Generationenfreundlichkeit Schlechtes Beispiel

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Fast jeder junge Mensch durfte schon die Erfahrung machen, sich eine Art moralische Standpauke über seine "unfreundliche, faule, respektlose (...) Generation" anhören zu müssen - vom Vertreter der jeweils vorletzten Generation - vorzugsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Supermarkt, eben dort, wo alle mal hingehen.

Was mir zu denken gegeben hat, war ein Vorfall, den ich im Rahmen meiner Aushilfstätigkeit im evangelischen Kindergarten "Kleine Strolche" miterlebt habe. Unter der Aufsicht zweier Erzieherinnen und mir, waren wir mit dem Bus in die Eisdiele am Lindenplatz in Brühl gefahren. Als wir auf dem Rückweg an der Bushaltestelle warteten, ereignete sich eine Begegnung der besonderen Art zwischen den Erzieherinnen und einem Grundstücksbesitzer.

Er wies uns darauf hin, dass die Kinder sich auf seinem Privatgrundstück aufhalten und er im Falle eines Unfalls mitverantwortlich wäre. Als die Erzieherinnen die Kinder aufforderten, sich in Reih und Glied auf dem schmalen Gehweg aufzustellen, wurde der Ton ruppiger. Er warf den Erzieherinnen Bösartigkeit vor.

Es ist sein gutes Recht, uns auf die Grundstückgrenzen hinzuweisen, aber die Art und Weise hat mich schockiert. Dieses Erlebnis hat die Kinder mitgenommen und für Aufruhr gesorgt. Ich bin weit davon entfernt, hier den breiten Pinsel schwingen zu wollen. Auf unserem Ausflug sind uns viele ältere Menschen freundlich begegnet, nicht zuletzt der Eisverkäufer. Aber ich liege vermutlich nicht falsch, wenn ich davon ausgehe, dass es die gleichen Leute sind, die sich über die "respektlose Jugend" beschweren und dann vor Kindern in einem solchen Tonfall Erzieherinnen anfahren. Toleranz ist nicht nur gegenüber der älteren, sondern auch gegenüber der allerjüngsten Generation gefordert. Oder welche Einstellung wird die Jugend von morgen sonst zu ihren älteren Mitbewohnern erlangen?

Ann-Cathrin Maier, Rohrhof

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