Bildungspolitik der AfD - Rechtsnationale wollen uns eine eindimensionale Denkweise überstülpen / Wehret den Anfängen Biedermann und die Brandstifter

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Die Rechtsnationale, die sich AfD nennt, will mit ihrer Bildungspolitik zurück ins 19. Jahrhundert. Meuthen spricht von Abschaffung des Bildungssozialismus, will aber diesen Bildungssozialismus für seine Ideologie selbst verwirklicht sehen. Allein der Gebrauch des Wortes Bildungssozialismus ist schon eine Verhöhnung unseres Bildungssystems. Der Begriff Bildungssozialismus ist Diktaturen zuzuordnen.

Die rechtsnationale AfD errichtet Meldeplattformen, um nicht mit ihrer Ideologie konforme Lehrer an den öffentlichen Pranger zu stellen. Das klingt nach Blockwarten, der Gedankenpolizei nach George Orwell. Dies hat nichts mit unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu tun. Herr Meuthen will uns diese Einschränkung der Meinungsfreiheit und die Freiheit der Lehre als freiheitliche demokratische Grundordnung verkaufen. Das ist so, als ob der Dieb ertappt wird und um von sich abzulenken ruft: „Haltet den Dieb!“ Es ist der Versuch der Rechtsnationalen, ihre Ideologie als einzige Ideologie darzustellen. Das ist finsterstes Mittelalter.

Die bisher initiierten Klagen gegen Lehrer sind zwar allesamt abgewiesen worden, aber sie schaffen ein Klima der Verunsicherung. Eine kritische und sachorientierte Auseinandersetzung mit dem Programm der Rechtsnationalen soll damit unterbunden werden. Welcher Lehrer will sich schon eines Verfahrens wegen einer angeblichen Dienstpflichtverletzung ausgesetzt sehen? Tillschneider, AfD-Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt, will die deutschen Klassiker wieder so in den Schulen besprochen sehen, dass sie zur Identifikation mit der deutschen Kultur anregen.

Sie greifen mit ihrer Bildungs- und Kulturpolitik in die tiefe Gruft des zwölf Jahre dauernden tausendjährigen Reiches und wollen diese wiederbeleben. Diesen Leuten geht es nicht wirklich um Bildung, um breite Allgemeinbildung oder um Meinungsvielfalt. Sie wollen eine eindimensionale Denkweise einführen, streng nach ihren Vorstellungen. Welcher Klassiker passt zu den Rechtsnationalen? Bestimmt kein Klassiker der Aufklärung. Am ehesten wohl Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“. Dies scheint mir der richtige Vergleich zu sein.

Die Brandstifter sind unter uns und haben sich in unserem Hause schon eingenistet. Eingenistet in unserem demokratischen Haus – durch Schmeicheleien, verdeckte Drohungen und der Gewissheit, dass der Hausherr, nämlich wir selbst, nicht merken, welche wirklichen Ziele von den Brandstiftern verfolgt werden. Zerstören um des Zerstörens willen.

Wir sollten unser Grundgesetz gegen die Brandstifter verteidigen. Wehret den Anfängen. Dieter Goldschalt, Schwetzingen

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