Forum der Parteien - Zum Bau eines stationären Hospizes Suche nach Grundstück fortsetzen

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Einmal mehr werden die Reihen für eine Kampfabstimmung in der Stadtverordnetenversammlung unserer Stadt aufgestellt. Einmal mehr steht nicht die Sachfrage im Vordergrund, sondern die Frage, wer leistet wem Gefolgschaft. Garantiert gibt es dabei Verlierer, nur steht noch nicht fest, wer das alles sein wird.

Dabei geht es um ein Anliegen, das weitgehend unstrittig ist. Die Stiftung möchte ein Hospiz in Viernheim bauen. Das wird nahezu einhellig begrüßt. Uneingeschränkt auch von mir, obwohl ich anmerken möchte, dass ich eine sehr ernstzunehmende Stimme gehört habe, die bestens begründet auch eine Alternative zur 4,4 Millionen schweren Investition aufgezeigt hat. Problematisch ist der Bauwunsch allerdings durch die Fokussierung auf ein ungeeignetes Gelände. Auf 600 Quadratmetern offensiv erworbenem Grund in der Seegartenstraße ginge zunächst einmal gar nichts, erst weitere 1000 Quadratmeter von der Stadt würden die derzeitige Planung realisieren lassen. Und dieser Teil ist Grünfläche in einem der dichtest bebauten Blocks unserer Stadt (Hochhaus, FdS, Tiefgarage, Geschossbauten Rathausstraße). Im Fall einer Bebauung in die Tiefe des Blocks würde die Kleinklima ausgleichende Wirkung trotz einer geplanten Teil-Dachbegrünung zum größten Teil aufgehoben. Der Spielplatz müsste verschwinden oder auf den Tiefgaragendeckel verlegt werden. Folgen: weiterer Kostenaufwand (Träger?), eingeschränkte Nutzbarkeit bei hohen Temperaturen.

Glaubwürdigkeit leidet

In unserer Stadtentwicklungspolitik wird seit Jahren das Ziel verfolgt, bei aller baulichen Verdichtung die Lebensqualität im innerstädtischen Bereich zu sichern. Dazu gehört der Erhalt von Freiräumen. In diesem Sinn bahnbrechend waren neuere Bebauungspläne, die ein Bauen in der zweiten Reihe ermöglichen, aber auch kleinklimatisch wirksame Bereiche im Blockinneren festschreiben - nicht immer im Sinn der Eigentümer, aber akzeptiert. Und nun würde sich die Stadt von der eigenen zukunftsorientierten Politik verabschieden und einen neuen B-Plan beschließen! Haben wir wirklich nur eine Wahl zwischen Ja und Nein? Muss das Vorhaben unbedingt durchgezogen werden? Falls ja, wird die Glaubwürdigkeit unserer Stadtentwicklung leiden.

Es gibt keinen zwingenden Grund, das Hospiz neben Krankenhaus und FdS zu bauen. Ein Hospiz ist eine eigenständige Einrichtung - die Verortung im Zentrum wäre allenfalls wünschenswert. Ich erinnere an den sinnvollen Beschluss, den Neubau des FdS im Herzen der Stadt zu beschließen. Weiterhin ist es nicht zwingend, dass das Haus mit zwölf Gastzimmern und zahlreichen weiteren Räumen gebaut werden muss. Eine verkleinerte Version halte ich für möglich, aber immer noch für problematisch. Ein so sinnvolles Vorhaben muss nicht übers Knie gebrochen werden, es gilt vielmehr, die Suche nach einem geeigneten Grundstück fortzusetzen. Ich appelliere auf diesem Wege an das Kuratorium der Stiftung St.-Josef-Krankenhaus, eine unangebrachte Kampfabstimmung vermeiden zu helfen und versichere allen in der Sterbebegleitung Engagierten meinen allergrößten Respekt.