Forum der Leser - Bürgermeisterkandidat Udo Bauer zum Thema Grünflächen in Bürstadt Fragen Sie doch die Gärtner!

Lesedauer

Wie bei der letzten öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung zu vernehmen war, stellte die Regierungskoalition den Antrag, dass die Stadt Bürstadt ihr Grünflächenmanagement verbessern möge. Grund ist, dass die Stadtgärtner mit der Pflege der jetzt vorhandenen Grünflächen kapazitativ völlig überfordert sind.

Da sich außerdem die Bürgerbeschwerden zum Thema Grünflächenpflegenotstand häufen, anscheinend ein nachvollziehbarer, sinnvoller Antrag. Dass dieselben Antragsteller in gleicher Sitzung die Errichtung der Chausseebaumallee in Bobstadt feierten, machte dann stutzig.

Denn weder gibt es eine gesicherte Finanzierung für den größten Teil der Errichtungskosten noch eine finanzielle Planung für die notwendige Unterhaltspflege. Wie das enden dürfte, lässt sich schon heute an der Glücksbaumallee in Bürstadt besichtigen.

Wer nun denkt, das sei alles, der wurde schnell eines Besseren belehrt, denn der Antrag zum Grünflächenmanagement, der nach früheren Bekunden des Fraktionsvorsitzenden der CDU ja bereits im Koalitionsvertrag vereinbart war, ist ja mit Leben zu füllen. Da das ja offenbar von langer Hand vorbereitet war, war ich darauf gespannt, wie man die Pflegemisere in den Griff kriegen will.

Als schlichtem Denker fallen einem da ja drei Möglichkeiten ein: die Menge der Arbeit verringern, die Arbeitskapazität erhöhen oder eben eine Kombination aus beidem. Die vorgeschlagene Vorgehensweise hat mir dann aber echt die Sprache verschlagen: Erstellung eines Grünflächenkatasters, um den notwendigen Pflegeaufwand aller öffentlichen Grünflächen zu dokumentieren. Jetzt könnte man ja denken, damit ließe sich vielleicht Zeit gewinnen, bis eine gute Lösung des realen Problems entwickelt ist. Weit gefehlt, denn seitens der Verwaltung wurden die Antragsteller darüber informiert, dass die Erfassung in einem Kataster rund 65 000 Euro kosten würde. Doch bei Nennung dieser Zahl dämmerte es selbst der Regierungskoalition, dass sich das den Bürgern angesichts der Finanzmisere nicht vermitteln lasse.

Da ich als Besucher der Ausschusssitzungen zum reinen Zuhören gezwungen bin, war ich in jeder Beziehung sprachlos über so wenig Planungskompetenz und Management-Know-how. Als quasi außerparlamentarischer Oppositioneller will ich dennoch einen konstruktiven Vorschlag machen: Hat schon mal jemand mit den Gärtnern gesprochen?

Es ist nämlich deren Wissen und Kompetenz, wie man Grünanlagen pflegeleicht gestaltet. Mit den Gärtnern muss man auch besprechen, wie man den Pflegeaufwand für die vorhandenen Anlagen nach und nach reduzieren kann. Darüber gibt's sogar leicht verständliche Sachbücher und Informationen. Einfach mal "Lazy Gardening" oder "Urban Gardening" in die Suchmaschine eintippen und staunen, wie das Problem anderweitig gelöst wird.

Ganz zuletzt noch dies: Der neue Betreiber der Biogasanlage stellte sich ja auch in eben dieser Sitzung vor. Er hob hervor, wie wichtig die Verträge für die Versorgung mit Biomasse sind. Hat schon mal jemand daran gedacht, Brachen und andere immer wieder verkrautende öffentliche Flächen so zu bepflanzen, dass beim Verkauf der Biomasse wenigstens der Pflegeaufwand finanziert wird?

Mehr zum Thema

Handball Ex-Löwen-Trainer Gärtner: „Erst mal froh, aus dem Profigeschäft zu sein“

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Kolumne #mahlzeit Tangiert der Antisemitismus-Skandal auf der Documenta die Kunstfreiheit?

Veröffentlicht
Mehr erfahren