Backenbläserumzug Plankstadt - Beobachtungen einer gar nicht närrischen Begegnung Wenn der Linienbus kommt . . .

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Es war der Sonntag, an dem in Plankstadt Faschingsumzug war. Wir standen an der katholischen Kirche, an der schönen breiten Straße. Die Sonne lachte, die Mitmenschen waren lustig drauf und in erster Linie gespannt auf diverse Motiv-Fahrzeuge. Nun, das mit den Motiv-Fahrzeugen hat sich, augenscheinlich, nicht erfüllt, kann wohl daran gelegen haben, dass im letzten und auch in diesem Jahr , besonders politisch betrachtet, nicht sehr viel los war - ein bissel spaßiger Sarkasmus muss sein. Oder vielleicht liegt es auch daran, dass die Mitmenschen alle Utensilien, wie Trump-Perücken nebst beleidigtem Schnutengesicht und vielleicht auch alle VW-Autos aus Pappe aufgekauft haben. Wie auch immer, außer einige große Wagen, die darauf hinwiesen, zu welcher Karnevalsgesellschaft sie gehören, und ein wenig Fußvolk, bekam das Auge nichts zu sehen und das Zwerchfell wenig zu lachen. Wir ergaben uns dem Galgenhumor hin!

Ach ja, einigen der Akteure ging es wohl nicht viel anders! Wie wir darauf kommen? Solch verdrießliche, unmutige und demotivierte, kurzum lustlose Gesichter hat man selten in einem Umzug gesehen. Selbst deren Bewegungsapparat, verfiel in den Zombie-Modus. Wir unterließen es daher auch, die Arme in die Höhe schnellen zu lassen und den "aktiven Mitläufern" ein schmetterndes "Ahoi" entgegenzuschleudern, da wir es nicht riskieren wollten, diese Herrschaften aus ihrer Lethargie zu reißen.

Aber wir wollen uns doch gar nicht beschweren, denn es geschahen so viele andere Dinge um uns herum. Wollen wir mal anfangen zu erzählen: Die Polizei kontrollierte beispielsweise Jugendliche, ob diese nicht etwa Alkohol in ihren Flaschen haben und wehe wenn, dann wurde dieser ausgeleert, eine Maßnahme, die wir äußerst begrüßten, auch ihre Zigaretten mussten Jugendliche unter 16 Jahren abgeben.

Während dieser Kontrolle lag ein junges Mädchen, zirka 14 bis 15 Jahre alt, wenige Schritte neben uns, auf dem heiligen Rasen der katholischen Kirche und ließ ihre närrischen Mitmenschen an ihrem zuvor zugeführten Essen teilhaben. Spaß und Freude sieht anders aus! Aber der Rasen wurde gedüngt. Den Polizisten fiel nichts auf.

Aber wirklich bemerkenswert war der junge Begleiter der Teenie-Närrin, denn dieser wich keinen Schritt von ihrer Seite, nur dem Häufchen auf dem Rasen wich er stets gekonnt aus. Er telefonierte das Rote Kreuz herbei und die Sanitäter kümmerten sich rührend und professionell um das Teenie-Engelchen, welches dem Teufel Alkohol unterlegen war. Zeitweise war sie nicht mehr bei sich. Auch konnte sie nicht verhindern, dass sie von ihren Eltern abgeholt wurde. Diese gingen auch sehr souverän mit der Situation um und verfrachteten die Tochter, nebst loyalem Begleiter, in ihr Auto.

Die Polizei sorgte auch dafür, dass ältere Herrschaften, die mit ihrem Fahrrad auf breiter Straße langsam dahin fuhren, pronto von den Rädern absteigen mussten, um dieses zu schieben, was nur recht und billig war. Das hatte die Polizei gut im Griff! Weniger gut, um ehrlich zu sein - undenkbar, unglaublich und ohne Worte - war die Tatsache, dass sich neben uns ein großer Schatten breit machte. Wir trauten unseren Augen nicht, aber da stand plötzlich der öffentliche Linienbus, in seiner ganzen großen Pracht, genau neben uns, also mittendrin in der Menschenmenge und auf der Straße, auf der die Umzugsfahrzeuge entgegen kamen.

Das war jetzt die faktische Schilderung, die emotionale war eher schockierend - und im ersten Moment tauchten bei mir Bilder von Lastwagen in unseren Köpfen auf, die in Menschenmengen hinein fuhren. Ist dieser Gedanke so absurd oder war es eher unsere normale Reaktion auf diesen Bus? Wir bekamen unsere Münder nicht mehr zu, als er tatsächlich unbeirrt und ungehindert weiter fahren konnte. Echt krass, aber wahr!

Alles blieb stehen - Umzugsfahrzeuge wie auch Menschen - und schauten dem Geschehen ungläubig zu. Natürlich waren viele Besucher hierüber empört. Es dauerte auch nicht lange, da kam dieser Bus wieder zurück und natürlich auch wieder mitten durch die Menschenmenge. Dieses Mal bekam der Bus Begleitschutz von zwei, neben ihm herlaufenden Feuerwehrmännern, die ein wenig schauten, ob denn der Weg für den Bus schön frei ist. Und Helau und Alaaf und Ahoi, aller guten Dinge sind drei - der Bus kam erneut und wieder waren die Feuerwehrmänner dem Bus behilflich.

Die Gefahrenquelle, ältere Herrschaften auf dem Fahrrad, wurde erfolgreich durch die Polizei gebannt, der Linienbus wurde den Herren vom Brand anvertraut. Fazit: Es muss nicht immer Terror in einer - angenommenen - Gefahrenquelle stecken. Oder wie seht ihr das?

Ahoi und Helau - es grüßt eine Närrin.

Clara Uhrig, Schwetzingen