Schwimmbad und Sportplatz - Leider geht es immer öfter um die Gemeindekasse als um die Gesundheit der Bürger Betriebswirtschaft in Brühl

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Zwei Themen sorgen derzeit für Aufmerksamkeit und Aufregung in der Hufeisengemeinde. Wenn zwei miteinander diskutieren, kommt einem der New Yorker Central Park in den Sinn. Kein US-Bürger würde daran denken, ihn zu verscherbeln, obwohl das Milliarden in die Stadtkasse spülen würde.

Eine vertane Chance? Nein, ein sicherer Gewinn. Zwar nicht für den Kämmerer und seinen Haushaltsplan, also nicht betriebswirtschaftlich gesehen. Wohl aber für die Gesundheit der Bürger. Die Bäume und Wiesen des Parks sorgen für eine Temperatursenkung und frische Luft, insgesamt also für die Gesundheit aller. Sie bilden eine grüne Lunge und damit ein unersetzliches volkswirtschaftliches Plus. Es ist klug, den Park zu erhalten.

Genauso unersetzlich sind in Brühl auch das Schwimmbad, das in diesem Sommer geschlossen bleiben soll, und der Sportplatz des Fußballvereins, der einem eng mit Wohnungen zugebauten „Quartier“ weichen soll. Die aus dem Verkauf dieser Fläche erwarteten Einnahmen sind seit Jahren verplant und für die Errichtung einer Ersatzfläche für den Fußballverein schon ausgegeben, für den „Sportpark-Süd“.

Den am alten Platz schon Wohnenden und ihren neuen Mitbürgern wird diese grüne Lunge also fehlen. Und die Bürgerinitiative zu diesem Projekt hat mit ihrem Wunsch, die Verdichtung aufzulockern, immerhin einiges erreicht.

Sie ist nicht ganz unzufrieden. Wenn sie auch gerne mehr bewirkt hätte. Bei den Punkten Ökologie, Verkehr und Lebensqualität wurde Maßgebliches verbessert. Doch die Grenzen waren gesetzt. Der Ge-meinderat hatte sich mit den Ausgaben für den „Sportpark-Süd“ schon die Hände gebunden. Damit waren die Chancen des Erreichbaren verengt. Für den Kämmerer geht also die Rechnung auf. Die Gesundheit der Bürger aber wird leiden.

Ähnliches erleben die Brühler mit ihrem Schwimmbad. Es wird im Sommer nicht öffnen. Wie auch das Ketscher. Dass man auf den Nachbarn verweisen kann, nimmt vielleicht den Druck von der Gemeindeverwaltung, macht aber alles nur noch schlimmer. Es fehlen jetzt zwei Möglichkeiten, sich nach dem „Lockdown“ zu erholen. Die Enderlegemeinde hat wenigstens den Hohwiesensee, den sie nächste Woche öffnen wird. Vergleichbar für Brühl gäbe es nur den einstigen Rheinauer Baggersee. Am Wochenende ist der freilich komplett übervölkert und der Gesundheit der Bürger alles andere als dienlich.

Schon das spricht für eine Öffnung des Brühler Schwimmbads. Es gibt aber auch hier eine volkswirtschaftliche Betrachtung. Als die Anlage errichtet wurde, war allen klar, dass sie alljährlich mit einem Zuschuss rechnen müssen, den sie nur mit deren Beitrag zur Volksgesundheit rechtfertigen konnten. Der aber fällt als Abschreibung weiter an.

Beziffern wir den Wert des Bads auf 15 Millionen Euro, ergibt das pro Jahr Kosten von mindestens einer Million. Für jeden der geschätzt 100 Badetage bedeutet das 10 000 Euro – plus den Verlust für die Volksgesundheit. Gibt es da keine Möglichkeit, klüger zu handeln?

Helmut Mehrer, Brühl

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