Religion - Jahrhundertealte Traditionen kritisch beleuchten / Verstümmelung ohne die Zustimmung des Betroffenen nicht mehr zeitgemäß / Gottes Schöpfung nicht kritisieren Ist die Beschneidung gottgewollt?

Lesedauer

Zur Klarstellung: Ich bin weder Kenner des Judentums noch des Islam, aber ich frage mich: Was sind das für Religionen, deren Hauptanliegen offensichtlich die Beschneidung der Vorhaut des männlichen Gliedes ist? Angeblich ist das Leben des Jüdischen Glaubens sonst nicht möglich! Religiöse Gebote und Gesetze wurden vor langen Zeiten von Menschen gemacht in guter Absicht, dadurch ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen und der Gesundheit der Menschen förderlich zu sein. Sie entstanden zu einer Zeit, als die Menschen noch weitgehend ungebildet waren und in der jeweiligen Religion Halt und Geborgenheit fanden. Dazu gehören besonders auch Rituale. Was die Gesundheit anbelangt, so ist es sicher empfehlenswert, sich sauber zu halten (rituelle Waschungen) und zum Beispiel kein Schweinefleisch zu essen oder Fastenperioden einzuschieben. Daher stammt vermutlich auch die Sitte, die Penisvorhaut aus hygienischen Gründen zu entfernen. Nur, weil das schon seit Jahrhunderten gemacht wird, bedeutet das nicht, dass es richtig ist. Inzwischen sind wir aufgeklärt und leben in modernen Verhältnissen, wo Körperhygiene selbstverständlich sein sollte. Dazu gehört die Reinigung des Penis genau so wie das Zähneputzen und die Reinigung der Fingernägel. Die Vorhaut hat ja auch eine Funktion, nämlich den empfindlichsten Teil des Penis zu schützen. Ist sie nicht mehr da, so nimmt die Sensibilität der Eichel mit der Zeit stark ab. Ob es einen Unterschied in der Empfindung zwischen beschnittenen und unbeschnittenen Männern gibt, ist schwer zu beantworten, die Gefühle des jeweils anderen sind nicht spürbar.

Die Beschneidung ist eindeutig eine Verstümmelung ohne Zustimmung des Betroffenen, ob nun mit oder ohne Anästhesie. Ein "normaler" Penis sieht anders aus als ein beschnittener und die Verstümmelung ist auch nicht mehr rückgängig zu machen. Man kann aus einer Religionsgemeinschaft austreten oder sie Wechseln, oder in diese eintreten, aber beschnitten ist beschnitten! Nicht umsonst ist die "Religionsmündigkeit" auf die Vollendung des 14. Lebensjahres festgelegt. Daher findet bei den Katholiken dann die Firmung und bei den Protestanten die Konfirmation als Bestätigung der Zugehörigkeit zur Kirche statt. Ob das das richtige Alter für eine Entscheidung ist, sei dahingestellt, aber man kann sich ja später immer noch anders entscheiden. Kinder oder Säuglinge durch körperliche Veränderung in eine Religionsgemeinschaft zu zwingen, ist übergriffig und hat mit religiöser Erziehung aber auch gar nichts zu tun. Nun ist der "Ethikrat" aber eingeknickt und hat vor den Forderungen von Juden und Islamisten, wenn auch unter Auflagen, kapituliert. Ich finde, dass es aus religiöser Sicht vermessen ist, Gottes Schöpfung zu kritisieren und zu glauben, man(n) müsse hier ohne gesundheitliche Notwendigkeit korrigierend eingreifen.

Und was ist mit den Eltern, die ihre Kinder beschneiden lassen, ohne hierfür religiöse Gründe zu haben, nur weil es Mode ist? Dürfen die das künftig trotzdem oder gibt es zwei Klassen von Menschen? Bei Hunden hat der Tierschutz dagegen gesiegt, denn das Coupieren der Rute oder der Ohren bei einigen Rassehunden ist in Deutschland seit Jahren mit oder ohne Betäubung verboten. In diesem Fall zählt das Wohl von Hunden mehr als das von Menschen!

Werner Wohlfahrt, Plankstadt

Mehr zum Thema

Seite 1 Nähe und Abstand

Veröffentlicht
Mehr erfahren