Kultur - Das Niveau sinkt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Der Tod des Bücherquartetts

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Zum Artikel „Bücherquartett“ (SZ vom 6. Dezember):

O Wunder, das ZDF hat uns dieses Jahr immer mehr Krimis geboten, am besten zwei pro Abend. Deren Niveau ist von Jahr zu Jahr gesunken. Jede Stadt muss schließlich ihren Krimi haben. Eine Stadt ohne Krimi ist ja nicht sehenswert. Besagte Krimis müssen Sex und Geld beinhalten, Alkohol und Blut fließen lassen. Und wo bleibt die Kultur? Auf die Ära Reich-Ranickis folgte die Bühne der Frauen: Felicitas von Lovenberg und Thea Dorn – und die Spielerei mit einer Wäscheleine, an der Zettel hingen mit Fragen, die das Gegenteil der Kultur produzieren – Speisen, Bett, Hobbys und zu guter Letzt der Einblick ins Paradies! Dann kam das Tandem Christine Westermann, die strickende, kochende Oma, und Volker Weidermann, der besser beim „Spiegel“ geblieben wäre. Deutschsprachige Literatur verschwand fast ganz (Amerika lässt grüßen) und die Sendezeit verscheuchte die interessierten, betagten Leser. Wie wäre es mit Literatur pur, ernsthaft kommentiert, und einer angebrachten Zeit – warum nicht nach den Nachrichten um 22 Uhr? Aber bitte nicht erst um Mitternacht! „Kultur ist das, was übrigbleibt, wenn man alles vergessen hat“?, sagte der französische Politiker Édouard Herriot, lange Bürgermeister der Stadt Lyon, meiner Heimat.

Christiane Loizeau-Steffen, Eppelheim