese Aktion, die sich leicht in der Presse gut darstellen lässt und für den Staat auch noch recht günstig ist - der Anteil eingetragener Lebensgemeinschaften ist nicht allzu hoch - eine andere große Frage verschleiert: Ist in der heutigen Zeit ein Ehegattensplitting überhaupt noch sinnvoll? Früher, zurzeit der Gründungsväter der Republik und auch noch etwas danach, war es normal, dass Verheiratete auch bald Kinder bekamen.

Das Ehegattensplitting war dazu gedacht, Familien steuerlich zu entlasten. Das Splitting ist geblieben, aber heutzutage geht eine Heirat nicht mehr unbedingt mit der Gründung einer Familie einher. Im Gegenzug nimmt die Zahl Alleinerziehender und Familien ohne Trauschein zu. Diese erhalten aber, abgesehen vom Kinderfreibetrag, keine steuerlichen Vergünstigungen, könnten das Geld aber selbstverständlich auch gut brauchen. Da der Generationenvertrag darauf basiert, dass Kinder die Renten der vorherigen Generationen finanzieren, leisten Familien ohne Trauschein und Alleinerziehende einen wertvolleren gesellschaftlichen Beitrag als Ehepaare ohne Kinder. Doch das wird finanziell nicht honoriert, im Gegenteil, Steuerklasse 1 kommt für Alleinerziehende fast schon einer Bestrafung gleich.

Hier sollte der Staat ansetzen, um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, anstatt medienwirksam im "Sommerloch" dem kleinen Prozentsatz eingetragener Lebensgemeinschaften Steuergeschenke zu machen. Natürlich kostet das den Staat viel Geld, doch im Vergleich zu manchen Steuererleichterungen für irgendwelche Lobbyvereinigungen wie Hoteliers wäre es gesellschaftlich sinnvoll angelegt.

Richard Schmitt, Altlußheim

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Steffen Mack
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